Wirtschaft

Sänger will aber lieber Dollar Simbabwe wirbt mit Reggae-Song für neue Währung

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Das ist der sechste Versuch innerhalb von 15 Jahren.

Das ist der sechste Versuch innerhalb von 15 Jahren.

(Foto: AP)

Simbabwe hat seit vielen Jahren Inflationsraten, die zu den höchsten der Welt gehören. Mit dem "ZiG" will die Regierung die Währung endlich stabilisieren. Doch die Bevölkerung ist skeptisch.

Dem Reggae-Musiker Ras Caleb brachte sein Werbesong für die neue simbabwische Währung ein neues Auto und Geld. Wie die Ironie es will, bekam er seine Gage aber nicht in den neuen "Simbabwe Gold"-Noten, sondern in US-Dollar. Den Wagen und die 2000 Dollar ließ ein Geschäftsmann mit engen Beziehungen zur Regierung dem Musiker zukommen.

Er wolle damit den "patriotischen" Einsatz von Ras Caleb belohnen, erklärte der Unternehmer. ZiG lautet die Abkürzung für die neue Währung, mit der die ausufernde Inflation in dem südafrikanischen Land - mal wieder - unter Kontrolle gebracht werden soll. Und "Zig Mari" heißt das Lied von Ras Caleb, das im staatlichen Rundfunk auf und ab gespielt wird.

Normalerweise braucht Geld keine PR, doch Simbabwes neue Währung ist auf jeden Rückhalt angewiesen, den sie bekommen kann - sind ihre Vorläufer doch allesamt gescheitert. Es ist die sechste Währung innerhalb von 15 Jahren.

Inflationsraten, die zu den höchsten der Welt gehören, machen Simbabwe seit langem zu schaffen. 2009 brach der Simbabwe-Dollar inmitten einer Hyperinflation von fünf Milliarden Prozent komplett in sich zusammen. 100-Billionen-Scheine wurden in Umlauf gebracht, um mit der Preisspirale Schritt zu halten. Ein Brot kostete mehr als 500 Millionen Simbabwe-Dollar. Vom Betreten eines Ladens bis zur Kasse stiegen die Preise, ebenso wie während eines Abendessens im Restaurant.

Charme-Offensive und Verhaftungen

Mit dem - durch Gold gedeckten - ZiG will Simbabwe nun endlich die Währung stabilisieren. Seit dem 5. April ist er die Währung des 16-Millionen-Einwohner-Landes. Doch das Misstrauen in der Bevölkerung ist groß. Der im Alltag dominierende US-Dollar genießt weitaus mehr Vertrauen.

Dem haben hochrangige Vertreter der Zentralbank und der regierenden ZANU-PF-Partei zur Einführung eine Charme-Offensive für den ZiG entgegengesetzt. Bei Kundgebungen und Versammlungen warben sie für die neue Währung und riefen die Menschen auf, statt zum amerikanischen Dollar zum ZiG zu greifen. Die Sender waren voll von Werbejingles, die neben Calebs ZiG-Song liefen.

Aber nicht nur auf die sanfte Art versuchen die Behörden, den ZiG zu stützen: Unternehmen, denen ein Untergraben der neuen Währung vorgeworfen wird, müssen mit einer Sperrung von Konten und Geldstrafen bis zu 200.000 ZiG rechnen. Straßenhändlern, die mit der neuen Währung inoffizielle Geschäfte machen, droht die Verhaftung. Mehr als 200 wurden laut Polizei bereits unter dem Vorwurf festgenommen, gegen die Umtauschbestimmungen verstoßen zu haben.

Zu ihnen gehören die 24 Jahre alten Zwillingsbrüder Tapiwa und Justice Nyamadzawo. Sie sollen nach Angaben der Strafverfolger mit einem Kurs von 15 ZiG pro Dollar gehandelt haben, während der offizielle Wechselkurs bei knapp über 13 ZiG lag. Sie sind weiter in Untersuchungshaft, es droht eine Höchststrafe von zehn Jahren.

Ganz konsequent ist die Unterstützung für den ZiG im Land allerdings nicht. Denn manche Unternehmen, wie etwa Tankstellen, dürfen weiter auf Zahlung mit US-Dollar bestehen. Auch einige Behörden wie das Passamt akzeptieren nur Dollar.

Schwarzmarkt existiert weiter

Zentralbankgouverneur John Mushayavanhu sieht den ZiG dennoch als ersten Schritt zur Abkehr vom Dollar. Seinen Angaben nach entfallen derzeit noch mehr als 80 Prozent der Transaktionen in Simbabwe auf die amerikanische Währung. Der US-Dollar ist Zahlungsmittel für Mieten, Schulgebühren und auch für Lebensmittel. Viele tauschen ihre Einkünfte in Landeswährung auf dem Schwarzmarkt gegen Dollar ein.

Bis übernächstes Jahr soll der Anteil der Dollar-Transaktionen laut Mushayavanhu auf 50 Prozent sinken. Zentrale Voraussetzung dafür dürfte sein, dass Vertrauen in die neue Währung geschaffen wird. Doch Druck und Gewalt seien kaum der richtige Weg dafür, warnen Wirtschaftsexperten und -verbände. Auch der Schwarzmarkt könne so nicht gestoppt werden.

"Sie werden darauf hinarbeiten, dass die Polizei sie nicht erwischt", betonte kürzlich Sekai Kuvarika, Geschäftsführerin des simbabwischen Industrieverbandes, vor den Finanz- und Industrieausschüssen des Parlaments. Seit Beginn der Razzien gegen Straßenhändler im April sind diese weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden, aber sie scheinen ihre Geschäfte in den Untergrund verlagert zu haben. Viele nutzen Soziale Medien und Messaging-Dienste, um ihre Kundschaft zu bedienen.

Die Skepsis gegenüber dem ZiG und die anhaltende Nachfrage nach US-Dollar würden den Schwarzmarkt trotz aller Razzien weiter antreiben, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Prosper Chitambara. "Die Lösung besteht darin, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Landeswährung zu stärken", betont er. Sonst würden die Menschen weiter "nach US-Dollars hungern".

Quelle: ntv.de, jga/AP

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