Niedersachsen ist Spitzenreiter So viele Windräder gibt es in Deutschland
07.03.2024, 13:31 Uhr Artikel anhören
Denn die Windenergie hinkt trotz des Abbaus zahlreicher Hürden durch die Ampel-Regierung ihren Vorgaben noch hinterher.
(Foto: Arne Dedert/dpa)
Bei der Stromerzeugung in Deutschland hat im vergangenen Jahr Windkraft die Kohle als wichtigsten Energieträger abgelöst. Profitiert hat die Windenergie besonders von einer Entwicklung: Nach Jahren der Flaute kommt in den Bau wieder Schwung.
Wind und Wasser statt Kohle und Atom: 2023 war ein gutes Jahr für die Ökostrom-Erzeugung in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat Windkraft die Kohle als wichtigsten Energieträger abgelöst. Fast ein Drittel (31 Prozent) des in Deutschland erzeugten Stroms stammte aus Windkraft, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Stromeinspeisung aus Windkraft habe 2023 einen neuen Höchstwert von 139,3 Milliarden Kilowattstunden erreicht.
Profitiert hat die Windenergie besonders von einer Entwicklung: Nach Jahren der Flaute kommt in den Bau neuer Windräder wieder Schwung. Im vergangenen Jahr wurden laut dem Bundesverband Windenergie (BWE) 745 neue Anlagen mit über 3,5 Gigawatt Leistung an Land gebaut. Das ist ein Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Kapazitäten ausgebaut und reichlich Wind
In Deutschland haben sich 2023 laut BWE an Land 28.677 Windräder gedreht. Auf See sind es 1566. Unangefochtener Spitzenreiter mit 6169 Anlagen im bundesweiten Vergleich ist Niedersachsen. Das macht einen Anteil von 21 Prozent aller Windräder aus. Gefolgt von Brandenburg mit 4039 und Nordrhein-Westfalen mit 3610 Anlagen. Am meisten gebaut wurde 2023 allerdings in Schleswig-Holstein. Mehr als 30 Prozent oder 249 Windräder sind dort ans Netz gegangen. Am wenigsten neu gebaut haben 2023 Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen. Das historisch vorhandene Nord-Süd-Gefälle wird durch den weiterhin geringen Zubau im Süden und den hohen Zubau in Schleswig-Holstein laut dem Verband weiter verstärkt.
Dass die Windenergie so deutlich zulegte, erklärten auch die Statistiker aus Wiesbaden damit, dass die Kapazitäten ausgebaut wurden - und dazu reichlich Wind wehte. Zudem wirkte sich auf die Quoten aus, dass die Gesamtmenge des erzeugten Stroms sank - und zwar um 11,8 Prozent zum Vorjahr. Die Gründe dafür: In energieintensiven Industriezweigen war die Nachfrage wegen schwacher Konjunktur geringer, zudem stieg die aus dem Ausland importierte Strommenge deutlich um 40,6 Prozent auf 69,3 Milliarden Kilowattstunden.
Der insgesamt erfolgreiche Hochlauf der erneuerbaren Energien muss laut BWE- Präsidentin Bärbel Heidebroek mehr sein als nur die Reaktion auf externe Krisen. "Es braucht einen gesetzlichen Rahmen, der langfristig, auch über diese Legislaturperiode hinaus, Klarheit und Planbarkeit schafft. Dann kann die Windenergiebranche auch ihr volles Potenzial als treibender Wirtschaftssektor entfalten, Arbeitsplätze in Deutschland sichern und zu einer sicheren und sauberen Energieversorgung beitragen", sagte sie.
Einheitlichere Anforderungen bei Transportgenehmigungen
Denn die Windenergie an Land hinkt trotz des Abbaus zahlreicher Hürden durch die Ampel-Regierung ihren Vorgaben noch hinterher. Das Regierungsziel für 2023 lag bei sechs Gigawatt, für 2024 sind es acht Gigawatt. Deutschland will insgesamt 2030 rund 80 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien insgesamt decken. Branchenverbände fordern von der Politik deswegen die möglichst schnelle Umsetzung weiterer, bereits angekündigter Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie.
Heidebroek verwies darauf, dass Bund und Länder sich im November 2023 im Rahmen des Pakts für Beschleunigung auf ein umfassendes Maßnahmenpaket geeinigt hätten. "Diese Beschlüsse müssen nun schnellstmöglich, am besten noch im ersten Quartal dieses Jahres, in Gesetze gegossen werden. Im vergangenen Jahr wurde ein Volumen von 7.504 Megawatt neu genehmigt. Um dieses möglichst reibungslos realisieren zu können, müssen jetzt die Weichen gestellt werden", sagte sie. Dazu zählte sie insbesondere planbare und einheitlichere Anforderungen im Bereich der Transportgenehmigungen, die derzeit Projekte verzögern und die Projektrealisierung massiv erschweren.
Quelle: ntv.de, jki/dpa/DJ/rts