Problem dürfte sich verschärfen "Stille Reserve" am Arbeitsmarkt liegt bei 3,1 Millionen
27.01.2023, 09:38 Uhr
Personen, die weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind, aber dennoch einen generellen Arbeitswunsch äußern, werden zur "stillen Reserve" gezählt.
(Foto: IMAGO/Nikita)
Wer gerade aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten kann, es aber eigentlich möchte, zählt zur "stillen Reserve". In Deutschland umfasst das mehrere Millionen Menschen. Die hohe Zahl ist aus einem bestimmten Grund ein Problem für den Arbeitsmarkt.
Millionen nicht erwerbstätige Frauen und Männer in Deutschland würden gern eine Arbeit aufnehmen. Diese sogenannte "stille Reserve" bezifferte das Statistische Bundesamt für das Corona-Jahr 2021 auf gut 3,1 Millionen Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren. Das entspricht rund 17 Prozent aller Nichterwerbspersonen. Zu dieser "stillen Reserve" gehören Personen ohne Arbeit, die zwar kurzfristig nicht für den Arbeitsmarkt verfügbar sind oder momentan nicht aktiv nach einem Job suchen, sich aber trotzdem eine berufliche Tätigkeit wünschen. Sie gelten deshalb nicht als erwerbslos.
Für den Standort Deutschland ist diese hohe Zahl ein Problem, da viele Unternehmen händeringend nach Mitarbeitern suchen. Allein die Zahl der offiziell bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen ist im vergangenen Jahr um 139.000 auf durchschnittlich 845.000 gestiegen. Fast in allen Branchen wird über einen Mangel an Fachkräften geklagt, weshalb in vielen Firmen nicht alle Aufträge angenommen oder rasch abgearbeitet werden können.
Das Problem dürfte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge ("Babyboomer") in Rente gehen. "Die Personen, die trotz Arbeitswunsch nicht auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind, lassen sich in drei Gruppen einteilen", erklärte das Statistikamt. Dazu gehören Frauen und Männer, die zum Beispiel aufgrund von Betreuungspflichten kurzfristig - innerhalb von zwei Wochen - keine Arbeit aufnehmen können. Andere wiederum würden gern arbeiten und wären auch verfügbar, suchen aber aktuell keinen Job - etwa weil sie glauben, keine passende Tätigkeit finden zu können.
Auch Personen, die zwar weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind, aber dennoch einen generellen Arbeitswunsch äußern, werden zur "stillen Reserve" gezählt. Allein zur letztgenannten Gruppe gehören 1,8 Millionen Menschen. Frauen stellen das Gros der "stillen Reserve" mit einem Anteil von 55,9 Prozent. Ein Großteil der "stillen Reserve" verfügt mindestens über ein mittleres Qualifikationsniveau: 60 Prozent hatten 2021 ein mittleres oder hohes Qualifikationsniveau, also mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Hoch-/Fachhochschulreife.
Quelle: ntv.de, mba/rts