Wirtschaft

"Juwel unter Wert" Thyssenkrupp-Marine-Systems-Chef dringt auf Ausgliederung

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Thyssenkrupp Marine Systems hatte jüngst für Singapur zwei U-Boote gebaut.

Thyssenkrupp Marine Systems hatte jüngst für Singapur zwei U-Boote gebaut.

(Foto: picture alliance/dpa)

Thyssenkrupp plant offenbar, seine Rüstungssparte von der Leine zu lassen. Sparten-Chef Burkhard hält den Zeitpunkt dafür gegenwärtig für ideal. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Und mit der Aufrüstung der Bundeswehr gebe es zusätzliches Potenzial.

Nach Einschätzung von Oliver Burkhard, Chef der Rüstungssparte von Thyssenkrupp, ist das Momentum für eine Verselbständigung von Marine Systems selten so gut gewesen wie derzeit. "Marine Systems ist ein Juwel - das bei Thyssenkrupp bisher allerdings etwas unter Wert lief", sagte Burkhard der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Auftragsbücher und Produktionshallen seien gut gefüllt.

Bei der angestrebten Verselbständigung von Marine Systems sind nach seinen Worten unterschiedliche Szenarien denkbar. Als Beispiel nannte Burkhard einen Spin-off. In dem Fall würden die Aktionäre von Thyssenkrupp Anteile an einem neuen, werthaltigen Unternehmen bekommen. Die grüne Transformation der Stahlsparte benötige immense Ressourcen, führte Burkhard aus. Zugleich brauche Marine Systems Wachstumsinvestitionen. Alles gleichzeitig gehe nicht.

"Investitionen bekommen wir am ehesten, wenn wir eigenständig agieren können", so Burkhard. "Ich bin davon überzeugt: Wenn man unser Marinegeschäft freilässt, hat das einen echten Mehrwert."

Dazu schaue man sich alle Optionen ganz genau an. "Wir brauchen eine werthaltige Lösung für Deutschland, für die Belegschaft, für die Kunden und auch für die Aktionäre von Thyssenkrupp", erläuterte Burkhard im Gespräch mit der FAS. "Als sich der Radartechnik-Hersteller Hensoldt von Airbus abgespalten hat, ist der Bund sogar selbst eingestiegen. Ich denke, das braucht es bei uns nicht unbedingt. Und auch als bei Hensoldt ein amerikanischer Finanzinvestor einsteigen durfte, gab es diesbezüglich keine Bedenken. Solche Bedenken sähe ich bei uns auch nicht."

Hoffnung auf Bundeswehr-Sondervermögen

Reuters hatte Anfang der Woche unter Berufung auf Insider berichtet, dass der Industriekonzern Thyssenkrupp seine Pläne für eine Abspaltung der Marine-Tochter vorantreibe. Burkhard habe in den vergangenen Wochen eine Reihe von Gesprächen mit möglichen Interessenten geführt. Die Arbeitnehmervertreter hatten sich nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung hinter die Pläne einer Verselbstständigung der Marine-Tochter mit rund 6500 Beschäftigten gestellt.

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Thyssenkrupp Marine Systems hat Standorte in Kiel, Hamburg, Bremen und Emden. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen zudem den Standort Wismar übernommen. Allerdings gebe es für eine dortige Produktion noch keine Aufträge, weshalb sich Thyssenkrupp mit Investitionen noch zurückhalte, sagte Burkhard der FAS weiter. Bei entsprechenden Bestellungen könnten am Standort in Mecklenburg-Vorpommern bis zu 1000 weitere Beschäftigte arbeiten. "Berechtigte Hoffnung" hat Thyssenkrupp laut Burkhard hier, dass "ein Teil des Sondervermögens" für die Bundeswehr in Höhe von insgesamt 100 Milliarden Euro "irgendwann bei uns ankommen wird".

Thyssenkrupp Marine Systems hatte in der Vergangenheit sowohl Gespräche mit der Bremer Lürssen-Werft als auch mit dem italienischen Konzern Fincantieri geführt. Lürssen hatte im Oktober 2021 sein Marinegeschäft vom Yachtgeschäft getrennt und in das Unternehmen Naval Vessels Lürssen (NVL) abgespalten. Zu den Konkurrenten der Werftentochter gehören der französische Schiffsbaukonzern Naval Group, Saab aus Schweden und die britische BAE Systems.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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