Wirtschaft

"Kommt in die USA" Trump droht Europas Unternehmen unverhohlen

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Nun habe für die USA das "goldene Zeitalter" begonnen, sagte Trump.

Nun habe für die USA das "goldene Zeitalter" begonnen, sagte Trump.

(Foto: REUTERS)

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos feiert die Wirtschaftselite die Globalisierung. Doch mit Donald Trump ist das vorbei. Mit "America First" setzt der neue US-Präsident völlig offen auf die Macht des Stärkeren.

Donald Trump ist zurück. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos war der neue und alte US-Präsident zugeschaltet, er hielt seine erste Rede nach seiner Amtseinführung, die an ein internationales Publikum gerichtet war. Je länger Trump sprach, desto klarer wurde: Europa hat ein Problem.

"Meine Botschaft ist klar", sagte Trump an die globale Wirtschaftselite gewandt. "Kommt und baut eure Produkte in den USA." Es werde angesichts von niedrigen Steuern und wenig Regulierung weltweit keinen besseren Ort geben, um Fabriken zu errichten. Sollten sie ihre Waren allerdings anderswo herstellen, gebe es Zölle. Wie hoch die sein werden, sagte er nicht. Aber: Die Einnahmen würden Milliarden, wenn nicht sogar Billionen Dollar in die US-Staatskasse spülen.

Trump teilte kräftig in Richtung EU aus: "Die EU behandelt uns sehr unfair und sehr schlecht", so Trump. Er warf der EU vor, keine landwirtschaftlichen Produkte und keine Autos aus den USA zu kaufen. Unabhängig davon, dass das nicht stimmt: Für Trump ist das Handelsdefizit mit der EU Ausdruck davon, dass die USA von den Europäern über den Tisch gezogen werden. "Ich versuche, konstruktiv zu sein, denn ich liebe Europa", sagte er. Doch das sei sehr mühsam.

Auch darin, dass Google und Apple von der EU zu Milliardenstrafen verurteilt wurden, sieht Trump die USA als Opfer unfairer Praktiken. "Egal, was man von diesen Firmen hält, es sind amerikanische Firmen", sagte Trump. Die Strafen seien eine Form der Besteuerung - und er werde dagegenhalten. Google muss wegen Missbrauch seiner Marktmacht 2,4 Milliarden Euro zahlen, Apple muss 13 Milliarden Dollar plus Zinsen zahlen, weil der Konzern in Irland unerlaubte Beihilfen bekommen hat.

"Amerika ist zurück"

Trump sprach eine Viertelstunde und antwortete dann auf überaus freundliche Fragen von Vorstandschefs. Dabei betonte er immer wieder: Er werde dafür sorgen, dass die USA nicht mehr unfair behandelt werden. Er verlange, dass andere Staaten den USA wieder Respekt entgegenbringen. Was er damit meinte: "Sie sagen, seit der Wahl leuchte überall auf der Welt ein Licht." Auch Länder, "mit denen wir nicht befreundet sind", sind glücklich. Denn sie würden "verstehen, wie großartig die Zukunft unter unserer Führung sein wird". Wenn Kanada keine Zölle zahlen wolle, könne es ja ein Bundesstaat der USA werden.

"Amerika ist zurück und offen für Geschäfte", sagte Trump. Wie er sich das vorstellt, zeigte er am Beispiel Saudi-Arabien. Das Land werde 600 Milliarden Dollar in den USA investieren. Er werde den "Kronprinzen, der ein fantastischer Kerl ist, bitten, die Summe auf eine Billion Dollar aufzurunden". Schließlich hätten die USA ja viel für Saudi-Arabien getan.

"Danke für die kraftvolle Rede, Herr Präsident", bedankte sich der Moderator der Veranstaltung. "Sie haben den Applaus gehört." Ironischerweise verkörpert Trump genau das Gegenteil davon, wofür das Weltwirtschaftsforum stehen will: "America First" statt Globalisierung, offene Märkte, eine Welt, die gemeinsam Probleme löst. Doch wichtig war dem Moderator lediglich, von Trump die Zusage zu bekommen, im nächsten Jahr nach Davos zu reisen. Er bekam sie nicht.

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, hatte zuvor in Davos gesagt: Es sei nicht pessimistisch, wenn man annehme, dass die EU vor einer existenziellen Krise stehe. Das zeige sich auch an Drohungen "eines großen Players in der Weltwirtschaft" gegenüber Ländern, mit denen er bislang zusammengearbeitet habe. Die sich abzeichnenden Änderungen in der Handelspolitik müssten als "bedeutsamer Weckruf" dienen. Trump drückte es so aus: Mit seinem Amtsantritt habe das "goldene Zeitalter" der USA begonnen.

Quelle: ntv.de

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