Chiphersteller unter Druck US-Börsen schließen kaum verändert
17.10.2023, 23:45 Uhr Artikel anhören
Die Zinssorgen sind zurück an der Wall Street.
(Foto: REUTERS)
Starke Konjunkturdaten schüren an der Wall Street Ängste vor dem weiteren Kurs der Fed. Am Anleihenmarkt steigen die Renditen. Wegen der erwarteten Verschärfung des US-Embargos gegen China kriselt es im Halbleitersektor.
Die Aussicht auf eine mögliche Deeskalation des Konflikts in Nahost hat der Wall Street am Dienstag leichten Auftrieb gegeben. Durchwachsene Konzernbilanzen und Zinssorgen nach den jüngsten Konjunkturdaten grenzten allerdings Gewinne ein. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte 0,3 Prozent fester bei 34.094 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gewann ebenfalls in dieser Größenordnung auf 4388 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte um 0,1 Prozent auf 13.587 Stellen vor.
Angesichts einer möglichen israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen gegen die Hamas und eines befürchteten Eingreifens der Hisbollah-Miliz wurden internationale Vermittlungsversuche verstärkt. "Ob letztendlich die Diplomatie siegt, dürfte die zentrale Frage sein. Auch ob Israel auf einen Einmarsch in den Gaza-Streifen verzichten wird", sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. "Die Angst davor, dass die Situation im Nahen Osten aus dem Ruder läuft, ist unverändert groß."
Die Kursgewinne grenzten auch frisch entflammte Zinssorgen nach den jüngsten US-Konjunkturdaten ein. Neue Anzeichen einer starken Wirtschaft warfen die Frage nach den nächsten Schritten der US-Notenbank Fed auf, die versucht, mit hohen Zinsen die Inflation zu bekämpfen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Die Erlöse der US-Einzelhändler im September stiegen etwa um 0,7 Prozent zum Vormonat. Experten hatten nur 0,3 Prozent erwartet. Auch die US-Unternehmen haben ihre Produktion im September stärker ausgeweitet als erwartet. "Gute Nachrichten sind für die Investoren im Moment schlechte Nachrichten", sagte Peter Tuz vom Vermögensverwalter Chase Investment Counsel. "Die Zahlen fielen stark aus und dies könnte dazu führen, dass die Fed die Zinsen länger auf einem hohen Niveau hält."
Öl kostete unterdessen weniger. Die Preise für die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI lagen jeweils leicht im Minus bei 89,56 beziehungsweise 86,43 Dollar pro Barrel (159 Liter). "Die Ölpreise schwanken, da die Händler abwarten, ob die diplomatischen Bemühungen der USA im Nahen Osten erfolgreich sein werden oder ob sich der Konflikt zwischen Israel und Hamas zu einem größeren regionalen Krieg ausweitet", sagte Edward Moya, Analyst beim Handelshaus Oanda. Die Verunsicherung drückte auch Staatsanleihen. Im Gegenzug zum fallenden Kurs kletterte die Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf 4,822 nach 4,710 Prozent am Montag.
Verluste bei Chipherstellern
Unter Druck bei den Einzelwerten standen vor allem Chiphersteller. Die Papiere etwa von Nvidia, AMD und Broadcom verloren bis zu rund drei Prozent. Die USA wollen im Wettstreit um die weltweite Führung bei Künstlicher Intelligenz (KI) ihr Embargo gegen China verschärfen. Das Lieferverbot würde sich dann auch auf einige Halbleiterprodukte erstrecken, die derzeit noch nach China exportiert werden dürfen. "Damit wird es für Nvidia im Reich der Mitte immer schwieriger, erhebliche Teile des bisherigen Umsatzes sind gefährdet", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. "Mit dem Thema Handelskrieg zwischen den USA und China schwelt damit ein zusätzlicher Risikofaktor für die Börsen weiter im Hintergrund."
Im Blick der Investoren blieb auch die Fahrt aufnehmende Bilanzsaison. So zogen etwa Bank of America um knapp drei Prozent an, nachdem die zweitgrößte US-Bank sowohl beim Investmentbanking als auch in der Handelssparte besser abgeschnitten hat als erwartet. Zudem profitierte die Großbank wie auch andere Institute im Sommerquartal von den kräftig gestiegenen Zinsen. Dagegen drückte ein Gewinnrückgang Goldman Sachs um ein halbes Prozent ins Minus.
Quelle: ntv.de, ino/rts