Zinssorgen schlagen nicht durch US-Börsen schließen mit leichtem Plus
06.02.2024, 22:56 Uhr Artikel anhören
Die geopolitischen Risiken sind für die Anleger der Wall Street nicht aus der Welt.
(Foto: AP)
Starke Bilanzen wichtiger Konzerne halten die US-Anleger bei Laune. Statt Rezession zeigt die US-Wirtschaft Wachstum. Damit bleibt eine Zinswende der Fed Zukunftsmusik.
Trotz anhaltender Zinssorgen und uneinheitlicher Konzernbilanzen haben die US-Börsen mit leichten Kursaufschlägen geschlossen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte ging 0,4 Prozent höher auf 38.521 Punkten aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,1 Prozent auf 15.609 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,2 Prozent auf 4954 Punkte zu. "Die Anleger haben erwartet, dass 2024 ein positives Jahr für den Aktienmarkt im Allgemeinen sein wird", sagte Russell Hackmann, Gründer des Vermögensverwalters Hackmann Wealth Partners. "Und wenn man davon ausgeht, dass die Zinsen irgendwann fallen, dann sollte es auch so sein. Gleichzeitig gibt es aber auch eine Menge Risiken im Hinblick auf die Geopolitik und auf das, was die US-Notenbank Fed als Nächstes tun wird."
Fed-Chef Jerome Powell hatte zuletzt signalisiert, dass die nächste Sitzung im März für den Beginn von Zinssenkungen wahrscheinlich zu früh sei. Die Fed hatte nach einer Phase teils aggressiver Erhöhungen zuletzt vier Mal in Folge pausiert und den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten. In den vergangenen Wochen hatten viele Investoren auf eine schnelle Zinswende in den USA gesetzt.
GE Healthcare und Dupont gefragt
Die Bilanzsaison ging indes mit unterschiedlich ausgefallenen Konzernbilanzen weiter. Für bessere Stimmung sorgte unter anderem die Prognose von GE HealthCare. Die Aktien des Anbieters von medizinischen Geräten stiegen um fast zwölf Prozent. Das Unternehmen erwartet 2024 einen bereinigten Jahresgewinn von 4,20 bis 4,35 Dollar pro Aktie. Analysten prognostizieren im Mittel 4,22 Dollar. Gefragt waren auch die Papiere von DuPont mit einem Plus von 7,4 Prozent. Der Chemiekonzern blickt nach einem Dämpfer im vierten Quartal wieder etwas zuversichtlicher auf das laufende Geschäftsjahr und will mehr an seine Aktionäre ausschütten.
"Manche Unternehmen erwarten für die nächsten sechs bis zwölf Monate ein Gewinnwachstum, manche gehen von einem Umsatzwachstum aus. Aber es ist auf jeden Fall Wachstum und nicht die Rezession, die die Investoren noch letztes Jahr befürchtet haben", sagte Kim Forrest, Chefanlegerin beim Vermögensverwalter Bokeh Capital Partners. Etwa die Hälfte der S&P-500-Unternehmen haben bereits Zahlen für das vierte Quartal vorgelegt. Mehr als 80 Prozent haben dabei nach LSEG-Daten die Markterwartungen übertroffen.
Auf den Einkaufszetteln der Börsianer standen auch Palantir. Ein starker Ausblick ließ die Aktie um mehr als 30 Prozent steigen. Palantir prognostizierte aufgrund der kräftigen Nachfrage nach seinen Angeboten für künstliche Intelligenz einen Gewinn für das Gesamtjahr, der über den Schätzungen der Wall Street liegt.
Ölpreis steigt
Gewinnmitnahmen drückten indes Eli Lilly. Die Aktie des US-Pharmakonzerns gewann anfänglich nach starken Zahlen bis zu 4,5 Prozent. Danach drehte sie allerdings ins Minus und verlor 0,2 Prozent. Eli Lilly rechnet im laufenden Jahr mit Rückenwind durch seine neue Abnehmspritze Zepbound. Für 2024 rechnet der Konzern mit einem deutlichen Umsatzanstieg auf 40,4 bis 41,6 Milliarden Dollar. Der bereinigte Gewinn je Aktie soll auf 12,20 bis 12,70 (Vorjahr: 6,32) Dollar zulegen. Mit einer Marktkapitalisierung von über 600 Milliarden Dollar ist Lilly inzwischen der weltweit am höchsten bewertete Gesundheitskonzern.
Am Ölmarkt hievte die Erwartung einer knapperen Versorgung später im Februar die Preise ins Plus. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 78,50 und 73,27 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die später am Dienstag und am Mittwoch anstehenden Daten zu den US-Lagerbeständen dürften zwar weiterhin relativ hoch ausfallen, sagte Phil Flynn, Analyst beim Broker Price Futures Group. Man erwarte allerdings, dass diese Bestände in Zukunft zurückgehen würden.
Quelle: ntv.de, mau/rts