Wahlprognose verfehlt Wall Street lässt Luft ab
09.11.2022, 22:37 Uhr
An der Wall Street hatte die Spekulation auf einen größeren Sieg der Republikaner zuletzt die Kurse getrieben.
(Foto: Bebeto Matthews/AP/dpa)
Nach mehreren Tagen mit Gewinnen ändert sich die Richtung an den US-Börsen wieder. Der bisherige Verlauf der Zwischenwahl lässt nicht auf den prognostizierten Wechsel der Finanzpolitik hoffen. Und so richten sich die Blicke auf die Inflationsdaten.
Nach den Ergebnissen der Zwischenwahl in den USA und vor Veröffentlichung der Inflationsdaten für Oktober haben die Indizes an der Wall Street zur Wochenmitte deutlich nachgegeben. Die Demokraten verloren bei den sogenannten Midterms zwar voraussichtlich ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus; das Rennen verlief aber so eng, dass zunächst kein Sieger ausgerufen wurde. Die Kontrolle über den Senat könnte erst nach einer Stichwahl in Georgia im kommenden Monat entschieden sein.
Die Investoren hatten sich auf einen möglichen Sieg der Republikaner eingestellt. Die bisherigen Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass "im Kongress nichts auch nur annähernd kontrovers ist, was bedeutet, dass wir so gut wie sicher sind, dass die derzeitige Finanzpolitik beibehalten wird: keine Steuersenkungen und keine größeren Ausgaben für die nächsten zwei Jahre", so Brad McMillan, Chief Investment Officer bei Commonwealth Financial Network. "Das einzige wirklich Wichtige sind die US-Notenbank, die Inflation und der Arbeitsmarkt", so James Athey, Investment Director bei Abrdn.
Bei den mit Spannung erwarteten Verbraucherpreisdaten für Oktober am morgigen Donnerstag hoffen die Investoren auf ein Nachlassen des Inflationsdrucks, was es der Fed ermöglichen würde, das Tempo ihrer geldpolitischen Straffung zu drosseln.
Disney brechen ein
Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 2,0 Prozent auf 32.514 Punkte und schloss damit in der Nähe seines Tagestiefs. Der S&P-500 fiel um 2,1 Prozent, und der Nasdaq-Composite verlor 2,5 Prozent.
Im Handelsverlauf musste der Markt eine Reihe von Unternehmenszahlen verarbeiten. Unter anderem hat Disney mit Umsatz und Ergebnis die Erwartungen verfehlt, was die Aktie um 13,2 Prozent ins Minus drückte. Damit waren die Titel schwächster Wert im Dow. Meta Platforms gewannen 5,2 Prozent, nachdem die Facebook-Mutter den Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen bestätigt hat. Grund sind sinkende Werbeeinnahmen. Zudem wird Meta beim Ausblick für die Investitionen im kommenden Jahr etwa zurückhaltender.
Der Dollar erholte sich deutlich von den jüngsten Abgaben. Der Dollar-Index gewann 0,9 Prozent. Das Ergebnis der Zwischenwahlen hatte kaum Einfluss. Einen wichtigen Impuls dürften dagegen auch hier die anstehenden Inflationsdaten liefern.
Bitcoin sacken ab
Starke Abgaben verzeichnete der Bitcoin. Er verlor 12,3 Prozent auf 16.207 Dollar und notierte damit auf einem Zweijahrestief. Die Krypto-Börse Binance wird wahrscheinlich aus dem Deal zum Kauf des kollabierenden Wettbewerbers FTX aussteigen. Nachdem Binance eine Due-Diligence-Prüfung bei FTX durchgeführt habe, sei das Unternehmen von einem großen Loch in den Büchern überrascht worden, so eine mit der Angelegenheit vertraute Person.
Am US-Anleihemarkt zeigten sich die Renditen mit einer uneinheitlichen Tendenz. Während es für die Rendite 30-jähriger Titel auf ein Zweiwochenhoch ging, gaben diese am kurzen Ende des Marktes nach. Teilnehmer sprachen von Positionierungen im Vorfeld der Inflationsdaten.
Die Ölpreise standen deutlich unter Druck, nachdem die wöchentlichen Rohöllagerbestände in den USA entgegen den Erwartungen gestiegen sind. Analysten hatten dagegen einen leichten Rückgang erwartet. Die Unsicherheit über die Nachfrage in China hätten zusätzlich belastet. Daneben gebe es weiter keine konkreten Hinweise auf eine geplante Lockerung der Covid-Beschränkungen in China. Für Brent und WTI ging es um bis zu 3,8 Prozent abwärts.
Quelle: ntv.de