Spenden, Medienkampagne, Deals Wird Elon Musk Trumps wichtigster Einflüsterer?
17.07.2024, 15:10 Uhr Artikel anhören
Während Trumps erster Präsidentschaft war das Verhältnis zwischen ihm und Elon Musk angespannt.
(Foto: REUTERS)
Schon lange hat der Tesla-Chef ein Faible für Donald Trumps populistische Ansichten. Nun öffnet er mit 45 Millionen Dollar monatlich sein Portemonnaie für ihn. Dafür dürfte er Gegenleistungen erwarten, sollte Trump Präsident werden.
"Ich unterstütze Präsident Trump vollkommen und hoffe auf seine baldige Genesung". Mit diesem Satz, den Elon Musk am Samstag nach dem versuchten Attentat auf den Republikaner auf "X" postete, hat der Tesla-Chef unmissverständlich klargemacht, wo er im US-Wahlkampf steht. Musk will, dass Donald Trump gewinnt im November. Dafür wirft er alles in die Wagschale, was er aufzubieten hat.
Der Tweet war der Grundstein für eine atemberaubende Unterstützungskampagne für Trump, die Musk in dieser Woche gestartet hat. 45 Millionen Dollar will der Tech-Mogul über einen Fonds monatlich in Trumps Wiederwahl pumpen. Auch eine Reihe konservativer Silicon-Valley-Buddies von Musk investieren mit. Der Tesla-Boss dürfte damit auf einen Schlag zum mit Abstand größten Einzelspender von Donald Trump aufsteigen.
Doch Musk ist seit dieser Woche nicht nur Trumps größter Geldgeber. Er könnte auch zum wichtigsten Meinungsverstärker des Republikaners und seiner Ideen avancieren. Monatelang fürchtete sich Trump, Taylor Swift könnte ihren mehr als 500 Millionen Anhängern empfehlen, Joe Biden zu wählen. Nun hat er selbst einen Social-Media-Star in seinem Team. 2,3 Millionen Menschen haben Musks Tweet vom Samstag inzwischen geliked. Fast 190 Millionen Follower hat Musk auf X. Es ist zu erwarten, dass er seinen Kandidaten im Wahlkampf nicht nur finanziell, sondern auch medial unterstützen wird.
Zugeneigt war Musk Trump schon lange. Aber er beließ es beim Sympathisieren mit Trumps Ideen. Nun paktiert der Tesla-Boss offen mit dem Rechtspopulisten. Sein Engagement ist offenbar eine kühl kalkulierte Investmentstrategie, die sich für seine wirtschaftlichen Interessen auszahlen soll, falls Trump zum zweiten Mal US-Präsident werden sollte.
Der "Oldie" und der "Bullshit-Künstler" vertragen sich wieder
Die Allianz zwischen Trump und Musk hat sich lange angekündigt: Schon mit der Übernahme von Twitter - für Musk weniger eine wirtschaftliche Entscheidung, denn ein politisches Herzensprojekt, um die Meinungsfreiheit rechter Akteure zu bewahren - fand in den Reihen der Trump-Anhänger viel Beifall. Seit Musks Einstieg wurden seine Tweets immer Trump-freundlicher, schürten Angst vor illegalen Einwanderern und pushten zum Teil Verschwörungstheorien vom großen Bevölkerungsaustausch.
Trump hatte sich schon im März mit Musk getroffen, um den Tech-Mogul anzupumpen, weil er wegen seiner laufenden Strafprozesse in massiven Geldsorgen steckte. Damals wollte Musk noch nicht den weißen Ritter mit dicken Schecks für ihn spielen. Jetzt hat er seine Meinung offenbar geändert.
Dabei waren sich beide Männer eigentlich lange spinnefeind: Schon in der ersten Trump-Regierung hatte Musk in zwei Beratergremien gesessen, war aber nach Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgetreten. Als Musk 2022 Twitter übernehmen wollte, dann aber zunächst einen Rückzieher machte, beleidigten sich beide öffentlich online. Trump nannte Musk einen "Bullshit-Künstler" und stichelte, Musks Firmen seien ohne Staats-Subventionen "wertlos", seine Raketen würden ins "Nirgendwo" fliegen und seine Autos nicht weit genug fahren. Trump sei zu alt für eine zweite Amtszeit und solle "seinen Hut an den Nagel hängen und in den Sonnenuntergang segeln", ätzte Musk zurück. Genau der Vorwurf, den Trump und seine Anhänger nun Joe Biden machen.
In den letzten Monaten haben beide offenbar ihre Beziehung repariert. Ende Mai berichtete das "Wall Street Journal", Musk und Trump telefonierten regelmäßig miteinander und Trump ziehe Musk nun wieder für eine Beraterrolle in Erwägung. Angeblich berate er Trump zu Kryptowährungen und auch eine Rede auf dem derzeit laufenden Parteitag der Republikaner sei im Gespräch, hieß es in weiteren US-Medien.
Musk hat all diese Berichte bestritten - doch mit seinem massiven Engagement für Trump heizt er nun die Spekulationen an, dass er in einer zweiten Trump-Administration zu einem der engsten Einflüsterer von Trump aufsteigen könnte. Glaubwürdig sind seine Dementis ohnehin längst nicht mehr: Noch im März hatte Musk auf X groß posaunt: "Nur um das glasklar zu sagen: Ich spende keinerlei Geld an irgendeinen Präsidentschaftskandidaten."
Korruption auf höchster Ebene des Staates
Dass Musk trotz persönlicher Abneigung nun kehrtmacht und Trump finanziell und medial umarmt, deutet darauf hin, dass er nicht nur aus politischer Überzeugung handelt, sondern dass er aufs richtige Pferd setzen will, wenn sich in den USA womöglich der Wind dreht. Seit dem Attentatsversuch sind Trumps Wahlchancen gestiegen. Musk investiert, um zu gewinnen: Seine Spenden an Trump sind politisches Kapital, das er in einer möglichen zweiten Amtszeit von Trump abrufen kann - zugunsten seines eigenen Portemonnaies.
Schon bald könnte Musk so nicht nur zum größten Förderer, sondern auch zum größten Günstling von Trump werden. Schon lange sieht Musk die Interessen von Tesla, SpaceX oder X von der Biden-Administration vernachlässigt. Und hofft darauf, dass das unter einer neuen Trump-Regierung anders wird.
Die Chancen stehen mehr als gut. Denn Trump ist offen für Hinterzimmer-Deals zwischen Großkonzernen und der Politik: Erst im Juni bot er laut "New York Times" beim diskreten Dinner in seinem Golfklub Mar-a-Lago Ölmultis an, Umweltauflagen abzuschaffen, die ihr Geschäft behindern - wenn sie eine Milliarde Dollar für seinen Wahlkampf spenden. Unverhohlene Korruption in höchsten Regierungskreisen war noch nie ein Problem für Trump, wie die massenhaften Übernachtungen fremder Regierungen in seinen Hotels, Milliarden aus Saudi-Arabien für den Investmentfonds seines Schwiegersohnes Jared Kushner oder heimliche Zahlungen aus dem Ausland für sein Amtsantrittskomitee belegen.
Und auch Musk dürfte nicht abgeneigt sein, hatte er Trump doch offenbar schon früher nach Vorteilen für seine Firmen gefragt. "Als Elon Musk ins Weiße Haus kam und mich nach Hilfe bei seinen vielen subventionierten Projekten fragte […], hätte ich sagen können: Fall auf die Knie und bettle und er hätte es getan", schrieb Trump selbst 2022 in seinem sozialen Netzwerk Truth Social. Bei einer Wiederholung hätte Musk Trump diesmal im Gegenzug für die erbetene Hilfe ja offensichtlich etwas anzubieten.
Quelle: ntv.de