Unerlässlich für Klimaziele Wissing macht Generalsanierung der Bahn zur Chefsache
22.06.2022, 11:22 Uhr Artikel anhören
Da geht's lang: Bahnchef Lutz und Bundesverkehrsminister Wissing wollen das Bahnnetz generalsanieren.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bundesverkehrsminister Wissing und Bahnchef Lutz wollen das Netz der Deutschen Bahn auf Vordermann bringen. Daran sei zu lange massiv gespart worden, kritisieren sie. Ab 2024 sollen stark belastete Strecken gebündelt modernisiert werden. Eine Steuerungsgruppe soll dies koordinieren.
Das Schienennetz in Deutschland soll angesichts großer Probleme mit Verspätungen und Baustellen mit einer "Generalsanierung" grundlegend zuverlässiger gemacht werden. "So wie es ist, kann es nicht bleiben", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing in Berlin. Denn ein besserer Schienenverkehr sei unerlässlich für die Klimaziele der Bundesregierung. Diese seien aber mit dem Zustand der Bahn derzeit nicht zu erreichen.
Das Netz sei jahrelang vernachlässigt und an die absolute Grenze gebracht worden - viele Weichen und Stellwerke seien überaltert und stark störanfällig. Mit der bundeseigenen Deutschen Bahn als Netzbetreiberin sollen ab 2024 besonders hoch belastete Korridore modernisiert und Bauarbeiten viel stärker gebündelt werden. Konkret sollen Bauarbeiten so zusammengefasst werden, dass es nicht später auf demselben Abschnitt wieder neue Störungen wegen dann erst anstehender Arbeiten gibt. Zudem sollen Strecken nicht nur eins zu eins repariert, sondern auch für mehr Leistungsfähigkeit ertüchtigt werden. Erreicht werden soll auch, dass Züge an Baustellen kürzer und dadurch mit weniger Störungen auf das Gegengleis ausweichen müssen.
Bahnchef Richard Lutz erläuterte, auf 3500 Streckenkilometern liege die Auslastung derzeit schon ohne Baustellen bei 125 Prozent. Bis Ende des Jahrzehnts drohe dieses hochbelastete Netz auf mehr als 9000 Kilometer anzuwachsen. Die aktuelle Qualität des Schienensystems sei für niemanden akzeptabel. Es brauche ein radikales Umsteuern.
Güterverkehr stockt, Pünktlichkeitsziel außer Sicht
Wissing kritisierte, dass derzeit 200 Güterzüge stillständen. "Das ist dramatisch, das kann sich nicht fortsetzen." Lutz hatte bereits Ende Mai Alarm geschlagen und über das marode Schienennetz geklagt: "Wir haben ein kurzfristig kaum auflösbares Dilemma: gleichzeitig wachsen und modernisieren." Die Betriebslage sei kritisch, die Verspätungen nähmen zu, es gebe eine Rekordzahl an Baustellen und der Modernisierungsbedarf werde weiter steigen. Er hatte damals auch eingeräumt, die Bahn werde ihr Pünktlichkeitsziel von 80 Prozent im Fernverkehr verfehlen und "signifikant davon weg sein".
Wissing sagte, er wolle die Modernisierung des Netzes zur Chefsache machen. Dafür soll im Ministerium eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die auch als ein Frühwarnsystem über die Umsetzung berichten soll. Der Minister betonte, die notwendigen Mittel für das geplante Vorgehen würden sichergestellt. Nähere Angaben machte er nicht.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts