Japans Bevölkerung wird älterYale-Ökonom schlägt Massenselbstmord vor

Japans Bevölkerung ist die weltweit älteste. Ein Ökonom regt deshalb massenhaften Suizid an - und will es später aber gar nicht so gemeint haben.
Ein Professor der US-Eliteuniversität Yale hat vorgeschlagen, ältere Japaner sollten Massensuizid begehen, um das demografische Problem des Landes zu lösen. Yusuke Narita habe das in verschiedenen Interviews und öffentlichen Auftritten angeregt, berichtet die "New York Times". Damit habe der Ökonom bei japanischen Jugendlichen Kult-Status erreicht. Der Ökonom habe durch seine Bekanntheit auch einen Werbevertrag für Energy Drinks bekommen.
Japan ist das Land mit dem weltweit größten Anteil älterer Menschen. Offiziellen Angaben zufolge sind rund 28 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre oder älter - also insgesamt fast 36 Millionen Menschen.
Narita hatte laut der Zeitung in einem Interview mit einem japanischen Nachrichtensender gesagt, er gebe eine "ziemlich klare Lösung" für die demografische Entwicklung - das sogenannte "Seppuku" von Älteren. Dieser Begriff bezeichnet die rituelle Selbsttötung von Samurai. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts verboten. In einem späteren Gespräch habe er auf eine Szene des Horrorfilms "Midsommar" hingewiesen, in dem ältere Menschen Suizid begehen, indem sie sich von einer Klippe stürzen. "Ob das gut oder schlecht ist, ist schwer zu beantworten", zitiert die Zeitung den 37-Jährigen. "Wenn man glaubt, dass das gut sei, kann man vielleicht hart daran arbeiten, so eine Gesellschaft aufzubauen."
"Abstrakte Metaphern"
Der aus Japan stammende Narita teilte der Zeitung mit, seine Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er habe "Massensuizid" und "Seppuku" lediglich als "abstrakte Metaphern" verwendet. Es ginge ihm vor allem darum, die Dominanz von "Tycoonen" in Japan zu kritisieren. Es sei ein Problem, wenn nur ältere Menschen die Führungspositionen in Wirtschaft und Politik innehaben und damit den Weg für die Jüngeren versperren.
Zuvor hatte er auch Euthanasie thematisiert. In diesem Zusammenhang erwähnte er seine als Teenagerin erkrankte Mutter, deren Pflege ihn monatlich umgerechnet rund 760 Euro koste. Diese Äußerungen stießen bei japanischen Politikern auf scharfe Kritik. Sie fürchten der Zeitung zufolge, dass Narita dazu beiträgt, eine Stimmung wie Ende der 40er Jahre in Japan zu erzeugen. Damals wurde ein Gesetz verabschiedet, das die Sterilisierung von Menschen etwa mit Erbkrankheiten oder psychischen Erkrankungen erlaubte.
Außerhalb Japans ist Narita nicht bekannt. Auf Twitter hat er allerdings rund 570.000 Follower. Er tritt in japanischen Shows auf und ist auf Titelseiten von Magazinen zu finden. Auf Twitter beschreibt er sich so: "Die Dinge, die man dir verbietet zu sagen, sind in der Regel wahr."