550 Millionen Pakete im JahrZahl der Retouren so hoch wie nie

Der Online-Handel wächst rasant - und mit ihm die Zahl der Rücksendungen: Fast jedes vierte Paket wird inzwischen komplett oder teilweise zurückgeschickt. Das hat Folgen.
Kunden in Deutschland schicken in diesem Jahr laut einer Prognose so viele online bestellte Produkte zurück wie nie zuvor. Die Zahl der Retourenpakete dürfte voraussichtlich auf 550 Millionen steigen, sagte der Retourenforscher Björn Asdecker von der Universität Bamberg. "Das ist ein Rekord." Grund ist der wieder anziehende Onlinehandel, wodurch auch die Zahl der meist kostenlosen Rücksendungen steigt.
Fast jedes vierte Online-Paket hierzulande wird laut Asdecker komplett oder teilweise zurückgeschickt. Während der Pandemie bestellten die Menschen mehr im Internet, die Zahl der Rücksendungen stieg 2021 auf etwa 530 Millionen. Nach einem Rückgang in den Folgejahren erreichte sie 2024 erneut dieses Niveau. Laut einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI ist die Retourenquote unverändert hoch. Am häufigsten zurückgeschickt wird Kleidung.
In Deutschland schicken Käufer häufiger Artikel zurück als in anderen europäischen Ländern, sagt Retourenforscher Asdecker. Er führt dies auf längere Rückgabefristen und eine größere Zahl an Rechnungskäufen zurück. Dazu seien Retouren bei großen Onlinehändlern in der Regel kostenlos. Laut einer Bitkom-Umfrage legen 94 Prozent der Onlineshopper Wert auf Gratis-Rückversand und schnelle Erstattung.
Der E-Commerce-Verband Bevh beobachtet, dass Kunden zunehmend nicht nur einzelne Artikel zurückschicken wollen, sondern ganze Bestellungen. "Je größer die wirtschaftlichen Ängste der Haushalte sind, desto eher werden Einkäufe grundsätzlich überdacht und später zurückgegeben", sagt Bevh-Sprecher Frank Düssler.
Teuer für die Händler
Rücksendungen sind teuer für die Händler. Transport, Prüfung und Wiederaufbereitung verursachen laut EHI die höchsten Kosten, hinzu kommen Wertverlust und Serviceaufwand. Die Bearbeitungskosten liegen meist zwischen 1 und 15 Euro pro Artikel. Die Spannbreite ist groß, denn die Rücksendung eines Schranks ist deutlich aufwendiger als die einer Sporthose.
Retouren schaden dabei Klima und Umwelt. Zusätzliche Transportwege, neue Verpackungen und Aufbereitung steigern den Energiebedarf und damit die CO2-Emissionen. Trotz häufig kostenloser Rücksendungen wirken Retouren sich zulasten aller Kunden aus, denn viele Händler legen die Kosten auf ihre Preise um.
Der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BPEX) erwartet, dass 2025 in Deutschland rund 4,37 Milliarden Sendungen befördert werden - etwa zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Der klassische Onlinehandel wächst besonders stark. Das EHI erwartet, dass die größten 1.000 Onlineshops in Deutschland ihre Umsätze in diesem Jahr um mehr als fünf Prozent steigern können.