Anleger warten auf Impulse Zinsängste dominieren an der Wall Street
02.06.2021, 22:24 Uhr
Die US-Wirtschaft erholt sich schnell - das sorgt für Inflationsängste.
(Foto: imago images/UIG)
US-Anleger manövrieren derzeit zwischen der Hoffnung auf eine starke Konjunkturerholung und Sorgen vor einer zu stark anziehenden Inflation. Die Leitindizes treten daher auf der Stelle. Daran kann auch das Beige Book nichts ändern.
Die US-Börsen sind am Mittwoch letztlich nicht weiter vorangekommen. Vom frühen Anstieg bis knapp über die Marke von 34.700 Punkten blieb beim Dow Jones Industrial nur wenig übrig. Dem Kursbarometer fehlten im Tagesverlauf die Kraft und den Anlegern die nötigen Impulse. Mit 34.600,38 Punkten brachte er ein nur dünnes Plus von 0,07 Prozent über die Ziellinie.
Bei den anderen New Yorker Indizes war das Bild ähnlich, auch hier verblassten die frühen Gewinne. Der marktbreite S&P 500 stieg am Ende um 0,14 Prozent auf 4208,12 Zähler, während der technologielastige Nasdaq 100 0,16 Prozent höher bei 13.675,79 Punkten aus dem Handel ging.
Die Geschwindigkeit der Konjunkturerholung von den Folgen der Coronavirus-Pandemie schüre Inflationssorgen, weil sie für Verzerrungen in einigen Bereichen sorge, sagte Rob Sechan, Mitgründer des Vermögensverwalters NewEdge. Die Normalisierung der Wirtschaft werde diese Bedenken allerdings in den Hintergrund drängen.
Wirtschaftliche Erholung gewinnt an Fahrt
In den USA ist die wirtschaftliche Erholung von den Folgen der Corona-Krise laut der Notenbank Federal Reserve zuletzt schneller vorangeschritten. Die Geschäftsaktivität hat sich in den jüngsten Wochen trotz mancher Lieferketten-Probleme, Schwierigkeiten bei Neuanstellungen und steigender Preise beschleunigt, wie die Fed in ihrem Konjunkturbericht Beige Book mitteilte. In ihrem Bericht, der auf den Wirtschaftskontakten der Notenbank aus den Regionen fußt, wies die Fed zudem darauf hin, dass die Preise wahrscheinlich weiter anziehen werden.
Unterdessen zog der Ölpreis weiter an. Die US-Sorte WTI verteuerte sich um 1,6 Prozent auf 68,77 Dollar je Barrel (159 Liter). In ihrem Windschatten gewannen die Aktien von Ölkonzernen wie Exxon und Chevron jeweils bis zu 1,3 Prozent. "Der Markt ist optimistisch, dass der zunehmende Sommer-Reiseverkehr und die Normalisierung der Volkswirtschaften selbst bei einer Rückkehr iranischen Rohöls auf den Weltmarkt die Produktionsausweitungen der Opec+ leicht absorbieren können", sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates.
Bei den Kryptowährungen rückte Dogecoin wieder ins Rampenlicht. Die als Parodie auf Bitcoin gestartete Kryptowährung gewann 24 Prozent auf 0,41 Dollar. Auslöser der Rally sei der geplante Handel mit dieser Cyber-Devise an der Kryptobörse Coinbase, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Dogecoin scheine sich als anerkannte Geldanlage zu etablieren. "Dass mittlerweile professionelle Trader gefallen an Dogecoin finden, spricht eindeutig für die Währung." In den vergangenen Monaten hatte Tesla-Chef Elon Musk mehrfach für die Internet-Devise getrommelt.
Bei den Aktienwerten stach AMC erneut heraus. Die Aktien der weltgrößten Kinokette stiegen um bis zu 95 Prozent auf ein Rekordhoch von 62,55 Dollar. Getrieben wurde die Rally Börsianern zufolge erneut von Kleinanlegern, die sich in einschlägigen Internet-Foren gegenseitig zu Käufen ermunterten. "Diese Party kann weiter gehen, so lange Investoren konzertiert agieren", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya vom Brokerhaus Swissquote. "Das Problem ist: Je höher der Preis steigt, desto größer ist die Versuchung, Gewinne mitzunehmen." Die AMC-Enthusiasten ließen sich nicht einmal vom Verkauf eines größeren Aktienpakets aus dem Konzept bringen. Der Hedgefonds Mudrick warf 8,5 Millionen Papiere, die er im Rahmen der jüngsten AMC-Kapitalerhöhung gekauft hatte, wieder auf den Markt. Seit Jahresbeginn haben AMC-Titel fast 1500 Prozent zugelegt.
Die Titel von Constellation stiegen um 65 Prozent auf 33,57 Dollar und steuerten auf den zweitgrößten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu. Die deutsche Biotechfirma Morphosys will den US-Spezialisten für Krebsmedikamente für 34 Dollar je Aktie oder insgesamt 1,7 Milliarden Dollar übernehmen. Sie halte diesen Preis aber noch für zu niedrig und 40 Dollar für angemessen, kommentierte Analystin Leah Rush Cann vom Anlageberater Brookline.
Quelle: ntv.de, mba/rts