Wirtschaft

Dow Jones wieder im Minus Zinserhöhungssorgen bremsen Wall Street aus

Entscheidend an der Wall Street bleiben die hohe Inflation, das künftige Zinsniveau und die konjunkturellen Folgen.

Entscheidend an der Wall Street bleiben die hohe Inflation, das künftige Zinsniveau und die konjunkturellen Folgen.

(Foto: REUTERS)

Die zaghafte Stabilisierung an den US-Börsen ist nach nur einem Tag schon wieder vorbei. US-Konjunkturdaten ergeben ein durchwachsenes Bild und bieten den Anlegern keinen Grund, etwas an ihrer Risikoscheu zu ändern.

Die von robusten Konjunkturdaten geschürten Spekulationen auf weitere drastische US-Zinserhöhungen halten Anleger von der Wall Street fern. Der Dow-Jones-Index schloss 0,6 Prozent tiefer bei 30.962 Punkten, der S&P-500 notierte 1,1 Prozent leichter (3901 Punkte). Für den Nasdaq-Composite ging es um 1,4 Prozent nach unten (11.552 Punkte).

"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind recht gut", sagte Mabrouk Chetouane, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Natixis. Alles deute auf eine Zinserhöhung der Notenbank von 0,75 Prozentpunkten in der kommenden Woche hin. Die US-Einzelhändler steigerten ihre Umsätze im August überraschend, während in der vergangenen Woche weniger Amerikaner Arbeitslosenhilfe beantragten als gedacht. Vor diesem Hintergrund erwarten einige Investoren sogar eine Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass die Fed das tun wird", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Es würde das Risiko deutlich vergrößern, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht."

Anleihe-Investoren stellen sich bereits auf einen Abschwung ein. Weil sie vor allem kürzer laufende US-Anleihen aus ihren Depots werfen, stieg die Rendite der zweijährigen Bonds auf ein Hoch von 3,864 Prozent. Ihre zehnjährigen Pendants warfen dagegen nur 3,455 Prozent an. Dieses Phänomen wird im Börsenjargon "inverse Zinskurve" genannt, weil länger laufende Papiere üblicherweise höher verzinst werden als kürzer laufende. Experten gilt diese Entwicklung als Vorbote einer nahenden Rezession. "Aufgrund der bisherigen Prognosequalität sollten Börsianer die Warnung der inversen Kurve sehr ernst nehmen", mahnte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

Am Kryptowährungsmarkt richteten Investoren ihre Blicke auf die lang erwartete Aktualisierung der Software für die Kryptowährung Ethereum, die offenbar reibungslos verlief. Das sei aber erwartet worden, sagte Andreas Wölfl, Gründer der Zertifikate-Emittenten iMaps ETI. Daher nutzten einige Anleger die Rally der vergangenen Monate zu Gewinnmitnahmen. Die nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise verbilligte sich um knapp acht Prozent auf 1506 Dollar. Abwärts ging es auch für die US-Rohölsorte WTI, die 3,4 Prozent auf 85,38 Dollar je Barrel (159 Liter) nachgab. "Es gibt viele Kräfte, die derzeit die Preisbewegungen auf den Ölmärkten diktieren, dabei steht der Faktor wirtschaftliche Unsicherheit ganz oben", sagt Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda.

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Gefragt waren dagegen die gestern noch gebeutelten Eisenbahn-Betreiber wie Union Pacific oder Norfolk Southern, deren Papiere sich um bis zu 0,5 Prozent verteuerten. Rivale CSX konnte seine Anfangsgewinne jedoch nicht verteidigen und büßte 3,4 Prozent ein. Firmenchef James Foote geht in den Ruhestand. Die Konzerne legten den Tarifstreit mit ihren Beschäftigten bei und wendeten damit einen Streik ab. Dessen wirtschaftlicher Schaden wäre Experten zufolge in die Milliarden gegangen. "Das sind großartige Neuigkeiten", kommentierte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. Eine weitere Störung der Lieferketten und zusätzlicher Preisdruck würden dadurch vermieden.

Die Aktie von Adobe knickte um 16,8 Prozent ein. Das Unternehmen teilte mit, dass es für 20 Milliarden Dollar die Design-Plattform Figma übernehmen wolle, und zog bei dieser Gelegenheit die Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Geschäftsquartal vor, die eigentlich nach Börsenschluss erfolgen sollte. Der Umsatz verfehlte die Erwartungen, dafür fiel das Ergebnis je Aktie besser aus als angenommen.

Activision Blizzard notierten 0,3 Prozent höher, nachdem die britische Wettbewerbsbehörde CMA eine vertiefte Prüfung der geplanten Übernahme des Onlinespiele-Anbieters durch Microsoft (-2,7 Prozent) angekündigt hat.

Tesla (+0,4 Prozent) ist wegen Angaben zu seiner Fahrerassistenz-Technologie in den Elektroautos verklagt worden. In einer beim Bundesgericht in San Francisco eingereichten Klage heißt es, dass der Konzern falsche Versprechungen zu der Technologie gemacht habe. Die Fähigkeiten seiner Autopilot- und Full-Self-Driving-Funktionen seien "täuschend und irreführend" übertrieben dargestellt. Gap büßten 3,6 Prozent ein, nachdem der Rapper Kanye West seine Partnerschaft mit dem Bekleidungsunternehmen aufgrund angeblicher Vertragsverletzungen aufgekündigt hat.

Quelle: ntv.de, mba/rts

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