Leitindizes im MinusZinssorgen belasten Wall Street weiter

Auch zu Wochenbeginn geht es an der Wall Street mit den anhaltenden Zins- und Rezessionssorgen nach unten - wenn auch mit reduzierter Dynamik.
US-Anleger treibt auch zum Wochenanfang die Furcht vor drastischen Zinsschritten und deren Folgen für die Wirtschaft um. Der Dow-Jones-Index verlor 0,6 Prozent auf 32.099 Punkte, nachdem er im Tagestief schon bei 31.973 Punkten gelegen hatte. Der S&P-500 fiel um 0,7 Prozent (4030 Punkte). Der Nasdaq-Composite reduzierte sich um 1,0 Prozent (12.017 Punkte).
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte auf dem Zentralbank-Symposium von Jackson Hole die Finanzmärkte am Freitag auf eine längere Serie deutlicher Zinserhöhungen eingestimmt und die Aktienmärkte damit auf Talfahrt geschickt. Die gestiegene Verunsicherung der Anleger ließ sich auch an dem als Angstmesser der Wall Street bekannten Volatilitätsindex ablesen, der auf ein Sieben-Wochen-Hoch kletterte.
Powell hatte am Freitag gesagt, dass eine straffe Geldpolitik für "einige Zeit" benötigt werde, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Damit brachte er Spekulationen zum Platzen, künftige Zinsschritte könnten kleiner ausfallen, da jüngste Daten darauf hindeuteten, dass der Preisdruck seinen Höhepunkt erreicht habe. "Die Märkte haben zwischen den Sitzungen wahrscheinlich etwas zu viel in etwas hineininterpretiert, was nicht der Fall war - nämlich, dass wir einer Pause und möglicherweise einer Senkung der Zinssätze näher kommen", sagte Mike Mussio von FBB Capital Partners. "Ich erwarte, dass die Volatilität in nächster Zeit erhöht sein wird, sicherlich zwischen jetzt und der Fed-Sitzung im September."
Geldmarkthändler rechneten mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als zwei Drittel mit einer dritten Zinserhöhung um 75 Basispunkte im nächsten Monat. Die Zinsaussichten ließen den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, zunächst um bis zu 0,6 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch von 109,48 Punkten schnellen. Im Handelsverlauf drehte der Dollar-Index aber ins Minus. Zu schaffen machte ihm unter anderem ein steigender Euro.
Am Anleihemarkt trennten sich Anleger angesichts der Zinsaussichten von den aktuell gehandelten, niedriger verzinsten Staatsanleihen. Im Gegenzug zog die Rendite zweijähriger US-Bonds, die besonders empfindlich auf Zinserwartungen reagiert, kurzzeitig auf ein 15-Jahres-Hoch. Dies machte für Anleger insbesondere Technologie- und Wachstumswerte unattraktiver, da ihr Wert stark von künftigen Gewinnen abhängt, die bei steigenden Anleiherenditen stärker abgezinst werden.
Schwergewichte wie Apple, Microsoft, Tesla und Nvidia gaben zwischen 0,6 und 2,8 Prozent nach. Rückenwind gab es dagegen für den Energie-Sektor, da der Ölpreis weiter anzog. Öl-Multi Exxon Mobil verteuerte sich um 2,3 Prozent, die Anteilsscheine von Chevron zogen 0,75 Prozent an. Auslöser waren Spekulationen auf reduzierte Fördermengen der Opec+, die den Ölpreis trieben. Die Sorte Brent aus der Nordsee sowie US-Öl WTI verteuerten sich um jeweils mehr als drei Prozent auf 104,86 und 96,92 Dollar je Barrel. Einige Mitglieder aus der Gruppe der führenden Ölstaaten haben eine Senkung der Produktion angedeutet, sollte bei einer Lockerung der Sanktionen iranisches Rohöl auf den Weltmarkt zurückkehren. Dieses zusätzliche Angebot könne aber die aktuellen Engpässe nicht aufwiegen, gab Analystin Tina Teng vom Brokerhaus CMC Markets zu bedenken.
Gegen den Trend zogen auch die Aktien des chinesischen E-Commerce-Konzerns Pinduoduo um rund 15 Prozent an. Der Online-Händler setzte zuletzt mehr um als erwartet und will nun international expandieren. Demnach ist in den kommenden Monaten der Start einer grenzüberschreitenden E-Commerce-Plattform geplant, die als ersten Markt die USA anvisieren soll.