Ölpreis im Aufwind Zinssorgen drücken Wall Street ins Minus
01.06.2022, 22:39 Uhr
Kopfzerbrechen bereitete Investoren das EU-Embargo für einen Großteil russischer Öllieferungen.
(Foto: AP)
Die hohe Inflation lässt die Angst vor baldigen Zinserhöhungen steigen. Das bekommt auch die Wall Street zu spüren. Für die US-Standardwerte geht es nach unten. SAP-Rivale Salesforce gehört hingegen zu den Gewinnern des Tages.
Wieder aufgeflammte Ängste vor rascheren Zinserhöhungen der Notenbank Fed drücken die Wall Street ins Minus. Der US-Standardwerteindex Dow Jones fiel um 0,5 Prozent auf 32.813,23 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 0,7 Prozent auf 11.994,46 Punkte nach, und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,7 Prozent auf 4.101,23 Punkte ein.
Genährt wurden die Zins-Spekulationen vom überraschenden Anstieg des Barometers für die Stimmung der Einkaufsmanager aus der US-Industrie. "Die Zinsen werden weiter steigen", prognostizierte Paul Kim, Chef des Vermögensverwalters Simplify ETFs. Da die Fed wohl auch ihre Wertpapierbestände abbauen werde, ende nach mehr als einem Jahrzehnt die Ära der ultra-lockeren Geldpolitik. Daher müsse mit weiteren Kursverlusten riskanter Anlagen wie Aktien gerechnet werden.
Kopfzerbrechen bereitete Investoren außerdem das EU-Embargo für einen Großteil russischer Öllieferungen, sagte Anlagestratege Mike Bell von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan. Sie befürchteten Vergeltungsmaßnahmen der Regierung in Moskau. Vor diesem Hintergrund stieg der Preis für die US-Rohölsorte WTI um knapp zwei Prozent auf 116,76 Dollar je Barrel (159 Liter). Dies verhalf Ölkonzernen wie Exxon und Chevron zur Kursgewinnen von bis zu 1,7 Prozent.
Mit Spannung warteten Börsianer zudem auf das Treffen der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, am Donnerstag. Einem Medienbericht zufolge könnte Russland von den Fördermengen-Vereinbarungen der Gruppe ausgenommen werden. "Dies würde Saudi-Arabien und anderen Ländern mit freien Förderkapazitäten die Möglichkeit geben, die Produktion stärker auszuweiten", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Insidern zufolge wurde dieses Thema bei einem vorbereitenden Arbeitsgruppen-Treffen aber nicht diskutiert. Zudem bekannte sich Russland zur Zusammenarbeit in der Opec+.
Zu den Favoriten am US-Aktienmarkt zählte Salesforce mit einem Kursplus von bis zu 15 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit fast zwei Jahren. Analyst Shebly Seyrafi vom Brokerhaus FBN lobte das Umsatzplus des SAP-Rivalen von 24 Prozent im abgelaufenen Quartal als beeindruckend. Gleiches gelte für die angehobenen Margenziele. Die gesenkten Gesamtjahresziele für den Umsatz deckten sich mit den erwarteten Wechselkurs-Belastungen.
Gefragt waren auch die Papiere von Victoria's Secret, die sich um 5,3 Prozent verteuerten. Der Reizwäsche-Anbieter machte zum Jahresauftakt einen überraschend hohen Gewinn von 1,11 Dollar je Aktie. Für das laufende Quartal stellte Victoria's Secret ein Ergebnis von 0,95 bis 1,25 Dollar je Aktie in Aussicht. Angesichts der schwächelnden Konjunktur sei dieser Ausblick ermutigend, schrieben die Analysten des Beratungshauses Telsey.
Quelle: ntv.de, jpe/rts