Raus aus dem Teufelskreis Können durch Stress die Haare ausfallen?
28.09.2019, 13:50 Uhr
(Foto: imago/McPHOTO)
Für Frauen und Männer ist Haarausfall gleichermaßen belastend. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ob sich Stress mit in die Verursacherliste mit Genen, Hormonen und Vitaminen einreihen lässt, klärt n-tv.de mit einem Experten.
Wenn einem Aufgaben, Fristen und Termine über den Kopf wachsen, dann rauft man sich schnell mal die Haare und denkt: "Stress lass nach!" Hält der gefühlte Druck, egal ob von innen oder von außen, längere Zeit an, dann reagiert der Körper mit verschiedenen Symptomen. Kopf-, Magen- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder sogar Bluthochdruck können sich einstellen. Ob auch Haarausfall ein Stresssymptom ist, fragt n-tv.de den Experten Dr. Berndt Rieger.
"Auf jeden Fall kann Stress ein Auslöser für Haarausfall sein", stellt der in Bamberg praktizierende Mediziner, Autor und Arzt für innere Medizin und Naturheilkunde fest. Neben Stress gibt es aber auch zahlreiche andere Ursachen, die dazu führen können. Doch wann ist Haarausfall, in der Fachsprache als Alopezie bezeichnet, überhaupt bedenklich?
Jeder Mensch büßt täglich zwischen 70 und 100 Haare am Tag ein. Der Ausfall dieser Anzahl von Haaren gehört zum natürlichen Haarzyklus. Dieser ist gestört, wenn die Haare sichtbar ausdünnen, die Stirn immer höher wird oder sich kreisrunde, haarlose Stellen auf dem Kopf zeigen. Für jedes Erscheinungsbild von Haarausfall gibt es eine Reihe von Gründen: Diäten, Infektionen, Funktionsstörungen der Schilddrüse, Vererbung, Nebenwirkungen bestimmter Medikamente und eben Stress sind nur einige davon. Gut ist es bei jeder Art von Haarausfall, die Ursachen durch einen Arzt abklären zu lassen.
Entscheidung an der Wurzel
"Für stressbedingten Haarausfall gibt es verschiedene Gründe. Durch Stress in Form von Überanstrengung werden im Körper Vitalstoffe abgebaut", erklärt Rieger. "Diese fehlen dann auch an den Haarwurzeln." Zunächst werden die Haare durch die fehlenden Vitalstoffe stumpf, glanzlos oder brüchig. Bei anhaltender Unterversorgung infolge von Stress steigt gleichzeitig die Konzentration bestimmter Botenstoffe in der Kopfhaut an.
Da jedes Haarfollikel in der Kopfhaut mit einem dichten Netz von Nervenfasern umgeben ist, kommen auch dort die für Stress typischen körpereigenen Stoffe an. Entzündungsreaktionen an den Haarwurzeln, Störungen beim Haarwachstum oder sogar Haarausfall sind die Reaktionen darauf. Da Haarverlust für Betroffene meistens neuen Stress bedeutet, kann so ein Teufelskreis entstehen.
Viele Hersteller wissen um diesen Mechanismus und bieten ihren Kunden verschiedene Wässerchen, Kapseln oder Shampoos mit Vitaminen speziell für die Haare an. Diese helfen nicht in jedem Fall und sind meistens teuer.
Besser, nachhaltiger und billiger wäre, den eigenen Stresspegel dauerhaft zu senken. Das ist für Menschen, die im Stress feststecken, eine echte Herausforderung. Dafür müssen sich Menschen unter Druck erst einmal darüber klar werden, was die Auslöser für ihren Stress sind. Erst dann gibt es die Möglichkeit zur Veränderung. Wer es allein nicht schafft, aus dauerhaftem Stress auszubrechen, der sollte sich unbedingt Hilfe holen - seinen Haaren und seiner Gesundheit zuliebe. Denn nimmt der Stress ab, dann wachsen die Haare auch wieder.
Übrigens: Stress, Ängste oder Depressionen können auch dazu führen, dass sich Betroffene die eigenen Haare ausreißen. Die komplexe Störung der Impulskontrolle wird als Trichotillomanie bezeichnet. Sie ist ein zwanghaftes Verhalten und muss unbedingt behandelt werden.
Quelle: ntv.de