Autokäufer werden immer älter Rentner-Porsche wird's nie geben
18.01.2012, 12:48 Uhr
Autohersteller buhlen um junge Kunden, doch Käufer von Neuwagen sind die Alten. Sie fühlen sich durch den schnittigen Flitzer einfach jung.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Die Autokäufer in Deutschland werden immer älter. Der Ruf nach einem Umdenken wird laut. Doch das Alter ist ein Menetekel in unserer Gesellschaft. Insofern wollen weder die Älteren den Senioren-Porsche noch die Hersteller Rollstühle verkaufen. Vielmehr präsentiert man das jugendliche Auto, mit dem sich auch der Älteste jung fühlen darf.
Die Autohersteller weltweit sind sich der Bedeutung der Zielgruppe 50plus als Marktpotenzial bewusst und angesichts der Tatsache, dass Neuwagenkäufer immer älter werden, müsste man annehmen, dass in Zukunft spezielle Rentnerautos gebaut werden. Allein in Deutschland sind 53 Prozent der Fahrzeughalter über 50 Jahre alt. Knapp 29 Prozent haben sogar den 60. Geburtstag hinter sich. Bei den Neuzulassungen liegt das Durchschnittsalter bei 51,1 Jahren.
Dennoch es ist abwegig, zu glauben, dass in Zukunft spezielle Rentnerautos gebaut werden. "Die Bedürfnisse sind in der Regel zielgruppenübergreifend", so Toyotas Marketingchef Kris Vilhelsson. Ein Sprecher von BMW meint zu diesem Thema sogar: "Wir wissen, dass unsere Kunden keine speziellen Seniorenautos wünschen. Im Gegenteil, ein BMW wird nicht zuletzt gekauft, weil er Sportlichkeit, Dynamik und Jugendlichkeit ausstrahlt."
Und eben genauso präsentieren die Autohersteller ihre Fahrzeuge. Wenn Audi und Co. Ihre Autos durch die Spots jagen, sind die Alten scheinbar nicht der Ansprechpartner. Da werden Hochrisiko-Sportler, fröhliche Hip-Hop-Musiker oder modelnde Schauspielerinnen präsentiert - allesamt Botschafter einer schönen jungen Autowelt.
Und das hat seinen Grund: Wollten in den 50er Jahren die Kinder noch wie ihre Eltern werden, hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Jugend zum Maß aller Dinge entwickelt. Man schätzt ihre Fantasie und will sich ihre potenzielle Kaufkraft für die Zukunft sichern. Außerdem ist die "ewige" Jugend ein Ideal unserer Gesellschaft geworden und die wird eben auch gern über das Auto präsentiert.
Ältere Käufer sind ein Segen
Dabei sind ältere Käufer sogar ein Segen für die Autoindustrie. Sie meiden billige Kleinwagen und sind besonders um ihre Sicherheit und die der Familie besorgt. Kurz: Sie sind bereit, mehr Geld für ihre Mobilität auszugeben. "Ein älterer Mensch wird vorsichtiger, er spürt, wie seine Agilität und seine Reaktionszeit abnimmt", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Die Mentalität ist auf Sicherheit gepolt."
Bei den älteren Fahrern sind besonders Assistenzsysteme gefragt, die zum Teil selbständig in die Steuerung des Fahrzeugs eingreifen. Andererseits besteht der Wunsch nach einer hohen Sitzposition und einem einfachen Einstieg. Um die Tauglichkeit seiner Fahrzeuge auch auf diese Belange zu prüfen, leistet sich Ford eine eigene Entwicklungsabteilung. Mit einem sogenannten "Third-Age-Anzug", der die Bewegungsfreiheit und das Sichtfeld der Testfahrer einschränkt, wird die Seniorentauglichkeit der Fahrzeuge überprüft. Auch Opel setzt einen solchen Anzug ein. Hier heißt er "Age Explorer".
Laut Dudenhöffer entfallen rund 20 Prozent des Verkaufspreises von Fahrzeugen auf Sicherheits- und Komfortausstattungen. Das sind bei einem VW Passat etwa 6000 Euro. Die Hersteller haben also durch diese zahlungskräftigere ältere Käufergruppe Zusatzerlöse in nicht unbeträchtlichem Umfang. So verwundert es nicht, dass Mercedes, mit einem Altersdurchschnitt von 56 Jahren, die ältesten Neuwagenkäufer rekrutiert, gefolgt von Opel, deren Käufer im Schnitt 54 Jahre sind. Die jüngste Klientel in den Top 20 kann Seat mit einem Durchschnittsalter von 45 Jahren für sich verbuchen.
Doch auch in Zukunft wird sich der Fokus der Autoindustrie auf die Jungen richten. Schließlich weiß man, dass sich die kaufkräftigen Alten ebenfalls angesprochen fühlen. Bei Opel haben Studien sogar ergeben, dass die Alten neuen Designideen oft aufgeschlossener gegenüberstehen als die Jungen.
Quelle: ntv.de, hpr