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So variiert VW den Kombi-Golf Variant erfüllt spezielle Wünsche

"Weiter" lautet das Motto des Golf GTD.

"Weiter" lautet das Motto des Golf GTD.

(Foto: VW)

Der olympische Gedanke spielte bei VW 2008 eine große Rolle, als der Konzern die Spiele in Peking sponserte. Jetzt erleben sportliche Leistungsziele ein Update: Von drei neuen Versionen des Golf Variant ist eine schneller, eine andere höher und eine dritte kommt weiter.

Unter den rund 66.000 Golf-Einheiten, die Volkswagen im ersten Vierteljahr in Deutschland absetzen konnte, waren nur 2,4 Prozent mit Allradantrieb ausgerüstet. Künftig könnten es etwas mehr werden, denn die Modellfamilie bekommt gleich zwei neue Mitglieder, deren Motorkraft auf Vorder- und Hinterachse übertragen wird. "4Motion" heißt das Prinzip bei Volkswagen und bei quer eingebauten Motoren sorgt eine Lamellen-Kupplung für die bedarfsgerechte Verteilung des Drehmoments.

Die beiden 4x4-Varianten des Variants stehen für die Aufgaben "schneller" und "höher". Für Tempo sorgt der Golf R, der jetzt auch als ladungsfreundliche Ausgabe zu haben ist. Volkswagen wollte offenkundig den engen Markt der Rennkombis im kompakten Format nicht allein der Tochter Audi überlassen, die "S"-Versionen von Sportback- und Avant-Modellen anbietet. Auch die Konzernmarke Skoda hat schon seit längerer Zeit Mini-Laster für eilige Kundschaft im Programm. Nun hält der Golf R Variant mit 300 PS dagegen.

Kontrolliertes Muskelspiel

Große Lufteinlässe und Felgen zieren den Lade-Express, ganz so, wie die dynamikorientierte Kundschaft es von der schnellsten Golf-Limousine kennt. Kraftvoll und kernig bei den akustischen Disziplinen lässt das Auto im Alltagsgebrauch seine Bizepse schwellen. Sie sind so gut trainiert, dass der Wagen in wenig mehr als fünf Sekunden die 100-km/h-Schwelle knackt und wenn nötig bis auf 250 km/h hochspurtet. Erst auf der Rennstrecke offenbart sich, dass es eben doch kein reinrassiger Sportwagen ist, sondern ein Kompromiss, der trotz enormer Fahrleistungen ein hohes Maß an Nutzwert und Komfort mitliefern will.

Der Golf R lässt sich nicht provozieren.

Der Golf R lässt sich nicht provozieren.

(Foto: Axel Busse)

Selbst in dem Fahrmodus mit dem "Race"-Label vermeidet der Wagen allzu heftiges Muskelspiel, bleibt ausgewogen, gelassen und richtungsstabil, selbst wenn man ihn zu etwas mehr Bissigkeit provozieren will. Das letzte Quäntchen Aggressivität aus einem Zweiliter-Turbo herauszuquetschen, überlassen die Wolfsburger dann doch lieber anderen. 380 Newtonmeter maximales Drehmoment - erzeugt mit einem Ladedruck von 1,2 bar - sind Garant genug für überdurchschnittliches Temperament. Ein Golf bleibt halt ein Golf, muss von Mutti und Papi ebenso leicht zu beherrschen sein, wie vom ambitionierten Freizeit-Rennfahrer. Außer dem Spaß auf der Piste hat man beim Golf R Variant immer noch die Gewähr, dass auch der Besuch im Baumarkt ohne Probleme bewältigt werden kann.

Die Vielseitigkeit hat ihren Preis: Der Wagen kostet mindestens 42.925 Euro, was etwa das Doppelte dessen ist, was die meisten deutschen Asphalt-Golfer für ihre Fahrzeuge bezahlen. Rechnet man ein paar gern gesehene Extras wie etwa Fahrer-Assistenzsysteme, höherwertige Lederpolster und Navigationssystem hinzu, ist man schnell bei 50.000 Euro und mehr. Dafür ist aber das automatische Doppelkupplungsgetriebe gratis.

Erstaunlich geländegängig

Das Prinzip "höher" verkörpert der Golf Variant Alltrack. Analog zur entsprechenden Version des VW Passats wird nun der Kombi-Golf für schwieriges Geläuf ausgelegt. Er ist deshalb noch kein Geländewagen, denn "Alltrack" kann man korrekt nur mit "jede Piste" übersetzten, aber wo gar keine Piste ist und nur echte Geländewagen hinkommen, da hat auch der Golf Alltrack nichts verloren. Auffälligstes Merkmal dieses Wagens ist das um 20 Millimeter höher montierte Fahrwerk, das ihm gemeinsam mit einer robusten Beplankung und dunkel eingefärbten Schutzleisten an den Radkästen einen rustikalen Auftritt verschafft. Die Bodenfreiheit wuchs gegenüber dem Normal-Golf um 30 auf 170 Millimeter, denn die Reifen mit etwas größerem Querschnitt heben die Karosse zusätzlich an.

Tritt rustikaler auf als seine Variant-Brüder: der Alltrack.

Tritt rustikaler auf als seine Variant-Brüder: der Alltrack.

(Foto: Axel Busse)

Als erstes Modell mit VW-Logo bietet der Alltrack außer drei Dieselmotoren zwischen 110 und 184 PS auch einen aufgeladenen 1,8-Liter-Benziner an. Das Aggregat ist bereits in verschiedenen Audi- und Seat-Modellen im Einsatz und wird voraussichtlich bei Volkswagen weitere Fahrzeuge aus dem modularen Querbaukasten (MQB) antreiben. Außer mit 180 PS Leistung wartet der Motor mit 280 Newtonmeter Drehmoment schon ab 1350 Umdrehungen auf, was ihn zu einer munteren Kraftquelle auf schwierigem Terrain macht.

Langstrecken-Express

Im Gegensatz zu den verschiedenen "Cross"-Versionen, die Volkswagen zum Beispiel für Polo oder Touran anbot und die fehlende Geländetauglichkeit durch verwegene Optik wettzumachen versuchte, hat der Golf Variant Alltrack durchaus ernst zu nehmende Qualitäten jenseits der Straße. Als Fahrmodus für den serienmäßigen Allradantrieb ist eine Offroad-Option wählbar, die Regelsysteme wie etwa Bergan- und -abfahrhilfe zusammenfasst sowie die Gaskennlinie und die Lenkresonanz beeinflusst. Der Alltrack bewältigt so überraschend steile Auf- und Abfahrten, lässt sich durch Schräghänge und Verschränkungen nicht aus der Reserve locken und ist dank eines speziell verstärkten Unterbodens gegen Beschädigungen durch Hindernisse gut gewappnet. Er ist serienmäßig mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen ausgerüstet und kostet mit 110-PS-Diesel 30.200 Euro.

Die Haldex-Kupplung portioniert die Antriebskraft vollvariabel zwischen Vorder- und Hinterachse, so dass, zumindest theoretisch, der Alltrack auch als reiner Front- oder Hecktriebler unterwegs sein könnte. In der Praxis kommt solch eine Fahrsituation aber so gut wie nicht vor. Natürlich zielt Volkswagen mit dem Neuling auf die Kundschaft von Subaru Forester oder Volvo V40 Cross Country. Ein nicht zu unterschätzendes Argument für Interessenten dürfte sein, dass der stärkste Diesel eine Anhängelast von 2000 Kilogramm bewältigen kann. Auf der Teststrecke gönnte sich der neue 1,8-Liter-Benziner bei gelassener Fahrt 7,1 Liter je 100 Kilometer und damit nur 0,5 Liter mehr als die offizielle Herstellerangabe.

Dennoch sind dies Verbrauchswerte, über die Fahrer eines Golfs GTD nur müde lächeln können. Nur 4,4 Liter Diesel, so der Richtwert aus dem Prospekt, soll der neue Langstreckler je 100 Kilometer verbrauchen. "Weiter" lautet deshalb die dem Golf Variant GTD zugeschriebene Eigenschaft. Und obwohl es bei der Testfahrt am Ende 5,9 Liter waren, spricht dieser Wert dennoch für einen äußerst wirtschaftlichen Antrieb. Ein engagiertes Bergwedeln von null bis hinauf zu mehr als 1100 Metern wurde in zügigem Tempo und selten im höchsten Gang absolviert, so dass der vom Hersteller versprochene Fahrspaß durchaus realisiert werden konnte. Mit direkter Lenkung und kerniger Soundkulisse um 3000 Touren untermauerte der Wagen seine Fitness.

Der 184-PS-Dieselmotor und eine dynamisch profilierte Abstimmung des um 15 Millimeter tiefergelegten Fahrwerks haben schon die Limousine zum "GTI unter den Dieseln" gemacht. So sieht es jedenfalls das VW-Marketing und hat den Preis auf sportliche 31.975 Euro festgesetzt. Ein charakteristisches Karo-Muster auf den Sitzpolstern bekräftigt die Verwandtschaft mit der VW-Ikone. Jetzt soll der straffe Langstreckler auch für den Handlungsreisenden interessant werden, der zur Wahrnehmung seiner Geschäfte auf den großen Laderaum des Kombis - bis zu 1620 Liter - nicht verzichten kann. Bislang ist der Golf ein von privaten Haltern bevorzugtes Fahrzeug, das zeigt der vergleichsweise geringe Dieselanteil von knapp 43 Prozent in diesem Jahr. Den durchaus geschätzten GTD auch als Kombi zu bekommen, könnte auf eine bestimmte Klientel neuen Reiz ausüben. Dass sie im Zweifelsfall mit 231 km/h über die freie Autobahn rauschen könnten, wird sicher billigend in Kauf genommen.

Quelle: ntv.de

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