Panorama

Winterwetter nicht in SichtAuch der November wird warm und trocken

01.11.2018, 17:15 Uhr
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Seit Monaten ist es im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten zu warm und zu trocken. Auch der Oktober geht mit einer extremen Bilanz zu Ende. Kommt jetzt der Herbst, winterliche Temperaturen gar? Eher nicht, sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Seit Monaten ist es im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten zu warm und zu trocken. Auch der Oktober geht mit einer extremen Bilanz zu Ende. Kommt jetzt der Herbst, winterliche Temperaturen gar? Eher nicht, sagt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

n-tv.de: In den letzten Tagen hat der Winter in einigen Landesteilen schon mal einen kleinen Vorgeschmack gegeben. Macht sich das auch in der Bilanz des Oktobers bemerkbar?

Björn Alexander: Natürlich haben die nasskalten Temperaturen in der Westhälfte die Bilanz schon etwas nach unten gezogen. Gleichzeitig mit dem Schnee rund um Eifel, Hunsrück und Schwarzwald bekam der Osten unseres Landes aber am Dienstag nochmals sonnig milde 20 bis 22 Grad, so dass der Oktober 2018 am Ende mit einer Abweichung von fast 2 Grad nach oben durchs Ziel ging. Und damit haben wir nun den siebten, deutlich zu warmen Monat in Folge erlebt. Mindestens ebenso außergewöhnlich sind allerdings die zwei anderen klimatologischen Kenngrößen: die Sonnenscheindauer und die Niederschlagsbilanz.

Warum?

Weil wir - abgesehen vom Januar - in allen Monaten in diesem Jahr das Sonnensoll mindestens erfüllt, meistens sogar übererfüllt haben. Im Durchschnitt erlebten wir 25 Prozent mehr Sonne pro Monat. Ganz vorne mit dabei liegt übrigens der Oktober mit knapp 45 Prozent mehr Sonne als der langjährige Durchschnitt. Das entspricht 160 Sonnenstunden. Normal wären 110 Stunden.

Wie sieht es ist beim Regen aus?

Wenig verwunderlich ist dementsprechend natürlich das Regendefizit. Deutlich zu nass war in diesem Jahr nur der Januar mit knapp 170 Prozent (im Vergleich zum langjährigen Mittel). Alle anderen Monate zeigten sich zu trocken oder deutlich zu trocken. Und so sind auch im Oktober nur knapp 60 Prozent der ansonsten üblichen Regenmenge gefallen; das besonders zum Monatsbeginn sowie zum Ende hin jeweils mit Schnee im Bergland. Ansonsten rangierte der Oktober irgendwo zwischen Spätsommer und Frühherbst.

Erleben wir denn im November mal ein bisschen mehr Winter?

Das sieht derzeit noch nicht wirklich so aus. Jetzt macht sich nämlich erst einmal ein Hoch für unser Wetter stark. Damit meldet sich die Sonne - abseits von Nebelfeldern - immer häufiger zurück. Gleichzeitig steigen die Temperaturen schrittweise an.

Das heißt?

Nach zum Teil frostigen Nächten bringen es die Spitzenwerte tagsüber am Wochenende bereits oft wieder auf 10 bis 15 Grad oder etwas darüber. Nächste Woche kratzen die Temperaturen stellenweise sogar wieder an der 20-Grad-Marke. Das sind zwar noch keine Rekordwerte für das erste Novemberdrittel, die liegen nämlich oftmals bei 20 bis knapp 25 Grad; vom Winter sind wir aber noch weit entfernt. Das gilt ebenfalls für die Entspannung an unseren Flüssen. Denn auch wenn sich der Regen der letzten Tage positiv bemerkbar macht, so fehlen uns mindestens noch 100 bis 150 Liter pro Quadratmeter. Und das deutschlandweit und flächendeckend.

Wann können wir denn mal mit mehr Regen rechnen?

Mehr Niederschläge deuten sich frühestens im zweiten Novemberdrittel an. Bis dahin sollte das osteuropäische Hoch die Tiefs auf Distanz halten beziehungsweise diese weiterhin bis runter ans Mittelmeer leiten.

Das klingt nicht gut.

Ist es leider auch nicht. Dadurch drohen von der Iberischen Halbinsel über Frankreich bis herüber ans zentrale Mittelmeer und den Alpenraum weiterhin teils kräftige Regengüsse und Gewitter mit Unwetterpotenzial. Bei uns dominiert deswegen die südliche Strömung, die uns eben nach wie vor die relativ hohen Temperaturen bringt. Ein Szenario, das im Übrigen auch von den experimentellen Langfristberechnungen des amerikanischen Wetterdienstes gestützt wird. Demnach dürfte der November 2018 hierzulande nämlich 1 bis 3 Grad zu warm und eher zu trocken ausfallen.

Dann blicken wir doch mal auf unser Wochenende. Wie sind die Details am Samstag?

Nach einer teils frostigen Nacht - besonders in den westlichen und nordwestlichen Landesteilen - bringt der Start ins Wochenende schon ziemlich gute Aussichten. Denn nach Auflösung von örtlichen Dunst- oder Nebelfeldern dominiert vor allem im Westen und Norden die Sonne. Im Süden und Osten sind die Nebelschwaden zäher und dort können weiterhin noch mehr Wolken durchziehen. Es bleibt aber ebenfalls trocken. Die Temperaturen bringen es auf 9 Grad im Erzgebirge und 14 Grad am Oberrhein.

Was bringt uns der Sonntag?

Nochmals mehr Sonne. Nach der Auflösung von Frühnebel wird es nämlich verbreitet richtig schön bei ansteigenden Temperaturen. Oftmals bringen es die Spitzenwerte auf 10 bis 16 Grad. Im Südosten und Süden sind mit Föhn sogar Höchstwerte von 16 bis 18 Grad drin. Am kühlsten bleibt es unterdessen übrigens bei den Nordlichtern.

Und nächste Woche?

Da bleibt der Trend zu wärmeren Temperaturen bestehen. Am Montag und Dienstag bekommen wir 11 bis 19 Grad, stellenweise vielleicht noch etwas mehr. Hierbei könnten sich vorübergehend mehr Wolken zu uns reinschummeln. Ein durchgreifender Wetterumschwung ist aber ebenso wenig in Sicht wie ein nachhaltiger Wintereinbruch.

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