Panorama

Auf offener Straße gekidnappt Aus Berlin entführter Ex-Manager vor Gericht

Der vietnamesische Ex-Manger Trinh Xuan Thanh wird im Vietnam der Korruption verdächtigt.

Der vietnamesische Ex-Manger Trinh Xuan Thanh wird im Vietnam der Korruption verdächtigt.

(Foto: picture alliance / ---/Privat/dp)

Das rätselhafte Verschwinden eines vietnamesischen Ex-Managers aus Berlin erregt internationale Aufmerksamkeit - denn als Drahtzieher der Entführung gilt der vietnamesische Geheimdienst. Nun muss sich der ehemalige Geschäftsmann in Vietnam vor Gericht verantworten.

Der Prozess gegen einen mutmaßlich aus Deutschland nach Vietnam entführten Geschäftsmann soll kommende Woche unter Ausschluss der Weltpresse beginnen. Das Außenministerium des kommunistisch geführten Landes kündigte in Hanoi an, dass zu dem Verfahren gegen den vietnamesischen Ex-Manager Trinh Xuan Thanh vor Gericht keine ausländische Medien zugelassen würden. Bei einer Verurteilung wegen Korruption droht dem 52-Jährigen die Todesstrafe.

Der Fall hat international Schlagzeilen gemacht, weil der ehemalige kommunistische Spitzenfunktionär im vergangenen Sommer unter rätselhaften Umständen aus Berlin verschwand. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass Thanh im Juli 2017 vom vietnamesischen Geheimdienst auf offener Straße gekidnappt wurde. Zwei vietnamesische Diplomaten mussten Deutschland deshalb verlassen. Hanoi behauptet, dass er freiwillig zurückgekehrt sei.

Thanh hatte sich nach ersten Vorwürfen 2016 nach Deutschland abgesetzt. Über seinen Vater ließ der frühere Vorstandschef des staatlichen Baukonzerns PetroVietnam Construction (PVC) alle Korruptionsvorwürfe zurückweisen.

Veruntreuung in Millionenhöhe?

Eine Sprecherin des Außenministeriums teilte der Deutschen Presse-Agentur ohne nähere Begründung mit, dass Anträge auf Arbeitsvisa und Akkreditierungen abgelehnt worden seien. "Der ausländischen Presse ist die Teilnahme dieses Mal nicht erlaubt." Konkret wird Thanh zur Last gelegt, als Chef des Baukonzerns PVC umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro zweckentfremdet zu haben. Mindestens vier Milliarden vietnamesische Dong (etwa 150.000 Euro) soll er dabei in die eigene Tasche gesteckt haben. Zudem soll er bei einem Bauprojekt in Hanoi eine halbe Million Euro Schmiergeld kassiert haben.

Sein Vater Trinh Xuan Gioi sagte der dpa, sein Sohn bestreite diese Vorwürfe. Zugleich zitierte er ihn aber auch mit den Worten: "Als Chef der Firma habe ich Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn meine Untergebenen durch ihr Handeln der Firma Schaden zugefügt haben." Vietnam gehört zu den wenigen Ländern auf der Welt, in denen auch auf Korruption die Todesstrafe verhängt werden kann.

Bundesregierung will Prozess verfolgen

Die Bundesregierung strebt an den Prozess gegen einen mutmaßlich aus Deutschland nach Vietnam entführten Geschäftsmann durch die deutsche Botschaft in Hanoi beobachten zu lassen. Deshalb wurde der vietnamesische Botschafter in Berlin erneut zu einem Gespräch ins Auswärtige Amt (AA) geladen. Eine Sprecherin des AA sagte dazu: "Wir wollen den Prozess, der am Montag beginnt, beobachten und arbeiten hart daran, das zu tun." Dem Diplomaten sei diese "nachdrückliche Bitte" übermittelt worden. Die Bundesregierung ist überzeugt, dass Thanh im Juli 2017 vom vietnamesischen Geheimdienst entführt wurde. Hanoi behauptet, er sei freiwillig zurückgekehrt.

Quelle: ntv.de, ftö/dpa

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