Hochradioaktive Abfälle Castor-Transport mit Atommüll kommt in Zwischenlager an
20.11.2024, 15:47 Uhr Artikel anhören
Insgesamt vier Container sind auf dem Weg in Richtung Zwischenlager.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor vier Jahren gibt es den letzten Castor-Transport. Jetzt rollen wieder Behälter mit radioaktivem Müll von Frankreich aus bis nach Baden-Württemberg. Dort dürften sie in einem Zwischenlager wohl noch für Jahrzehnte verbleiben.
Ein Zug mit vier Castor-Behältern mit hochradioaktiven Abfällen ist am staatlichen Zwischenlager in Philippsburg bei Karlsruhe angekommen. Der Transport habe das Kraftwerksgelände gegen 17.45 Uhr erreicht, teilte die Gesellschaft für Nuklear-Service mbH mit. Der Rücktransport deutscher Abfälle, die in Frankreich bei der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente aus Atomkraftwerken entstanden waren, sei damit erfolgreich abgeschlossen. Deutschland habe seine diesbezüglichen völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Frankreich nun erfüllt. Der Transport war am Dienstagnachmittag in Frankreich gestartet und über das Saarland und die Pfalz nach Baden-Württemberg gefahren.
Am Bahnhof in Philippsburg haben Atomkraftgegner eine Mahnwache aufgebaut. Aus ihrer Sicht ist hochradioaktiver Atommüll ein gefährliches Erbe für zukünftige Generationen. Die Kritiker monieren vor allem, dass es nach wie vor kein Endlager gibt. Solange die Langzeitlagerung nicht geklärt ist, sollte es aus ihrer Sicht "keine Atommüllverschiebungen von A nach B" geben, heißt es in einem Schreiben von "Anti-Atom Südwest".
Vier spezielle Waggons bringen die Castoren nach Philippsburg. Dafür hatte der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg erst vor wenigen Tagen in einem Eilverfahren grünes Licht gegeben. Bei dem Transport geht es um Abfälle, die nach der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus deutschen Atomkraftwerken übrig geblieben sind. Seit 2007 lagern auf dem Gelände des inzwischen stillgelegten Kernkraftwerkes Philippsburg in einem Zwischenlager radioaktive Abfälle. 102 Plätze sind schon belegt. Bis auf die vier nun geplanten Behälter sollen keine weiteren folgen.
Der Betrieb des Brennelemente-Zwischenlagers in Philippsburg ist aktuell bis zum Jahr 2047 genehmigt. Von einer Verlängerung wird mangels eines Endlagers ausgegangen. Es gibt noch Atomabfälle in England. Die sollen auf die staatlichen Zwischenlager in Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein) und Isar (Bayern) verteilt werden.
Vor vier Jahren letzter Transport
Der letzte Castor-Transport, der aus dem Ausland nach Deutschland stattfand, umfasste nach Angaben der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH sechs Behälter des Typs HAW28M und führte im November 2020 von der britischen Wiederaufarbeitung in Sellafield nach Biblis. "Für Deutschland war dies der erste große Rücktransport von Atommüll in Castor-Behältern seit 2011", erläuterte eine Sprecherin. "Er verlief reibungslos und ohne Störungen."
Beim Castor-Behälter des Typs HAW28M (HAW = High Active Waste) handelt es sich um den baugleichen Behälter, der nun auch in das Brennelemente-Zwischenlager Philippsburg eingelagert werden soll. Es geht dabei um eine massive Konstruktion aus Gusseisen und Edelstahl, die beladen 115 Tonnen schwer ist. Die Außenwände haben eine Stärke von rund 40 Zentimetern. Ein Deckelsystem aus massiven Stahldeckeln als Schutz erfüllt den Angaben zufolge höchste Sicherheitsstandards, sodass der radioaktive Inhalt dauerhaft sicher umschlossen sein soll.
In die Behälter passen je 28 sogenannte Kokillen, zylindrische Behälter aus Edelstahl. Die radioaktiven Abfälle wurden bei etwa 1100 Grad mit Silikatglas verschmolzen und hier hineingefüllt. Sie können je rund 400 Kilogramm Glasmasse aufnehmen.
Quelle: ntv.de, lme/dpa