Panorama

Glücksatlas: "Keine Frustbeutel" Corona trübt Zufriedenheit der Deutschen etwas

Frauen sind laut Erhebung in der Pandemie stärker belastet als Männer.

Frauen sind laut Erhebung in der Pandemie stärker belastet als Männer.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Glücksatlas misst jedes Jahr die Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland. Nach einem Höchststand im vergangenen Jahr dämpfen die Belastungen der Corona-Pandemie das Wohlbefinden, allerdings nicht überall gleich. Grundsätzlich sind die Deutschen jedoch guter Dinge.

Weniger soziale Kontakte, Homeschooling und Kurzarbeit: Die Corona-Krise drückt laut einer Umfrage die Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland. Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerteten die Befragten ihre allgemeine Zufriedenheit in diesem Jahr im Schnitt mit 6,74 Punkten - nach dem bisherigen Höchststand von 7,14 Punkten 2019. Das geht aus dem neuen "Glücksatlas" hervor, der in Bonn vorgestellt wurde.

Dennoch: "Wir sind keine Frustbeutel", sagte Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft an der Uni Freiburg, der den mittlerweile zehnten "Glücksatlas" im Auftrag der Deutschen Post erstellt hat. Denn trotz Corona sei der Einbruch relativ moderat ausgefallen - noch immer liege das allgemeine Glückslevel "im oberen Mittelfeld" der Skala.

80 Prozent der Befragten sind froh, während der Corona-Krise in einem Land wie Deutschland zu leben. Der Großteil der Bevölkerung glaubt, nach der Pandemie wieder genauso zufrieden zu sein wie davor. "Es ist erfreulich, dass die Deutschen trotz Corona optimistisch in die Zukunft schauen", erklärte Post-Konzernverstand und Arbeitsdirektor Thomas Ogilvie.

Das Institut für Demoskopie in Allensbach hatte von März bis Juni - also während des ersten Corona-Lockdowns - knapp 4700 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt. Weiterführende Daten stammen aus einer Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und einer Ipsos-Umfrage vom Juni 2020.

Vieles bleibt an den Müttern hängen

Männer büßten laut "Glücksatlas" weniger an Zufriedenheit ein (minus 0,33 Punkte) als Frauen, die mit minus 0,47 Punkten nach Angaben der Forscher "einen wahren Glücksabsturz" erfuhren. Grund sei in erster Linie die stärkere Belastung in der Corona-Krise - Kinderbetreuung und Homeschooling im Lockdown seien vornehmlich an den Müttern hängengeblieben. Dazu passe auch, dass die Lebenszufriedenheit von Befragten aus Familien mit drei oder mehr Kindern überdurchschnittlich sank (minus 0,9 Punkte).

Unterteilt nach Altersgruppen verloren die 45- bis 59-Jährigen am meisten an Zufriedenheit (minus 0,48 Punkte). Nach Vermutung der Forscher steht diese Altersgruppe besonders unter wirtschaftlichem Druck: Oft müssten Kredite abbezahlt, ältere Kinder finanziert und Vorsorgen für die Rente getroffen werden. Die Unterschiede zwischen den Regionen sind dem Report zufolge geschrumpft.

Die Zufriedenheit der Menschen in Westdeutschland sank demnach um 0,42 Punkte und somit stärker als in Ostdeutschland (minus 0,30). "Die Corona-Krise trifft den Westen sowohl aufgrund der höheren Infiziertenzahlen als auch aufgrund heftigerer wirtschaftlicher Verwerfungen stärker", konstatieren die Forscher. Durch den Einfluss der Pandemie habe sich das Zufriedenheitsniveau in West- und Ostdeutschland nun nahezu angeglichen. Schon im vergangenen Jahr war die Differenz nur noch sehr gering.

Im Ländervergleich leben die glücklichsten Menschen nach wie vor im Norden: Schleswig-Holstein und Hamburg kommen jeweils auf 6,92 Punkte. Schlusslicht ist Thüringen (6,50), das als einziges ostdeutsches Bundesland relativ stark verloren hat. Objektive Gründe dafür seien nicht erkennbar, sagte Raffelhüschen. Ohnehin habe der Regionenvergleich in diesem Jahr aufgrund einer geringeren Datenmenge und einer angepassten Methodik nur eine eingeschränkte Aussagekraft.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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