Extremwetter in Deutschland Meteorologen messen Frühjahrsrekord
31.05.2024, 16:59 Uhr Artikel anhören
Extrem-Regen im Mai und April-Wetter im März: Die meteorologischen Veränderungen sind längst messbar.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Messdaten lassen keinen Raum für Zweifel: Deutschland erlebt den wärmsten Frühling seit Beginn der Aufzeichnungen. "Der Klimawandel", sagen die Wetterexperten, "lässt sich nicht ausblenden." Die Menge an Regen liegt weit über dem Durchschnitt.
Das Wetter verändert sich, die Temperaturen in Deutschland steigen: Der Frühling war in diesem Jahr in Deutschland mehr als nur ungewöhnlich mild und freundlich. In keinem einzigen Vergleichszeitraum der vergangenen 142 Jahre wurden hierzulande höhere Durchschnittstemperaturen gemessen.
"Im Vergleich zu den letzten drei Jahrzehnten verlief allein der Mai im Mittel gut 2 Grad zu warm, war durchschnittlich sonnig und viel zu nass", fasst ntv Meteorologe Björn Alexander die Wetterdaten für den zu Ende gehenden Monat zusammen.
Die vierteljährliche Wetterbilanz bestätigt: Die Messwerte, die deutsche Wetterstationen täglich nach genau festgelegten Standards ermitteln, liegen in den zurückliegenden drei Monaten weit über dem langjährigen Mittel. Die Wetteraufzeichnungen reichen zwar bis ins Jahr 1881 zurück, höhere Temperaturen wurden zu dieser Jahreszeit jedoch noch nie verzeichnet.
Der neue Frühjahrs-Temperaturrekord für Deutschland liegt mit durchschnittlich 10,8 Grad im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 sogar um 3,1 Grad über dem langjährigen Mittel, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtete. Im Vergleich zur aktuellen und bereits wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die bundesweite Abweichung noch volle 1,9 Grad.
Die milderen Temperaturen im Frühjahr sind aus der Sicht der Meteorologen nur Vorboten für umwälzende Veränderungen: "Der Klimawandel lässt sich nicht ausblenden", sagte DWD-Sprecher Uwe Kirsche. "Nach dem wärmsten Februar und März in diesem Jahr erleben wir in Deutschland nun eine Mitteltemperatur im Frühling, die seit Messbeginn noch nie so hoch war."
Plus 30 und minus 8 Grad in einem Monat
Schon der März 2024 war mit 7,5 Grad um 4 Grad zu mild ausgefallen. Das im März beobachtete Wetter entsprach eher einem typischen April. Der April 2024 war dafür deutlich zu mild und bescherte bereits am 6. des Monats dem Oberrheingraben den bisherigen Temperatur-Jahreshöchstwert: Ohlsbach in Baden-Württemberg meldete 30,1 Grad. Danach folgte ein kühler Rückschlag: Am 23. April wurde im sächsischen Deutschneudorf-Brüderwiese mit minus 8,8 Grad das Minimum dieses Frühjahrs gemessen.
Zu den Rekordtemperaturen kamen regional teils extreme ergiebige Niederschläge, wie der DWD in seiner Frühjahrsbilanz weiter mitteilte. Das war vor allem im Mai im Gefolge schwerer Gewitter der Fall. Heftiger Dauerregen führte im Saarland und in Rheinland-Pfalz zu einer zeitweise dramatischen Hochwasserlage. Dagegen blieb es in Teilen Ostdeutschlands weiterhin vergleichsweise trocken.
Punktuell mehr als 700 Liter pro Quadratmeter
In Deutschland wird es nicht nur spürbar wärmer, sondern auch messbar nasser: Im Frühjahr 2024 dürften im deutschlandweiten Mittel den vorläufigen DWD-Daten zufolge rund 235 Liter pro Quadratmeter an Regen gefallen sein. Die Messwerte für die letzten Tage des Monats stehen noch aus.
Doch schon jetzt steht fest: Es gab in diesem Frühling weitaus mehr Regen als im statistischen Mittel. Zum Vergleich: In der Referenzperiode von 1961 bis 1990 waren es in Deutschland 186 Liter pro Quadratmeter, im Zeitraum 1991 bis 2020 fielen 171 Liter pro Quadratmeter.
Die höchsten Regenmengen fielen im Südwesten vom Himmel: Im Schwarzwald regnete es punktuell über 700 Liter pro Quadratmeter. Im letzten Mai-Drittel gab es in vielen Regionen Deutschlands Starkregen mit Überflutungen. Vergleichsweise trocken blieb es in der Lausitz.
Die Sonnenscheindauer entwickelte sich recht unterschiedlich: Mit 485 Stunden übertraf sie im Frühjahr knapp das Mittel von 467 Stunden in der Periode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 mit einem Mittel von 522 Stunden ergab sich jedoch eine leichte negative Abweichung. Im Nordosten schien die Sonne mit örtlich über 600 Stunden am längsten, in den westlichen Mittelgebirgen waren es gebietsweise weniger als 400 Stunden.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa