Panorama

Umgebaute Theaterwaffe David Ali kaufte Amok-Waffe im Darknet

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Ali David S. schoss mit einer Neun-Millimeter-Pistole.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Es ist eine von vielen offenen Fragen zum Amoklauf von München: Woher hat der 18-Jährige die Waffe? Nun scheint sicher, dass er diese in den Untiefen des Internets erstanden hat.

Der 18-jährige Amokläufer David Ali S. in München hat sich die Tatwaffe mit großer Wahrscheinlichkeit im sogenannten Darknet beschafft. Darauf deuteten Chatverläufe und Internetprotokolle hin, teilten der Ermittler mit. Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" darüber berichtet. Bei der Neun-Millimeter-Pistole vom Typ Glock 17 handelt es sich demnach um eine ursprünglich schussunfähig gemachte Theaterwaffe. Diese sei 2014 entsprechend modifiziert worden, berichtet die Zeitung. Später allerdings wurde sie wieder einsatzfähig gemacht. Ob dies der Amokläufer selbst tat, ist noch unklar. "Darknet" bezeichnet die Unterwelt des Internets. Dort können sich Internetnutzer fast unerkannt bewegen. Der nur über Anonymisierungsdienste erreichbare Bereich des Internets wird oft von Kriminellen genutzt.

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hatte bereits gestern gesagt, dass es sich bei der Waffe, mit der neun Menschen erschossen worden waren, um eine "umgebaute Dekowaffe" handeln könnte. Laut dem Bericht trägt die Pistole ein Prüfzeichen aus der Slowakei.

Laut dem Chef des bayerischen Landeskriminalamt, Robert Heimberger, stellten die Ermittler an den Tatorten 58 Patronen sicher. Bis auf eine stammen alle aus der Pistole des Deutsch-Iraners. Die Polizei hatte bereits mitgeteilt, dass sich im Rucksack des 18-Jährigen, der sich selbst erschossen hatte, noch mehr als 300 Schuss Munition befunden hätten. Die 58. Patrone stammt aus der Dienstwaffe eines Polizisten. Während des Amoklaufs hatten zwei Beamte kurzzeitig Kontakt zum Täter. Ihr Schuss verfehlte ihn aber und der konnte entkommen.

Auf dem Parkdeck, um nachzuladen

Inzwischen gehen die Ermittler auch davon aus, dass David Ali S. auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums war, um seine Waffe nach zuladen. Zu diesem Zeitpunkt scheinen die beiden mitgeführten Magazine mit jeweils 17 Schuss bereits leer gewesen zu sein. Patronenfunde auf dem Dach stützten diese Annahme, hieß es vonseiten des LKA.

Bei der Durchsuchung des Zimmers in der elterlichen Wohnung hatten die Behörden laut de Maiziere auch Berichte zum Amoklauf im schwäbischen Winnenden sowie in Norwegen gefunden. Nach Angaben der Ermittler war der 18-Jährige im vergangenen Sommer sogar selbst nach Baden-Württemberg gefahren. Dort hatte er sich umgesehen und fotografiert. Seitdem hat er allem Anschein nach die Tat geplant.

Berichte, denenzufolge auf seinem Rechner das "Manifest" des Norwegen-Amokläufers Anders Behring Breivik gefunden worden sei, korrigierten die Ermittler indes. Dessen Bluttat hatte sich am Freitag zum fünften Mal gejährt. An diesem Tag tötete Ali David in München neun Menschen. Allerdings hatte sich der Jugendliche umfangreich über den Amoklauf in Norwegen informiert.

Quelle: ntv.de, jwu

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