Charles interessiert sich nicht Die Queen und ihre Corgis - a Lovestory


Ein Leben ohne Corgis ist möglich - aber sinnlos. Da war sich die Queen sicher einig mit Loriot, bei dem es allerdings um Möpse ging.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Niemand durfte Königin Elizabeth II. so nah kommen wie ihre geliebten Vierbeiner. Im schottischen Balmoral haben sie sogar einen eigenen Friedhof. Er erinnert an die Zeit, als das Anwesen ein Vergnügungspark für die Royals war - nicht für Touristen.
Auch die britische Königsfamilie muss sich vom Wahnsinn der Welt erholen und wie für alles in ihrem Leben gibt es dafür eine Tradition. Bis vor zwei Jahren hieß sie Balmoral, ein 20-Hektar-Anwesen im schottischen Hochland, 80 Kilometer westlich von Aberdeen, zwischen den Orten Ballater und Braemar.
Besonders Königin Elizabeth II. wusste das Refugium zu schätzen. Es gehörte ihrem Clan exakt 100 Jahre, als sie 1952 den Thron bestieg. Albert, der deutsche Mann von Königin Victoria, hatte es 1852 gekauft, weil ihn die Landschaft an die Heimat in Thüringen erinnerte. Elizabeth kam jedes Jahr, um ungestört zum Loch Muick zu reiten oder allein am Fluss Dee entlangzuspazieren. In Schottland konnte sie einfach Mensch sein, auch mal mit Hose und leichtem Hemd, mit Heckenschere im Garten oder am Herd, mit Schürze. Nirgendwo hat sie sich besser erholt als in Balmoral, wo sie schließlich am 8. September 2022 die ewige Ruhe fand.
Einen Stress gab es allerdings, auf den sich die Queen auch in Balmoral gerne einließ: das Gebelle und das Raufen ihrer verspielten kleinen Corgis. Ihre Namen springen einen noch heute an: Disco, Buzz, Ranger, Smoky, Sherry, oder - selbstverständlich in schottischer Schreibweise - Whisky. Sie waren kurzbeinige Hunde der Rasse Pembroke Welsh, an deren internationaler Popularität Elizabeth II. einen großen Anteil hatte. Sie selbst besaß bis zuletzt mehrere Corgis gleichzeitig und in ihrer Regentschaft mehr als 60 Tiere. Sie waren, um es bürgerlich auszudrücken, ihr größtes Hobby.
Die Queen wurde mehrmals gebissen
Die Hunde durften der Königin überallhin folgen - weshalb sie auf vielen Bildern mit ihr zu sehen sind. Insgesamt haben sie mehr Zeit mit ihr verbracht als die eigenen vier Kinder. Überhaupt hatte der Hofstaat die Corgis wie Königskinder zu behandeln. Das galt auch, wenn sie ihrer Natur freien Lauf ließen und statt nach den Beinen von Schafen nach den Fußgelenken von Dienern schnappten. Mehr als einmal bissen sie sogar das gekrönte Frauchen. Doch sie hat es ihnen stets verziehen. Eingeschläfert wurden sie nur, wenn sie krank waren.
Sieben Corgis - Flash, Flora, Holly, Minnie, Spark, Kris und Phoenix - haben im bewaldeten Teil des Gartens von Schloss Balmoral einen eigenen Friedhof. Er zeigt, wie bedeutsam sie für die Monarchin waren. Immer wieder besuchte sie auf ihren Spaziergängen die winzigen Grabsteine und bedeckte sie mit Zapfen und Zweigen - eine Gewohnheit, die auch zwei Jahre nach dem Tod der Queen von Gärtnern fortgesetzt wird.
Charles überlässt Balmoral den Pilgern
Der Friedhof der königlichen Corgis ist ein besonderer Ort der Stille und Erinnerung - inmitten eines großen Wandels und eines ungewöhnlichen Rummels, den Balmoral erlebt, seit Charles III. der Eigentümer ist. Wie auch in diesem Jahr zieht es der König vor, zwischen Juli und Oktober im nahe gelegenen, in einer Talsenke versteckten Landsitz Birkhall zu wohnen. Balmoral öffnet er schrittweise für die Öffentlichkeit. In die Gärten und ins Schloss strömen neuerdings Touristen - vorwiegend solche, die die Monarchie verehren und ihr an authentische Orte hinterherpilgern.

Nein, aber sie waren immer mittenmang: Corgis und Kinder mit Elizabeth und Philip in Balmoral.
(Foto: imago/United Archives International)
Wo seine Mutter einst mit ihren Hunden auf der Wiese spielte, ließ der König mehr als 100 rotblättrige Bäume pflanzen. Außerdem hat er vor und hinter dem Schloss je einen Labyrinthgarten anlegen lassen. Zugleich öffnet das Gebäude zum ersten Mal in seiner Geschichte seine Tore. Für 120 Euro kann man Führungen buchen, für weitere 50 Euro gibt es Tee mit Keksen - dort, wo sich 170 Jahre nur die Royal Family aufgehalten hat. Gegenwärtig - und in der gesamten Vorweihnachtszeit - wird an einigen Abenden auch ein Abendessen mit sieben Gängen serviert, für mehr als 300 Euro.
Corgis für den Weihnachtsbaum

Camilla hat auch ein Herz für Corgis, zumindest als Weihnachtsbaumanhänger.
(Foto: IMAGO/Avalon.red)
Außerdem wurde ein Restaurant eröffnet, das ab nächstem Jahr auch für Hochzeiten gebucht werden kann. Zwei Cottages im Schlossgarten werden rund ums Jahr an Feriengäste vermietet, sogenannte PGs - "Paying Guests". Wer Souvenirs mitnehmen möchte, wird darüber hinaus im "Gift Shop" fündig: für 20 Euro gibt es einen Stoff-Corgi und für 30 Euro das "B" von Balmoral als Weihnachtsbaumdekoration. Und wer 3800 Euro flüssig hat, kann einen Whisky zu Ehren des Königs erwerben.
Der König tut unterdessen nichts, um die Corgi-Tradition seiner Mutter aufrechtzuerhalten. Während Gattin Camilla einen Jack Russell Terrier namens Bluebell besitzt und Anfang November 2024 einen anderen namens Beth wegen einer Tumorerkrankung einschläfern ließ, befindet sich kein Corgi mehr im Besitz des Paares. Nach dem Tod der Queen übernahmen Charles' Sohn Andrew und dessen Ex-Frau Sarah die Corgis, die sie ihr zuvor geschenkt hatten.
14 Generationen Royal Corgis

Susan - Garant für viele Generationen von Corgis: Die Königinmutter mit den Prinzessinnnen Elizabeth und Margaret 1946 in Windsor.
(Foto: imago stock&people)
Die meisten Royal Corgis stammten von einer Hündin namens Susan, die Elizabeth 1944, also mit 18 Jahren, zum Geburtstag bekam. In den folgenden Jahrzehnten überwachte die Königin die Zucht und brachte auch sogenannte Dorgis hervor: eine Nebenlinie als Kreuzung aus Corgis und Dackeln, die auf Englisch "dachshund" heißen. Pimkin, der erste Dackel, der mit Tiny, einer Ururenkelin von Susan, gekreuzt wurde, gehörte Elizabeths Schwester Margaret. Dass Elizabeth die Züchtung der Royal Corgis mit der 14. Generation 2004 beendete, begründete sie inoffiziell damit, dass die Hunde sie nicht überleben sollten.
2016 starben Holly und 2018 Willow als letzte Abkömmlinge der Royal Corgis. Die beiden wurden gleich zweimal verewigt: im Auftaktfilm für die Olympischen Spiele 2012 als Nebendarsteller zu Füßen der Königin und des James-Bond-Darstellers Daniel Craig. Und vier Jahre später, als Annie Leibovitz ein Titelbild mit der Königin und ihren vier Hunden für das Magazin "Vanity Fair" fotografierte: Auch die Dorgis Vulcan und Candy waren dabei.
Elizabeth hatte seit ihrer frühesten Kindheit eine große Zuneigung, wenn nicht sogar eine Form von Liebe für die Tiere entwickelt, die ihr zeitlebens einen Halt zu geben schienen. Den ersten Kontakt hatte sie als Mädchen bei einem Freund ihrer Eltern, dessen Sohn mehrere Corgis besaß, aber nicht dieselbe Leidenschaft entwickelte. Vielmehr sollte jener kleine Henry als exzentrischer 6. Marquess of Bath zum Sammler von Zeichnungen Adolf Hitlers werden. Statt Haustiere jeglicher Art besaß er am Ende 60 Hitler-Zeichnungen - doch das ist eine andere Geschichte.
Quelle: ntv.de