28 Jahre HaftEltern lassen Jungen im "Harry-Potter-Raum" hungern

Ein Paar aus Texas misshandelt seinen Sohn jahrelang. Sie sperren ihn ein und geben ihm kaum zu essen. Bei seiner Befreiung wiegt der Fünfjährige nur 13 Kilo. Im Prozess gegen sie fällt nun das Urteil.
Die Ärzte sind sich sicher: Jordan Bleimeyer hätte nur noch wenige Tage gelebt, wenn ihn die Polizei nicht gefunden hätte. Völlig abgemagert holten die Beamten den Fünfjährigen 2014 aus dem Haus in Spring im US-Bundesstaat Texas, in dem er von seinem Stievater Bradley und seiner Stiefmutter Tammi über Jahre gequält und misshandelt wurde.
Jordan bekam nur eine einzige Scheibe Brot am Tag, musste Windeln tragen und in einem verdreckten Kriechraum unterhalb der Treppe schlafen, den seine Eltern den "Harry-Potter-Raum" nannten. Dort gab es nichts als eine Matratze, drumherum Nägel und freiliegende Stromkabel.
Misshandlungen mit Taser
Aus Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Jordan nicht mit seinen anderen Geschwistern und den Eltern am Tisch essen durfte. Kam Besuch, spritzte ihm sein Stiefvater Medikamente, um ihn ruhig zu stellen. Er soll ihn außerdem mit einem Taser misshandelt und immer wieder brutal gegen die Wand geschlagen haben.
Erst als der 16-jährige leibliche Sohn von Tammi Bleimeyer den Missbrauch meldet, kann die Polizei den Fünfjährigen befreien. Als die Beamten das Haus stürmen, treffen sie zunächst nur den Stiefvater an und nehmen ihn fest. Die zu diesem Zeitpunkt schwangere Stiefmutter versteckt sich mit ihrem leiblichen Sohn in einem nahegelegenen Motel, in dem sie wenig später aufgespürt und verhaftet wird.
Jordan wiegt bei seiner Befreiung nur noch knapp 13 Kilogramm. Vor Gericht wird sein Zustand mit dem eines Holocaust-Überlebenden verglichen. Das durchschnittliche Normalgewicht eines Jungen seines Alters liegt bei 18 Kilogramm.
Junge wieder bei leiblicher Mutter
Bradley Bleimeyer ist in einem ersten Verfahren bereits 2016 zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Jetzt hat man auch Tammi Bleimeyer den Prozess gemacht. Ihr leiblicher Sohn richtete im Zeugenstand deutliche Worte an sie: "Du hast einen großen Fehler gemacht und musst nun die Konsequenzen dafür tragen. Wie konntest du deinen Kindern so etwas antun? Menschen, die dein ganzer Stolz und deine Freude sein sollten? Du hast in mir Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Verwirrung und Leere ausgelöst. Ich werde emotional nie wieder derselbe sein."
Das Gericht verurteilte die 37-Jährige zu 28 Jahren hinter Gitter, ihre eigenen Kinder sind in Heimen untergebracht. Der inzwischen neunjährige Jordan lebt wieder bei seiner leiblichen Mutter. Es soll ihm den Umständen entsprechend gut gehen.