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Väter bleiben seltener zu Hause Paare wollen Elternzeit gleichmäßig aufteilen - Realität oft anders

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In der Praxis bleiben die Väter deutlich seltener zu Hause als die Mütter. Finanzielle Einbußen beim Elterngeld führen oft zu der traditionellen Rollenverteilung, so eine Studie.

In der Praxis bleiben die Väter deutlich seltener zu Hause als die Mütter. Finanzielle Einbußen beim Elterngeld führen oft zu der traditionellen Rollenverteilung, so eine Studie.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Frauen und Männer befürworten mehrheitlich eine gleichmäßig aufgeteilte Elternzeit mit jeweils sieben Monaten, so eine Bertelsmann-Studie. Die Realität sieht aber häufig anders aus. Experten schlagen Reformen vor.

Sowohl Frauen (45 Prozent) als auch Männer (42 Prozent) sprechen sich zu großen Teilen für eine gleichmäßig aufgeteilte Elternzeit aus. Insgesamt 39 Prozent plädieren für das traditionelle Modell, in der die Mutter zwölf Monate Elternzeit nimmt und der Vater lediglich zwei. Bei den Frauen liegt die Zustimmungsrate mit 41 Prozent sogar leicht höher als bei den Männern mit 36 Prozent, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung.

In der Praxis bleiben die Männer deutlich seltener zu Hause als Frauen. Zwar beziehen heute 46 Prozent der Männer Elterngeld - doppelt so viele wie vor 15 Jahren - drei Viertel davon nehmen jedoch lediglich die zwei Partnermonate in Anspruch, in denen der höchste finanzielle Anspruch ausgeschöpft werden kann. Im Schnitt beziehen Männer 2,8 Monate Elterngeld, Frauen 11,6 Monate, so das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB).

Studie für Anhebung des Elterngeldes

"Die Mehrheit der Paare ist längst bereit für eine faire Verteilung von Elternzeiten", analysiert Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann-Stiftung. Es sei "höchste Zeit", dass die Politik Reformen bei der Elternzeit beschließt. Die häufig starken finanziellen Einbußen führten in der Praxis oft zu der traditionelleren Rollenverteilung. Abhilfe könnte eine Verlängerung der Partnermonate auf mindestens vier Monate schaffen. Auch eine Anhebung des Elterngelds von bisher 65 bis 67 Prozent Lohnersatz auf 80 Prozent würde mehr Paare zum Umdenken bringen, so die Studien-Macher. Dies stabilisiere nicht nur das Haushaltseinkommen, "Väter erhalten einen stärkeren Anreiz, Sorgearbeit zu übernehmen, und Mütter können schneller wieder ihre Erwerbsarbeit aufnehmen", so die Forscher.

Das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen befragte im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 insgesamt 2523 Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren. Durch eine Reform des Elterngeldes könnten laut Bertelsmann-Stiftung 200.000 neue Vollzeitstellen entstehen. Nach Abzug der Kosten für das höhere Elterngeld würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 16,5 Milliarden Euro steigen, was einem zusätzlichen Wirtschaftswachstum um 0,4 Prozent entsprechen würde.

Quelle: ntv.de, bho/dpa/AFP

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