Pegel im Süden steigen Erste Hochwasserwelle rollt heran
29.01.2021, 13:30 Uhr
Tauwetter führt zu steigenden Pegelständen in Flüssen im Süden und Südwesten Deutschlands. Zwei Hochwasserwellen kündigen sich an. Die Lage dürfte aber beherrschbar bleiben. Anders könnte es in der kommenden Woche aussehen.
Die Pegelstände steigen und im Uferbereich kann es Überschwemmungen geben: Geschmolzener Schnee und der jüngste Regen sorgen zum Wochenende für Rhein-Hochwasser und auch kleinere Flüsse sind betroffen. "Der Rhein wird sein Bett verlassen", sagte der Leiter des Hochwasserinformationsdienstes des nordrhein-westfälischen Landesumweltamtes (Lanuv), Bernd Mehlig. Besorgniserregende Entwicklungen würden derzeit allerdings nicht erwartet. Dazu könnte es nach Angaben des ntv-Meteorologen Christian Häckl aber in der nächsten Woche kommen.
Am Rhein liegende Städte wie Köln und Leverkusen bereiteten sich mit Schutzmaßnahmen auf das Hochwasser vor. In der Domstadt wurde erwartet, dass der stark steigende Pegelstand bis Samstagmorgen auf 5,8 Meter klettert und in der Nacht auf Sonntag auf rund 7 Meter, wie die Stadtentwässerungsbetriebe mitteilten. Ab der Marke von 6,2 Meter am Kölner Pegel wird die Schifffahrt dort eingeschränkt. Schiffe müssen langsamer und in der Mitte fahren, damit größere Wellen vermieden werden. Ab dem Pegelstand 8,3 Meter wird die Schifffahrt komplett gestoppt.
Meteorologe Häckl geht von einem Pegelstand von "8 Metern plus x" aus, der aber "für die größeren Flüsse noch beherrschbar" sei. Er rechnet jedoch damit, dass im Laufe des Tages die Schifffahrt bei Karlsruhe eingeschränkt oder sogar eingestellt wird. Das Hochwasser entstehe durch das Tauwetter und komme in "einer Zangenbewegung" vom Hochrhein und der Mosel. Laut wetter.de sind die Pegel in Süddeutschland, Hessen und Rheinland-Pfalz bereits angeschwollen. Die meist beschauliche Dreisam in Freiburg sei bereits ein "tosendes Gewässer". In Heidelberg seien bereits Sandsäcke aufgeschichtet worden, um die Altstadt zu schützen. In Koblenz wurde demnach eine Hochwasserschutzwand aufgebaut. In Friedrichshafen am Bodensee trat die Rottach über die Ufer.
Kommende Woche wird es kritischer
Für Mosel, Saar und Sauer kündigte die Hochwasservorhersagezentrale Rheinland-Pfalz bereits am Donnerstag zunächst steigende Wasserstände bis Sonntag an. "Am Pegel Trier ist ein Anstieg bis in den Bereich von 900 Zentimetern möglich", hieß es. An der Saar könnte der Pegelstand bei Fremersdorf etwa 500 Zentimeter erreichen. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach von viel Regen in den kommenden Tagen und Tauwetter in den Mittelgebirgen. "Die Flüsse werden voll", sagte ein Meteorologe. Der Normalpegelstand in Trier liegt bei 3,5 Metern - ab 6,95 Metern wird hier die Moselschifffahrt gestoppt. Ab einem Trierer Pegelstand von etwa 8 Metern gibt es meist erste Überschwemmungen in Gemeinden an der Mittelmosel.
Die kommende Woche bereitet Häckl aber größere Sorge. Wenn aufgrund steigender Temperaturen wieder der Schnee in den Alpen und auf den Gipfeln des Schwarzwaldes schmelze, könnte es eine neue Hochwasserwelle geben - insbesondere dann, "wenn es ganz dumm läuft" und es auch ergiebig an Oberrhein und Mosel regne. Dann könne es auch an den Unterläufen des Rheins, also beispielsweise in Köln kritisch werden. Dort wäre man vor einem Hochwasser durch mobile und feste Flutwände bis zu einem Pegelstand von 11,9 Metern geschützt. Bei den Jahrhunderthochwassern 1926, 1993 und 1995 war die Marke von 10 Metern übersprungen worden. Beim letzten Hochwasser 2013 waren es "nur" 7,64 Meter.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa