Aktuelle RKI-Mitteilung Erster Kinder-Hepatitis-Fall in Deutschland
27.04.2022, 13:27 Uhr
In ganz Europa stellen Kinderärzte Fälle von akuter Hepatitis bei Kindern fest.
(Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/d)
Dutzende Hepatitis-Fälle bei Kindern in mehreren Ländern geben bislang Rätsel auf. Auch in Deutschland wird ein Fall bekannt. Laut RKI passen die Symptome in das Raster der bisher aufgetretenen Leberentzündungen.
Bisher werden aus elf Ländern gehäuft auftretende Leberentzündungen (Hepatitis) ohne klare Ursache bei Kindern gemeldet - nun hat auch Deutschland einen ersten Fall. Er entspreche der Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Erkrankungsbeginn liege bereits im Januar, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer Publikation vom Dienstagabend. Nähere Angaben dazu wurden nicht gemacht.
Das RKI schreibt, von Fachgesellschaften und Kinderkliniken lägen keine weiteren Hinweise auf Fälle oder Häufungen in Deutschland vor. Ärzte werden um erhöhte Aufmerksamkeit und das Melden von Verdachtsfällen gebeten. Eine ungewöhnliche Häufung schwerer Hepatitis-Fälle - bis hin zu Lebertransplantationen - bei Kindern war zunächst aus dem Vereinigten Königreich bekannt geworden. Die typischen Auslöser, die Hepatitisviren A bis E, wurden aber nicht gefunden.
Laut RKI-Bericht sind aus Großbritannien inzwischen über 110 Fälle bekannt. Aus Ländern der EU und aus den USA seien vereinzelt Erkrankungen gemeldet worden. Bei den meisten Kindern wurden Adenoviren nachgewiesen. Diese häufig vorkommenden Viren seien für die UK-Experten die wahrscheinlichste Ursache, heißt es im RKI-Bericht. Der Erreger führe in der Regel zu leichter Erkrankung, etwa mit erkältungsähnlichen Symptomen, Erbrechen und Durchfall. Leberentzündungen seien jedoch "eine bekannte seltene Komplikation", die überwiegend Immungeschwächte betreffe.
Datenlage noch unklar
Bei den Fällen in Großbritannien könnte laut Bericht eine neue Variante zirkulieren, die das Krankheitsbild verursacht. Durch Pandemie-Effekte könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein, hieß es.
Die Zahl der bisher bekannten Fälle in der EU halten die RKI-Experten für schwer einzuordnen. Zwar berichteten einzelne Länder über mehr betroffene Kinder als eigentlich zu erwarten, eine große Rolle könne aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit spielen. Die Falldefinition sei auch noch wenig spezifisch. Womöglich könnte sich im Nachhinein zeigen, dass einige Fälle doch nicht Teil des Ausbruchs sind. Insgesamt sei noch ein paar Wochen Geduld notwendig, bis Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vorliegen, teilte das Vorstandsmitglied der Deutschen Leberstiftung, Christoph Sarrazin, auf Anfrage mit. Wenn man mehr Klarheit habe, könne dies eventuell auch zu Empfehlungen führen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa