"Leider wirklich krass" Es kommt etwas Regen - jedoch viel zu wenig
15.05.2025, 14:18 Uhr Artikel anhören
Wie hier in der Wetterau ist die anhaltende Dürre ein Problem für die Landwirtschaft.
(Foto: dpa)
Es regnet seit Jahresbeginn viel zu wenig. Zwar gibt es am Wochenende und den Tagen danach in einigen Gegenden Niederschläge. Der Frühling wird nach den Worten von ntv-Meteorologe Alexander dennoch viel zu trocken zu Ende gehen.
ntv.de: Die Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands ist enorm. Wie groß ist die Dürre in unseren Böden aktuell?
Björn Alexander: Vor allem in der Nordhälfte ist die Dürre in den oberen Bodenschichten extrem. Entlang der Mitte ist die Situation gebietsweise weniger krass, während das pflanzenverfügbare Wasser weiter südwärts wieder weniger wird. Kurzum: Nach über drei Monaten mit viel zu wenig Regen erleben wir nahezu eine äußerst üble Gemengelage. Zumal die Natur aufgrund des Wachstums sowie der hohen Verdunstungsraten in der sehr trockenen Luft einen enormen Wasserbedarf hat.
Gibt es Chancen, dass die Wetterlage irgendwann mal kippt?
Kurzfristig gesehen gibt es durch Tief "Lorenz" und die dazugehörige Kaltfront besonders im Osten und Süden Optionen auf ein paar Schauer. Der ganz große Wurf in Sachen Regen wird das zwar nicht, aber zumindest wird es dem Oberboden in den betroffenen Regionen etwas die Staubigkeit nehmen sowie die Waldbrandgefahr und die Pollenbelastung ein wenig mindern.
Wie sieht es längerfristig aus?
Bei den längerfristigen Prognosen haben sich seit zwei oder drei Tagen die Anzeichen gemehrt, dass die Chancen auf eine wechselhaftere Phase ansteigen könnten. Dabei sprechen wir allerdings tatsächlich über ein Zeitfenster, das sich Mitte bis Ende nächster Woche öffnen könnte und in dem die Tiefdruckgebiete mit nennenswertem und flächigerem Regen die Oberhand gewinnen könnten. Zwar steht der Wetterumschwung damit zwar auf wackligen Beinen, aber die Hoffnung lebt.
Lässt sich beziffern, welche Regenmengen bislang fehlen?
Das Regendefizit ist leider wirklich krass. Aktuell sind nämlich im Frühling mit knapp 60 Litern pro Quadratmeter im bundesweiten Schnitt nur gut 30 Prozent des normalen Niederschlags gefallen. Wobei ebenfalls wichtig ist, dass die trockensten Regionen seit Anfang März nicht einmal 20, teils noch nicht mal mehr als 10 Liter Regen pro Quadratmeter abbekommen haben. Um am Ende des Frühjahrs eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz zu haben, müssten dementsprechend in der Fläche im Schnitt noch um die 120 Liter je Quadratmeter fallen.
Ist das mit einer Umstellung der Wetterlage überhaupt möglich?
120 Liter wären binnen zwei Wochen denkbar, jedoch sind die Berechnungen der Wettercomputer deutlich sparsamer. Zwar gibt es Ansätze, die uns bis zum Monatsende über 100 Liter bringen, aber eben nur punktuell. Sprich: Es handelt sich um Wetterlagen, die mit Unwettern, Gewittern und Starkregen einhergehen. In der Fläche wären damit vielleicht um die 30 bis 50 Liter drin. Dabei liegen die Schwerpunkte eher von der Mitte südwärts, Richtung Norden wäre die Ausbeute demnach geringer.
Bleibt die Frage, ob das nur der Tropfen auf dem heißen Stein ist und wir direkt in einen Dürresommer schlittern oder ob es vielleicht doch Grund zur Hoffnung auf einen normaleren Sommer gibt?
Im Bereich der experimentellen Langfrist gibt es hierzu momentan zwei sehr gegensätzliche Ansätze. Einerseits das Szenario, das auf dem europäischen Wettermodell fußt und das uns einen heißen und überaus trockenen Dürresommer prophezeit. Andererseits die Berechnungen der NOAA (Amerikanischer Wetterdienst), die mit dem CFS-Modell auf einen durchschnittlichen bis leicht zu nassen Sommer 2025 setzen. Letztere Variante sieht aber ebenso einen zu warmen bis heißen Verlauf, sodass wir uns sicherlich auf eine Häufung von schwülen Gewitterlagen einstellen müssten.
Wie plausibel ist die Prognose für einen Hitzesommer?
Sehr. Das zeigt unter anderem der Blick auf die Statistik. Zwar finden wir immer mal wieder normale, manchmal auch unterkühlte Monate. Eine zu kalte Jahreszeit erlebten wir zum Beispiel in den vergangenen zehn Jahren allerdings nur im Frühling 2021. Des Weiteren sind sowohl der Nordatlantik als auch das Mittelmeer bereits seit langem überdurchschnittlich temperiert. Ein Wärmestau, der es nahezu unmöglich macht, dass es hierzulande beziehungsweise in ganz Europa dauerhaft zu kalt sein kann oder der dafür sorgt, dass Hitzewellen in Teilen Europas immer intensiver verlaufen.
Vom weiten Ausblick auf den Sommer zurück zur naheliegenden Wetterentwicklung: Was bringt uns das Wochenende?
Im Osten und Südosten ist es leicht durchwachsen mit einzelnen Schauern sowie Blitz und Donner. Sonst bleibt es am Samstag erst freundlich bis sonnig und trocken, bevor am Sonntag auch weiter westwärts lokale Regengüsse nicht auszuschließen sind. Die Temperaturen erreichen im frischen Osten mit einem teilweise lebhaften Wind maximal 12 bis 17, im Westen 18 bis 23 Grad.
Und nächste Woche?
Da sind am Montag und Dienstag lokale Schauer unterwegs. Gleichzeitig bildet sich über Westeuropa ein Tief, das via Spanien und Frankreich bis in den Südwesten und Süden unseres Landes vorankommt. Das hat feuchtwarme Luft und teilweise kräftige Gewittergüsse im Gepäck. Das gilt besonders in Baden-Württemberg und Bayern bis etwa in den Bereich der Mittelgebirge. Anschließend steigt dann auch weiter nordwärts die Wahrscheinlichkeit für Schauer samt Blitz und Donner.
Quelle: ntv.de