
Khao Soi Gai ist ein thailändischer Nudeltopf mit Kokoshuhn und Eiernudeln.
(Foto: Hubertus Schüler)
"Man könnte mehr als ein ganzes Jahr täglich Nudeln essen, ohne sich auch nur einmal wiederholen zu müssen", behauptet das Koch-Duo Martina und Moritz. Das könnte stimmen, denn die Vielfalt von Nudelgerichten in aller Welt ist enorm - und beliebt in allen Altersgruppen, denn Nudeln machen einfach glücklich!
Wohl nichts ist vielseitiger in der Küche als Nudeln: "Sie passen sich an, ordnen sich unter, vereinen sich mit den unterschiedlichsten Gewürzen und Zutaten zu immer wieder neuen köstlichen Kombinationen. Der Stoff, aus dem man Lieblingsgerichte macht! Ihre Bandbreite reicht vom 5-Minuten-Gericht bis zum aufwendigen Luxusessen, ganz nach Lust, Zeit und Möglichkeit", heißt es in "Pasta wie wir sie lieben" von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer, besser bekannt als Martina und Moritz.
Nudeln werden nie langweilig, schreibt das Duo in seinem neuen Kochbuch, erschienen im Becker Joest Volk Verlag. "Man könnte mehr als ein ganzes Jahr täglich Nudeln essen, ohne sich auch nur einmal wiederholen zu müssen." Deshalb trifft der Buchtitel nicht so ganz der Nudel Kern - denn Nudeln sind mehr als Pasta. Da muss ich jetzt mal einen Ausflug in die Nudel-Theorie machen. So viel dürfte klar sein: Pasta wird aus Nudelteig gemacht und ist zutiefst italienisch. Rom definiert in Gesetzen ganz genau, welche Nudeln sich Pasta nennen dürfen, nämlich nur die, deren Teig aus Hartweizenmehl und Wasser besteht - und nichts weiter! Kommt sofort die Frage auf: und die Pasta mit Ei im Teig? Die gibt's schließlich auch! Laut italienischem Gesetz sind das Eiernudeln und keine Pasta. Basta!
Nudel oder nicht Nudel?
Weil Reisnudeln (Reismehl), Soba-Nudeln (Buchweizenmehl) oder Glasnudeln (Mungobohnenmehl) absolut nichts mit Hartweizenmehl (Semola) zu tun haben, sind sie auch keine Pasta, aber immerhin Nudeln. Alles klar? Nee! Denn im deutschen Lebensmittelrecht gibt es ja noch den Begriff Teigwaren, und hier geht die Verwirrung weiter: "Teigwaren (Nudeln) sind beliebig geformte Erzeugnisse aus Getreidemahlerzeugnissen mit oder ohne Zusatz von Hühnereiern und/oder anderen Zutaten", heißt es in den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches. Pasta und Nudeln sind Teigwaren, doch nicht alle Teigwaren, also Erzeugnisse aus Nudelteig, sind Nudeln - allen "Leitsätzen" zum Trotz. Lustigstes Beispiel ist die Meißner Fummel. Und unsere geliebten süddeutschen Spätzle? Nudeln oder nicht? Nun ja ... die einen sagen so, die anderen so. Zumindest rangieren bei den schon erwähnten Leitsätzen Spätzle und Knöpfle unter Nudeln. Na, da fällt mir doch glatt ein Stein vom Herzen.

Das Spektakuläre an der Frischkäsetorte "Knafeh" ist das knusprige Engelshaar (türkisch: Kadayif) als Boden und Topping und natürlich aus Nudelteig.
(Foto: Hubertus Schüler)
Allerdings fällt er nicht tief genug: Schupfnudeln (vergleichbar mit italienischen Gnocchi) oder Mohnnudeln, Dampfnudeln oder Schmalznudeln heißen zwar Nudeln und sind aus Teig verschiedener Zutaten, sind aber im Sinne des Lebensmittelrechts keine Teigwaren und somit keine Nudeln. Auch Reis- oder Glasnudeln seien keine Teigwaren, da sie nicht aus Getreidemahlerzeugnissen hergestellt würden, sondern aus diversen Stärken. Ach so? Irgendwo habe ich gelesen, dass Reisnudeln aus Reismehl ODER Reisstärke hergestellt werden. Und ist Reis nicht auch Getreide??? Wie sagt der Berliner in solchen Fällen? "Du willst mir wohl verkackeiern!" Genauso komme ich mir vor. Bevor ich an mir, der Welt und der Nudel verzweifle, wende ich mich lieber Wichtigerem zu, nämlich dem vielfältigen Einsatz von Nudeln, Pasta und Nicht-Nudeln aller Arten im neuen Buch von Martina und Moritz. Denn eigentlich ist mir wurscht, wie mein Lieblingsessen heißt - Hauptsache ist doch, es schmeckt!
Unser aller Lieblingsessen

Gorgonzola, geröstete Walnusskerne und Radicchio machen diese Pasta zu einem echt italienischen Genuss.
(Foto: Hubertus Schüler)
Nicht verwunderlich ist, dass Italien bei Produktion und Verbrauch von Nudeln weltweit führend ist. Laut Statista werden dort jährlich 39,7 Kilo (2023) Nudeln pro Kopf verkauft. "Bei uns sind es nicht einmal 10 Kilo, die statistisch gesehen jeder Deutsche im selben Zeitraum durchschnittlich vertilgt. Unser Nudelverbrauch ist also ausbaufähig!", schreiben Martina und Moritz. Wie wahr! Mit etwa 80 Rezepten ist ihr Pasta-Buch ein gelungener Beitrag dazu, die Lücke zu verkleinern. Nicht nur Fans der italienischen Nudeln kommen hier auf ihre Kosten, auch Freunde der asiatischen oder osteuropäischen Küche werden fündig. Ebenso vielfältig sind die vorgestellten Gerichte, von schnell und einfach aus dem Vorrat bis anspruchsvoll gefüllt oder überbacken aus dem Ofen. Es gibt Nudelgerichte mit Fleisch oder Fisch beziehungsweise Meeresfrüchten, kreative Veggie-Kombinationen, Nudelsalate und -suppen, Süßes mit Nudeln oder aus Nudelteig. Weil ohne leckere Sauce auch die beste Pasta nichts ist, verraten die Autoren auch ihre Lieblingsrezepte für Nudelsaucen, darunter auch für japanische Nudeln.
Klassiker der verschiedenen Welt-Küchen fehlen ebenso wenig wie neu Gedachtes. Die Wahl fällt schwer zwischen Cannelloni oder Lasagne, Gaisburger Marsch oder Bohneneintopf mit Nudeln, Wan Tan oder japanischen Gyoza, Kärtner Nudeln oder Maultaschen, Pelmeni oder Ravioli und und und. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, es darf munter kombiniert werden. Martina und Moritz tun das auch: Obwohl Spätzle nichts mit Capri zu tun haben, modeln sie das Allgäuer Rezept für Kässpätzle einfach auf mediterran um - zu "Mozzarella-Spätzle alla caprese".

Die Pasta mit Romanasalat und Knuspercrunch steht ganz schnell auf dem Tisch.
(Foto: Hubertus Schüler)
Die neun Rezeptkapitel werden jeweils von kurzen Erläuterungen eingeleitet - nicht überblättern, denn die sind gespickt mit vielen guten Ratschlägen und Informationen. Überhaupt: Martina und Moritz geizen nicht mit Tipps, auch das macht ihre Beliebtheit aus. Schließlich verfügen beide über jahrelange Erfahrungen. Auch Nudel-Neulinge sind bei ihnen gut aufgehoben, denn den Rezeptkapiteln sind sechs Kapitel mit Basis-Wissen vorangestellt. Das reicht von Kaufüberlegungen bis zu Todsünden in der Küche, die selbst die allerbesten Nudeln ruinieren können, von der Wahl der Zutaten und der richtigen Nudel zur passenden Sauce. Auch direkt bei den Rezepten geben Martina und Moritz Anregungen für die Getränkeauswahl, fürs Topping, für Dips oder Beilagen. Und alle, die es unbedingt probieren wollen, finden Rezepte für DIY-Nudelteige mit und ohne Ei, für bunte Nudeln, Eierspätzle und japanische Nudeln.
Pasta mit Romanasalat und Knuspercrunch
"Schnelle Küche: Um die Sache zu beschleunigen, wird das Nudelwasser gleich zweimal aufgesetzt: eine Hälfte im Topf auf dem Herd, gleichzeitig eine Portion im Wasserkocher. Die Pasta ins sprudelnd kochende, gut gesalzene Wasser geben - die besonders dünnen Spaghettini sind schon nach 5 Minuten gar. In dieser Zeit ist auch der Sugo fertig und es kann serviert werden …"
Pasta:
Salz
200-250 g Spaghettini
4-5 Knoblauchzehen
3 EL Olivenöl
1 fester kleiner Kopf Romanasalat
6-8 Sardellenfilets (Anchovis)
Pfeffer, Muskat
fein abgeriebene Schale von 1 Zitrone
1 Prise Chilipulver
3 gehäufte EL frisch geriebener Parmesan
Crunch:
2 EL Panko (grobe japanische Semmelbrösel)
2 EL Pinienkerne
2 EL Olivenöl
1 Prise Chilipulver
Zubereitung:
Zeit: 10 Minuten
Für die Pasta Nudelwasser aufsetzen, sobald es aufwallt, salzen und die Spaghettini einwerfen. Sie sind in 5-6 Minuten bissfest.
Inzwischen Knoblauch mit der Messerklinge zerdrücken, dabei löst sich die Schale, springt ab, und es genügen zwei bis drei Schnitte mit dem Messer, um ihn zu zerkleinern. In Olivenöl andünsten, den Salatkopf waschen, trocken schütteln, dann quer in fingerbreite Streifen schneiden und hinzufügen. Die Sardellen grob hacken und ebenfalls in die Pfanne geben. 1 Minute unter Rühren sanft braten, dabei mit Salz, Pfeffer, Muskat sowie reichlich abgeriebener Zitronenschale und Chilipulver würzen.
Parallel dazu für den Crunch die Brösel mit den Pinienkernen im heißen Öl anrösten, dabei mit Chilipulver würzen.
Die Spaghettini mit einer Zange aus dem Kochwasser heben und mit dem Parmesan tropfnass unter die Salatmischung heben. Auf zwei Teller geben und zum Schluss den Crunch über jede Pasta-Portion streuen.
Getränk: Ein Glas leichter Rotwein, am liebsten aus der Toskana oder vom Gardasee.
Pasta mit Gorgonzola-Walnuss-Sauce
"Der cremige, aber würzige Käse, der Biss der gerösteten Walnusskerne und dazu die Bitterkeit des Radicchio: Das ergibt einen wundervollen Kontrast! Am allerbesten, wenn man den schlanken Radicchio Trevisano tardivo bekommt, mit seinen schmalen, an der Spitze so hübsch gelockten Blättern. In dessen fester Wurzel steckt viel Würzkraft: auf der Gemüsereibe fein zerkleinern und in die Sauce rühren!"
1 kleine Zwiebel oder Schalotte
2 Knoblauchzehen
1 Radicchio di Treviso (ca. 200 g)
80 g Walnusskerne
2 EL Olivenöl
100 g cremiger Gorgonzola
1 Tasse Milch (150-180 ml)
Salz, Pfeffer
2 EL frisch geriebener Parmesan
2 EL frisch geriebener Pecorino
etwa 400 g Tagliatelle oder Eierbandnudeln
Zubereitung:
Zeit: 20 Minuten
Zwiebel und Knoblauch fein hacken. Radicchio quer in schmale Streifen schneiden. Die Wurzel rundum dünn schälen. Die Walnusskerne hacken, im heißen Olivenöl anbraten, herausheben und auf einem Teller beiseitestellen.
Zwiebeln und Knoblauch im verbliebenen Öl andünsten, den Radicchio kurz mitbraten, die Radicchiowurzel nicht zu fein reiben und unterrühren. Den gewürfelten Gorgonzola und so viel Milch in die Pfanne geben, dass er zu einer Creme schmilzt. Salzen, pfeffern und am Ende auch Parmesan und Pecorino unterrühren.
Unterdessen die Pasta in Salzwasser bissfest kochen und tropfnass in den Sugo geben, dabei eine Schöpfkelle Nudelwasser hinzufügen, auch jetzt die gerösteten Walnüsse untermischen.
Beilage: Knuspriges Weißbrot. Und eventuell sogar ein kleiner Salat vom Radicchio mit Estragonessig und gehacktem frischem Estragon.
Getränk: Ein herzhafter, nicht zu säurestarker Weißwein aus Friaul, zum Beispiel ein Sauvignon blanc oder ein Pinot grigio.
Griechischer Reiskornnudelsalat

Die Reiskornnudeln (griechisch: Kritharaki) sind Pasta im besten Sinne, denn sie werden aus Semola und nicht aus Reis hergestellt und heißen in Italien Risi, Risoni oder Orzo.
(Foto: Hubertus Schüler)
"Die hübschen kleinen Reiskornnudeln, die man in Griechenland so liebt, geben im Mund immer ein verblüffendes Gefühl. Wir mischen sie mit fast reiskornkleinen Würfeln von bunter Paprika zum Salat und nehmen statt Öl für die Marinade ebenso gewürfelte Avocado. Das sieht umwerfend aus, schmeckt verführerisch und ist obendrein leicht und bekömmlich. Genau der richtige Salat fürs Grillfest, für die Gartenparty oder am Ende eines heißen Sommertags, wenn man vom Baden nach Hause zurückkehrt."
Zubereitung:
Zeit: 15 - 20 Minuten
500 g Reiskornnudeln
Salz
je 1 grüne, gelbe und rote dickfleischige Spitzpaprika
1 junge Zwiebel
3 Frühlingszwiebeln
3 Knoblauchzehen
1-2 Chilis
1-2 reife Avocados
Pfeffer
2 EL Apfelessig
3-4 EL Zitronensaft
1 gute Handvoll Kräuter (z. B. Basilikum, Koriandergrün, Fenchelgrün)
Die Nudeln in gesalzenem Wasser bissfest kochen. Abgießen, noch heiß mit den während der Kochzeit in 1 cm kleine Würfel geschnittenen Paprika in einer Schüssel mischen.
Nun auch Zwiebel, Frühlingszwiebeln, Knoblauch (den kann man auch gut auf der Reibe zermusen), die entkernten Chilis fein würfeln. Mit den in Würfel geschnittenen Avocados untermischen.
Salzen, kräftig grob pfeffern, Essig und reichlich Zitronensaft hinzufügen. Alles behutsam vermengen. Erst dann die Kräuter nicht zu fein hacken und untermischen. Abschmecken!
Beilage: Salatblätter, mit denen man die Schüssel auslegt. Und Würfel von Feta.
Getränk: Zitronensaft mit Minzeblättern auf Eiswürfeln. Oder ein erfrischendes Pils.
Viel Spaß mit allen Nudeln und Nicht-Nudeln wünscht Ihnen Heidi Driesner.
Quelle: ntv.de