Panorama

Großteil der Ernten vernichtet Flamingos suchen italienische Reisfelder heim

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Flamingos besiedeln stets Feuchtgebiete, wie hier in der Toskana.

Flamingos besiedeln stets Feuchtgebiete, wie hier in der Toskana.

(Foto: iStockphoto/ROBERT67)

Das Po-Delta ist eine traditionsreiche und bedeutende Reisanbauregion in Italien. Von dort kommen besonders aromatische Reissorten. Doch nun drohen massive Ernteausfälle, denn Tausende Flamingos besetzen die Reisfelder. Die Landwirte verzweifeln, doch alle Abwehrversuche scheitern.

Tausende Flamingos bevölkern derzeit in Italien Reisfelder und richten massive Schäden an. Die Tiere suchen in den flachen, wasserreichen Feldern im Delta des Po, nordöstlich von Ferrara, nach Nahrung, berichten einheimische Medien. Dabei zerstören sie die jungen Reispflanzen, die für die Bauern dort die wichtigste Einnahmequelle sind. Das Delta ist eine traditionsreiche und bedeutende Reisanbauregion. Von dort kommen jährlich etwa 90.000 Tonnen Reis besonders aromatischer Sorten wie Arborio, Carnaroli, Baldo und Volano.

Für viele Betriebe ist die Situation existenzgefährdend. "80 Prozent der Ernte sind verloren", erklärt Giampaolo Cenacchi, Vizepräsident des Konsortiums der Reisbauern des Po-Deltas, gegenüber der Tageszeitung "Il Resto del Carlino". Die Landwirte reagieren mit nächtlichen Patrouillen, fahren mit Autos über die Felder, nutzen Hupen und Scheinwerfer, um die Flamingos zu vertreiben. Doch die Vögel kehren immer wieder zurück.

Ungewöhnlich ist die Präsenz der Flamingos nicht, aber die aktuellen Zahlen übersteigen alles bisher Erlebte. "Der rosa Flamingo, eine Art, die vor allem in der Vergangenheit durch unregelmäßige Wanderbewegungen gekennzeichnet war, erlebt jetzt in Italien eine außergewöhnliche Ausbreitung", bestätigt Ornithologe Rosario Balestrieri von der Stazione Zoologica Anton Dohrn in Neapel laut Fanpage.it. Auch Klimaveränderungen spielen dabei eine Rolle: Die Flamingos nutzten die künstlich bewässerten Reisfelder als Ersatzlebensraum, da natürliche Feuchtgebiete schwinden.

Veränderte Anbaumethoden für viele Landwirte nicht möglich

Die betroffenen Landwirte fordern seit Monaten mehr Unterstützung von der Politik. "Die Entschädigung der Schäden an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die durch geschützte Wildtierarten verursacht werden, liegt in der Verantwortung der Region Emilia-Romagna", erklärt ein betroffener Landwirt gegenüber "La Nuova Ferrara". Doch die Entschädigungen decken nicht immer die tatsächlichen Verluste.

Deswegen suchen die Landwirte nun nach neuen Lösungen, etwa durch veränderte Anbaumethoden. Doch nicht alle Betriebe können ihre Anbauweise so einfach umstellen. Die Landwirte hoffen jetzt auf eine gemeinsame Strategie von Politik, Wissenschaft und Naturschutz. "Das ist kein Krieg zwischen Menschen und Vögeln, sondern eine Herausforderung, die das gemeinsame Engagement von Forschungsinstituten, Institutionen, Landwirten und Umweltverbänden benötigt", fordert Ornithologe Balestrieri.

Quelle: ntv.de, ija

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