Panorama

Rechtsstreit um EnteignungHitler-Haus könnte Österreich Millionenbetrag kosten

27.12.2018, 10:45 Uhr
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Adolf Hitler hat seine ersten Lebensmonate in einer Wohnung des Hauses verbracht. (Foto: picture alliance / Matthias Röde)

Schon seit 2011 steht das Hitler-Haus im österreichischen Branau am Inn leer. Wie viel Österreich für die Enteignung der früheren Besitzerin zahlen muss, ist immer noch offen. In dem Prozess könnte bald ein Urteil fallen.

Im Rechtsstreit um Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn strebt der Anwalt der ehemaligen Hausbesitzerin eine millionenschwere Entschädigung wegen der Enteignung an. "Ziel sind ganz klar 1,5 Millionen Euro", sagt der Salzburger Rechtsanwalt Gerhard Lebitsch. Ein Gutachter hatte in einem Prozess vor dem Landesgericht Ried im Innkreis für die Immobilie eine Wertspanne von 810.000 Euro bis 1,5 Millionen Euro ermittelt. Ein Urteil fällt laut Gerichtssprecher "wahrscheinlich im Januar".

Die Republik Österreich hatte der Hausbesitzerin bisher nur 310.000 Euro für das zweistöckige Haus samt Garagen und Parkplatz bezahlt. Das sei viel zu wenig, meint Anwalt Lebitsch. "Beim Parkplatz handelt es sich um die einzige nennenswert große innerstädtische Parkfläche." Außerdem berücksichtige die Entschädigung auch nicht den besonderen Wert, der sich aus der Höhe früherer Mietzahlungen und dem Charakter als historischer Ort ergebe.

Eine juristische Klärung ist nach bisherigen Angaben aus dem Innenministerium Voraussetzung, um einen internationalen Architektenwettbewerb einleiten zu können. Dieser soll eine "tiefgreifende Umgestaltung" des Gebäudes einleiten, um endgültig auszuschließen, dass das Haus eine Pilgerstätte für Neonazis werden könnte.

Adolf Hitler (1889-1945) hatte seine ersten Lebensmonate in einer Wohnung des Hauses verbracht. Die Ex-Eigentümerin des Geburtshauses von Hitler klagt darüber hinaus vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen die Enteignung. Eine entsprechende Klage sei seit Längerem eingebracht, sagte Lebitsch.

Hauptnutzer des Gebäudes war jahrzehntelang die Lebenshilfe mit ihrer Behindertenwerkstätte. Sie zog später im Streit über notwendige Sanierungen aus. Seit 2011 steht das Gebäude in der 16.000-Einwohner-Stadt direkt an der Grenze zu Deutschland leer. Im Januar 2017 wurde die Alpenrepublik durch Enteignung neuer Besitzer der Immobilie.

Quelle: chr/dpa

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