Keine Besserung durch ImpfstartIntensivstationen noch monatelang belastet

Die Corona-Fallzahlen in Deutschland sind auf dem Höchststand. Derweil spitzt sich die Lage auf den Intensivstationen weiter zu. Trotz eines möglichen Impfstarts erwartet Divi-Präsident Uwe Janssens keine rasche Entspannung der Lage und mahnt zur Disziplin - auch an Weihnachten.
Die deutschen Intensivmediziner rechnen noch über viele Wochen mit einer angespannten Lage auf den Intensivstationen. "Der Impfstart bringt den Intensivstationen zunächst keine Entlastung", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssens, der "Rheinischen Post". "Die Impfungen werden sich im geringen Umfang auch auf den Intensivstationen wohl erst ab März oder April positiv niederschlagen."
Janssens verwies auf den geplanten Ablauf der Immunisierungskampagne. "Die erste Gruppe der Impfpersonen sind knapp neun Millionen Menschen, wir haben aber zwischen 15 und 21 Millionen vulnerable Personen in Deutschland, also Menschen, die älter sind oder eine Vorerkrankung haben." Diese gelten als besonders gefährdet für schwere Krankheitsverläufe bei einer Corona-Infektion.
Janssens ermahnte die Bevölkerung zur Disziplin. Der harte Lockdown, der seit Mittwoch gilt, sei möglicherweise gerade noch rechtzeitig erfolgt. "Wir könnten die Lage auf den Intensivstationen gerade noch im Griff behalten, wenn jetzt alle Menschen den Rat der Politik und der Mediziner befolgen, ihre Kontakte auch an Weihnachten stark zu reduzieren."
Fassungslosigkeit über "Querdenker"
Die "Querdenken"-Demonstrationen verurteilt Janssens. Die Pflegekräfte im St.-Antonius-Hospital in Eschweiler, in dem er die Intensivmedizin leitet, seien fassungslos und wütend gewesen. "Sie behandeln stundenlang Patienten, drehen sie auf den Bauch, kämpfen um ihr Leben und sehen dann Menschen demonstrieren, die teilweise nicht an die Pandemie glauben. Da entsteht eine gewisse Wut." Trotzdem würden die Kolleginnen und Kollegen wieder herausgehen und die Patienten weiter versorgen.
"Die Menschen sollten einfach mal ein paar Tage bei uns mitarbeiten und mitbekommen, was das für Patienten bedeutet. Luftnot ist neben Schmerzen das Schlimmste, das Menschen betreffen kann. Die haben Todesangst. Das ist für alle hier äußerst belastend", sagte Janssens.
Die Zahl der gemeldeten Corona-Infektionen in Deutschland ist erneut sehr hoch. Das Robert-Koch-Institut meldet unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter 31.300 neue Ansteckungsfälle. Insgesamt wurden inzwischen bundesweit 1.471.238 Corona-Fälle verzeichnet. Die Zahl der Covid-19-Todesopfer in Deutschland stieg um 702 auf insgesamt 25.640.