Druck auf Impfmuffel ausüben? Laumann lehnt kostenpflichtige Tests ab
20.07.2021, 04:56 Uhr
Mal eben fix an der Teststation einen kostenlosen Test machen? Für ungeimpfte Menschen vielleicht bald nicht mehr möglich.
(Foto: picture alliance/dpa)
Frankreich beschließt neue Hürden für ungeimpfte Bürger, um die heimische Impfkampagne anzuschieben. Sollte Deutschland dem Beispiel folgen? Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Laumann hält davon nichts. Er sieht in kostenlosen Tests ein wichtigen "Baustein unserer Anti-Corona-Strategie".
Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hält nichts davon, den Druck auf Impfmuffel durch kostenpflichtige Corona-Tests zu erhöhen. "Ich finde, dass diese Diskussion zu einer Unzeit kommt. Richtig ist ja, was Minister Spahn sagt: Irgendwann kommt der Punkt, wo man darüber nachdenken kann. Dieser Punkt ist aber nicht erreicht - im Gegenteil: Testen ist ein grundlegender Baustein unserer Anti-Corona-Strategie", sagt Laumann in der "Rheinischen Post".
"Tests ermöglichen uns die Rückgabe von Freiheitsrechten. Durch Tests entdecken wir immer noch zahlreiche Infektionen, die sonst vielleicht unentdeckt bleiben würden", führt Laumann seinen Standpunkt aus. "Hierfür brauchen wir aber ein niedrigschwelliges Angebot - kostenlos und im ganzen Land gut erreichbar. Ich halte zum jetzigen Zeitpunkt jeden Schritt für falsch, der bei den Menschen Hürden aufbaut, sich testen zu lassen."
Um die heimische Impfkampagne anzuschieben, hatte zuletzt Frankreich hohe Hürden für ungeimpfte Bürger beschlossen. Dazu gehören unter anderem kostenpflichtige PCR-Tests, sofern sie nicht verschrieben wurden. Unter anderem der bayerische Ministerpräsident Markus Söder und sein Gesundheitsminister Klaus Holetschek hatten anschließend ihre Sympathien für ähnliche Regelungen auch in Deutschland bekundet.
Apotheken warnen vor Problemen
Der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, weist allerdings auf praktische Probleme bei dieser Vorgehensweise hin. "Es wird sehr schwierig sein, in den Teststellen zu entscheiden, wer anspruchsberechtigt ist und wer nicht", sagt er in der "Rheinischen Post". "Die notwendige Dokumentation und Inkassotätigkeit wird zu einer weiteren Bürokratisierung führen."
Zugleich werde das Impfen aber auch attraktiver, weil sich Patienten den Impfstoff aussuchen können, erklärt Preis weiter. "Die Ärzte könnten für die Woche ab dem 2. August den Impfstoff von Biontech, Astrazeneca und Johnson & Johnson bestellen. Aller Voraussicht können auch alle Bestellungen voll bedient werden", sagt der Chef des Apothekerverbands. "Auch wenn noch nicht offiziell bekannt gegeben, bedeutet das Wahlfreiheit für die Bürger bei den Impfstoffen in Absprache mit dem Arzt. Das wird der Impfkampagne weiteren Schub verleihen."
Quelle: ntv.de, chr