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"Spielzeug kaputt gemacht" Mallorca geschockt über Sauftouristen-Exzesse

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Zunehmend schlechtes Benehmen ausländischer Touristen: Opening Party im Mega Park am Ballermann.

Zunehmend schlechtes Benehmen ausländischer Touristen: Opening Party im Mega Park am Ballermann.

(Foto: IMAGO/Daniel Scharinger)

Seit Jahren ärgern sich Wirte, Hoteliers und Anwohner in Mallorca über betrunkene Deutsche am Ballermann. Doch statt sich zu bessern, wird die Lage in dieser Saison noch einmal schlimmer. Nun erwägt die neue konservative Inselregierung ein Alkoholverbot auf der Straße.

Die Auswüchse des Sauftourismus meist deutscher Urlauber am Ballermann auf Mallorca haben den Einheimischen dieses Jahr nach Worten des Gastronomie-Unternehmers Juan Ferrer einen Schock versetzt. "Das können wir uns nicht mehr leisten. Ich würde sagen, dass die Ballermänner ihr Spielzeug kaputt gemacht haben dieses Jahr", sagte der Präsident der Qualitätsoffensive Palma Beach. Die private Initiative von Hoteliers und Restaurant-Inhabern der Gegend bemüht sich seit Jahren um ein besseres Image des Ballermanns und setzt auf gehobeneren Tourismus.

Den Ballermann gebe es schon seit 45 Jahren, aber erst in den vergangenen zehn Jahren sei die Lage eskaliert. "Jetzt ist die ganze Promenade zweieinhalb, drei Kilometer lang, von Leuten übernommen worden, die total besoffen sind", klagt Ferrer. Vergangenes Jahr, dem ersten nach Corona, habe man noch Nachsicht gehabt. "Wir haben gesagt, lasst die Jungs feiern. Aber wir hatten gedacht, dass sie sich dieses Jahr ohne Corona-Ausrede benehmen würden", sagt Ferrer, der gut Deutsch spricht.

"Das Schlimmste ist, dass die Leute auf der Straße feiern. Den ganzen Tag besoffen und sich übergeben", klagt Ferrer. Diese Zustände vergraulten andere Touristen. Die neue konservative Inselregierung wolle nun Maßnahmen wie in Amsterdam ergreifen. Dort sei es schon seit Jahren verboten, auf der Straße Alkohol zu trinken. "Wir kapitulieren nicht, sondern arbeiten weiter für einen qualitativ hochwertigeren Tourismus", betont Ferrer.

Ballermann platzt aus allen Nähten

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Interessenvertretungen der Partymeile im Süden der spanischen Mittelmeerinsel hatten Anfang Juni Alarm geschlagen. Der Hotelierverband AHPP, der Gastrozusammenschluss CAEB und der Nachtclubverband ABONE prangerten in einem gemeinsamen Aufruf eine inzwischen "unhaltbare" und "alarmierende" Situation an. "Jetzt reicht's!", meinen sie, und forderten von den Behörden härtere Strafen, mehr Polizeipräsenz und mehr Kontrollen. Auch der Anwohnerverband des Bezirks S'Arenal, zu dem der Ballermann gehört, beklagte ein zunehmend schlechteres Benehmen vieler ausländischer Touristen.

Der diesjährige Run auf die Insel begann im Frühjahr mit den Opening Partys der großen Diskotheken unter anderem am Ballermann, der deutschen Urlauberhochburg schlechthin. Die beliebte Partymeile platzt derzeit aus allen Nähten. Schon im April kamen knapp 1,5 Millionen Besucher aus dem Ausland und dem spanischen Festland auf die Balearen, womit die bisherige Höchstmarke für diesen Monat (gut 1,3 Millionen 2019) übertroffen wurde. Fast 40 Prozent der ausländischen Touristen kamen aus Deutschland. Nicht nur die Anwohner und die Lokalbetreiber, auch weniger lautstarke Besucher regen sich über die Touristen auf, die sich im Rausch nicht mehr unter Kontrolle haben. Immer wieder wurden auf Mallorca neue Benimmregeln und Gesetze erlassen, doch der Ballermann ist bislang nicht zu bremsen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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