Saarland ist Vorreiter NRW zögert bei Schnittschutzschals für Polizisten
12.10.2024, 07:17 Uhr Artikel anhören
Die Schlauchschals sind mit einer besonderen Faser verstärkt.
(Foto: dpa)
Saarländische Polizisten können sich neuerdings mit sogenannten Schnittschutzschals gegen Messerangriffe schützen. Für die NRW-Polizei sei dies bislang nicht geplant, heißt es.
Nordrhein-westfälische Polizisten müssen auf sogenannte Schnittschutzschals gegen Messerangriffe vorerst verzichten. Eine konkrete Beschaffung sei aktuell nicht in Planung, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums in Düsseldorf auf dpa-Anfrage. Sie werde aber fortlaufend geprüft, um die Ausstattung der Polizei sinnvoll zu verbessern.
Die Schlauchschals sollen saarländische Polizisten künftig besser gegen Messerattacken schützen. Sie sind mit einer besonderen Fiberfaser verstärkt. Diese schützen vor allem vor Wisch- und Schnittbewegungen von Messerangreifern. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte die Anschaffung im Saarland begrüßt.
Für die GdP in NRW sprach sich deren Vize-Chef Markus Robert für ein Pilotverfahren und Trageversuche von Polizisten in Nordrhein-Westfalen aus. "Wir begrüßen alle Maßnahmen, die die Sicherheit der Beamten erhöhen", sagte er.
Allerdings müssten Schutzwirkung und Tragekomfort abgewogen werden. Die Schutzwirkung dürfte begrenzt sein und die Schals einem wuchtigen Stich nicht standhalten. Dennoch könne ein Schutz gegen Messerschnitte lebensrettend sein. "Die Frage ist aber auch, ob ein solcher Schal optional ist, oder als Arbeitsschutzausrüstung dann getragen werden muss. Das stelle ich mir im Sommer bei 30 Grad schwierig vor."
Sofortprogramm gegen Messergewalt
NRW-Innenminister Herbert Reul hatte im August ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm gegen Messergewalt in NRW vorgestellt. Es sieht unter anderem Waffentrageverbote für Intensivtäter und eine weitere Waffenverbotszone in Hamm vor. Außerdem soll nach Messertaten künftig auch der Verlust des Führerscheins drohen. Die Straßenverkehrsbehörden würden künftig informiert und könnten dann die charakterliche Eignung der Führerscheinbesitzer nach einer Gewalttat mit einem Messer überprüfen.
Zudem sind Prävention in Unterbringungseinrichtungen, Aktionstage und verstärkter Einsatz mobiler Videoüberwachung geplant. Nach Messerstraftaten soll künftig immer eine Vernehmung stattfinden und nicht mehr nur ein Anhörungsbogen verschickt werden.
Einem neuen Lagebild zufolge ist die Messergewalt im vergangenen Jahr im öffentlichen Raum in NRW um fast 43 Prozent auf 3540 Fälle gestiegen. Nur neun dieser Fälle könnten als Anschlag bezeichnet werden. Die Gesamtzahl überstieg damit leicht das Niveau von 2019, als Messerstraftaten erstmals in der Kriminalstatistik gesondert erfasst wurden. Während der Corona-Pandemie waren die Zahlen deutlich gesunken.
Quelle: ntv.de, sba/dpa