Panorama

Bars, Restaurants, Kinos offen Nachbarländer lockern - Deutschland nicht

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Während Deutschland im neuen Bundes-Lockdown verharrt, steht in den Nachbarländern das Thema Lockerungen auf der Tagesordnung. In vielen Ländern werden die ersten Maßnahmen zurückgefahren. Dabei ist die Corona-Lage woanders nicht unbedingt besser. Eine Übersicht.

Die Bundes-Notbremse liegt schwer auf dem Gemüt der Deutschen. Die einst so hoffnungsvolle Modellregion Saarland, die es mit vorsichtigen Öffnungen von Kinos, Theatern und Fitnessstudios versucht hat, ist mittlerweile Geschichte. Die Inzidenz von 100 ist die neue rote Linie bundesweit - wird sie an drei Tagen in Folge überschritten, folgen Einschränkungen wie Ausgangssperren. Das gilt derzeit für knapp 330 Regionen in Deutschland. Im Bundesschnitt liegt die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei rund 160.

Das Thema Lockerungen wird in Deutschland derzeit kaum angesprochen - höchstens, wenn es um Geimpfte und Genesene geht. Aber erst frühestens Ende Mai soll entschieden werden, ob Geimpfte etwa von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen ausgenommen werden, sagte Kanzleramtschef Helge Braun. Ansonsten machte Wirtschaftsminister Peter Altmaier Hoffnung auf "erste vorsichtige Lockerungsschritte" - allerdings erst im Sommer. Bis dahin droht Lockdown.

Viele Nachbarländer Deutschlands hingegen scheinen in einer anderen Realität zu leben - denn obwohl die Inzidenzen in den meisten entweder auf gleichem Niveau wie hierzulande oder sogar darüber liegen, wird reihum gelockert. Oder es sind Lockerungen in der Vorbereitung. Hier eine Übersicht:

Österreich (Inzidenz: 164,9)

Trotz der weiterhin hohen Corona-Infektionszahlen will Österreich schon im Mai den strikten Lockdown beenden. Ab dem 19. Mai sollen viele Bereiche wieder öffnen und auch der Tourismus soll wieder starten. Begleitet werden die Lockerungen von strikten Auflagen, Bundesländer können an strengeren Beschränkungen festhalten.

Neben Restaurants, Cafés und Hotels können ab dem 19. Mai auch Theater und andere Kulturinstitutionen sowie Messen und Kongresse wieder öffnen. Indoor-Sport ist dann wieder erlaubt, ebenso Mannschafts- und Kontaktsportarten. Bereits ab dem 17. Mai soll wieder durchgehend Präsenzunterricht in den Schulen stattfinden.

Schweiz (Inzidenz: 169,8)

Seit gut einer Woche dürfen in der Schweiz Restaurantterrassen, Kinos und Fitnesszentren wieder öffnen. Auf den Terrassen gilt Sitz- und Maskenpflicht, nur zum Essen dürfen Masken abgelegt werden. Auch Freizeitbetriebe mit Innenräumen, etwa Innengehege im Zoo oder Gewächshäuser in botanischen Gärten, sind wieder geöffnet. Veranstaltungen im Freien sind mit bis zu 100 Gästen wieder erlaubt, mit bis zu 50 Personen in Innenräumen. Theater und Konzerthäuser sind ebenfalls offen, dürfen aber nur ein Drittel ihrer Sitzkapazität anbieten. Universitäten dürfen zum Präsenzunterricht übergehen. Innen müssen jedoch grundsätzlich Abstände eingehalten und Masken getragen werden, außer etwa bei Ausdauertraining in Fitnesszentren oder bei Chorproben.

Frankreich (Inzidenz: 290,1)

In Frankreich ist die Sieben-Tage-Inzidenz deutlich höher als in Deutschland. Dennoch plant das Land ebenfalls Lockerungen der Einschränkungen. Ab dem 3. Mai soll die Zehn-Kilometer-Grenze fallen, innerhalb derer sich die Bürger tagsüber rund um ihre Wohnung bewegen können, hatte Premierminister Jean Castex vergangene Woche ankündigt. Ab Mitte Mai sollen dann je nach Entwicklung der Lage auch Geschäfte und kulturelle Einrichtungen sowie die Außengastronomie wieder öffnen. Einige sportliche Aktivitäten sollen dann ebenfalls wieder möglich sein. Auch die landesweite nächtliche Ausgangssperre zwischen 19 Uhr und 6 Uhr morgens könnte gelockert werden.

Niederlande (Inzidenz: 317,7)

Fast doppelt so hoch wie in Deutschland ist die Sieben-Tage-Inzidenz in den Niederlanden. Dessen ungeachtet wird auch dort gelockert: Die Geschäfte dürfen ab sofort wieder Kunden empfangen - ohne vorherigen Termin. Auch die Außenbereiche der Cafés und Restaurants sollen wieder öffnen und dürfen unter Auflagen bis 18 Uhr Kunden bedienen. Die unpopuläre abendliche Ausgangssperre wurde abgeschafft. Bürger dürfen auch statt bisher eine Person zwei Gäste am Tag zu Hause empfangen. Und auch Studenten bekommen zumindest einen Tag in der Woche wieder Präsenzunterricht. Weiterhin verboten sind alle Veranstaltungen mit Publikum wie Sportwettkämpfe. Auch Museen, Theater, Kinos bleiben zu. Es gilt auch Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern.

Italien (Inzidenz: 149,9)

In vielen Regionen Italiens haben Bars und Restaurants seit Montag ihre Außenbereiche wieder geöffnet. Zum ersten Mal seit sechs Monaten ist auch eine Öffnung am Abend erlaubt. Drei Viertel der italienischen Regionen gelten als "gelbe Zonen", in denen weniger strenge Corona-Beschränkungen gelten. Neben der Außengastronomie dürfen auch Kinos, Theater und Konzerthallen wieder öffnen. Die Zahl der Besucher ist allerdings auf die Hälfte beschränkt. Landesweit gilt aber weiterhin eine nächtliche Ausgangssperre ab 22 Uhr.

Polen (Inzidenz: 167,1)

Auch Polen lockert seine Corona-Einschränkungen stufenweise. Ab dem 4. Mai sollen Einkaufszentren, Baumärkte und Möbelgeschäfte unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen. Das Gleiche gilt für Museen und Kunstgalerien. Grundschüler kehren in den Präsenzunterricht zurück. Ab dem 8. Mai dürfen Hotels wieder eingeschränkt Gäste beherbergen, ab dem 15. Mai wird Restaurants die Öffnung der Außengastronomie erlaubt. Dann sollen auch Feiern mit bis zu 25 Personen unter freiem Himmel zulässig sein. Ab dem 29. Mai sollen Restaurants auch innen wieder Gäste bewirten dürfen, allerdings mit geringerer Auslastung. Zu den gleichen Bedingungen dürfen auch Hallenbäder wieder öffnen. Für Fitnessstudios gilt ein Limit von einer Person pro 15 Quadratmeter. Alle Schüler sollen ab Ende Mai zudem in den Präsenzunterricht zurückkehren.

Dänemark (Inzidenz: 84,1)

In Dänemark ist die Inzidenz mittlerweile deutlich niedriger als in Deutschland. Dort dürfen angesichts der stabilen Corona-Infektionszahlen die Einkaufszentren wieder Kunden empfangen. Auch die Restaurants und Cafés öffnen wieder. Wer in einem Innenraum essen will, muss allerdings einen Tisch reservieren und einen negativen Corona-Test oder eine Impfbescheinigung vorzeigen. Nur für ein Bier oder einen Kaffee im Freien gibt es keine Auflagen. Auch Museen, Bibliotheken und Kunsthallen sind wieder geöffnet, allerdings nur für die, die mithilfe eines Corona-Passes einen negativen Corona-Test, eine Impfung oder überstandene Infektion vorweisen können.

Im dänischen Spitzenfußball sind unter bestimmten Bedingungen bis zu 500 sitzende Zuschauer pro Stadionabschnitt zugelassen. Zudem gibt es weitere Lockerungen in den Schulen sowie für organisiertes Training in Sporthallen und anderen überdachten Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Senioren.

Quelle: ntv.de, kst/rts/AFP/dpa

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