Panorama

Stärke 7,3 auf der Richterskala Nachbeben erschüttert Himalaya-Region

Das Nachbeben bringt in Kathmandu mehrere Häuser zum Einsturz, das Gesamtausmaß der neuen Katastrophe ist noch unklar.

Das Nachbeben bringt in Kathmandu mehrere Häuser zum Einsturz, das Gesamtausmaß der neuen Katastrophe ist noch unklar.

(Foto: REUTERS)

Menschen flüchten panisch ins Freie, Häuser stürzen zusammen, Meldungen über Tote und Verletzte - Kathmandu kommt nicht zur Ruhe. Das verheerende Nachbeben versetzt die Menschen erneut in Panik, die Erschütterung ist bis Neu-Dehli zu spüren.

Die Himalaya-Region ist erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Alleine in Nepal kamen mindestens 48 Menschen ums Leben, wie die Behörden des Landes mitteilten. Im Norden Indiens starben demnach 17 Menschen. Die neuerliche Naturkatastrophe verschärft die Notlage der Bevölkerung in Nepal, die noch immer unter den Folgen des verheerenden Erdbebens vom 25. April leidet.

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das Beben am Dienstag eine Stärke von 7,3. Sein Zentrum lag demnach etwa 76 Kilometer östlich von Kathmandu in 15 Kilometern Tiefe. In der Hauptstadt dauerten die Erdstöße fast eine Minute, viele Menschen liefen in Panik auf die Straßen. Zwei mehrstöckige Gebäude in Kathmandu stürzten ein. Überall heulten die Sirenen, der Flughafen wurde für mehrere Stunden geschlossen. Laut USGS folgten mehrere Nachbeben.

Die Erschütterungen waren auch im Norden Indiens und sogar in der rund tausend Kilometer entfernten Hauptstadt Neu Delhi zu spüren. In Tibet stürzten nach offiziellen Angaben mehrere Häuser ein. Nach Angaben der nepalesischen Behörden wurden mehr als 1100 Menschen verletzt. Die größten Schäden wurden wie bei dem Beben Ende April in den östlich von Kathmandu gelegenen Provinzen verzeichnet. Alleine im Bezirk Dolakha wurden am Dienstag 26 Leichen geborgen.

Unter den Trümmern der zerstörten Häuser könnten aber noch weitere Tote begraben sein, warnte Innenminister Bam Dev Gautam. Rettungskräfte berichteten über Erdrutsche in mehreren Regionen des Landes. Ein vom Roten Kreuz betriebenes Feldlazarett in Tatopani nahe der chinesischen Grenze wurde dabei zerstört.

Parlament evakuiert

Auch wenn das neue Beben nicht ganz die Stärke des zurückliegenden erreichte, fürchteten viele Menschen, dass weitere Gebäude kollabieren. Auch das Parlament in Kathmandu musste am Dienstag evakuiert werden. Nepal müsse der neuerlichen Naturkatastrophe mit "Mut und Geduld" entgegentreten, sagte Regierungschef Sushil Koirala nach einer Krisensitzung seines Kabinetts. Nach dem Beben Ende April hatte der Ministerpräsident eingeräumt, dass die Behörden mit der Katastrophe überfordert seien.

Der bitterarme Himalaya-Staat hat sich von dem Beben vom 25. April, das eine Stärke von 7,8 hatte, noch nicht erholt. Nach jüngsten Angaben kamen dabei mehr als 8000 Menschen ums Leben, etwa 16.000 weitere wurden verletzt. Schätzungen der Behörden zufolge wurden beinahe 300.000 Häuser vollständig zerstört und rund 250.000 weitere stark beschädigt. In vielen schwer zugänglichen Tälern ist das Ausmaß der Schäden immer noch nicht vollständig erfasst.

Die neuen Erschütterungen verschärften nun das Trauma der Überlebenden. "Wir spürten es, und plötzlich rannten die Menschen in alle Richtungen", berichtete Suresh Sharma, die sich zum Zeitpunkt des neuen Bebens auf einem Gemüsemarkt in Kathmandu aufhielt. Die Situation sei "sehr beängstigend" gewesen, sagte die 63-Jährige.

Keine Rückkehr in die Häuser

Landesweit sind in Nepal weiterhin zehntausende Menschen obdachlos. Hilfsorganisationen aus aller Welt verteilen Trinkwasser, Nahrungsmittel und Medikamente. Derzeit sei "noch nicht genau abzusehen, was die aktuelle Erdbebenserie für die Hilfsmaßnahmen vor Ort bedeutet", teilte die Welthungerhilfe mit. Nach dem Erdbeben Ende April wollten die Einwohner in Kathmandu eigentlich wieder in ihre Häuser zurückkehren. Nach dem neuen Schock am Dienstag entschieden sich viele Bewohner aber dafür, vorerst weiter in Zelten zu schlafen.

Das erneute Beben ist Experten zufolge Teil einer Kettenreaktion. "Auf große Erdbeben folgen oft weitere Beben, die manchmal so heftig sind wie das erste", schrieb Carmen Solana von der Universität im britischen Portsmouth auf der Wissenschaftsseite "Science Media Center". "Denn die durch das erste Beben verursachte Bewegung führt zu einer zusätzlichen Belastung an anderen Bruchstellen (zwischen den Kontinentalplatten) und destabilisiert sie."

Quelle: ntv.de, jgu/AFP

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