Schifffahrt leidet unter TrockenheitNiedrigwasser steht kurz vor Rekordniveau

Der November ist ungewöhnlich warm und trocken. Das bereitet vor allem der Schifffahrt Probleme. Denn die Flüsse leiden unter einem extrem niedrigen Wasserstand. Die Aussicht auf die nächste Woche verspricht wenig Änderung, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.
Der November ist ungewöhnlich warm und trocken. Das bereitet vor allem der Schifffahrt Probleme. Denn die Flüsse leiden unter einem extrem niedrigen Wasserstand. Die Aussicht auf die nächste Woche verspricht wenig Änderung, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.
n-tv.de: Björn, die Pegelstände der Flüsse sinken und sinken. Das bereitet der Schifffahrt große Probleme. Trocknen unsere Flüsse aus?
Björn Alexander: Nein. Natürlich versorgen die Quellen die Flüsse weiterhin mit Wasser. Aber man merkt jetzt sehr drastisch, dass - vom deutlich zu nassen Januar mal abgesehen - die Mehrzahl der Monate trocken oder viel zu trocken gewesen sind. Gerade in den Einzugsgebieten unserer großen Ströme (Rhein, Elbe oder Donau) waren die letzten Wochen zudem nochmals sehr trocken. Und das Ergebnis sieht man jetzt eben in Form der Kiesbetten an den Flussufern.
Wie ist denn die Situation konkret? Beispielsweise am Rhein.
Hier ist der Wasserstand rund zwei Meter unter dem ansonsten üblichen Pegelstand. Das macht das Flussbett sehr schmal und die Binnenschifffahrt darf teilweise nur noch ein Drittel der Ladung aufnehmen.
Wie viel sind denn zwei Meter unter Normal?
Köln vermeldete heute Morgen einen Pegelstand von 1,05 Meter. Der Rekord aus dem Jahr 2003 von 81 Zentimetern ist also nur noch 24 Zentimeter entfernt. Und auch an den anderen Pegeln sieht es ähnlich aus. In Worms fehlen 20 Zentimeter bis zum Rekordniedrigwasser, in Koblenz 22, in Düsseldorf 16, in Duisburg 32, in Emmerich 14 Zentimeter.
Werden denn neue Rekorde aufgestellt?
Wahrscheinlich nicht ganz. In Köln zum Beispiel können wir von einem Pegelstand von etwa 90 Zentimetern in den kommenden Tagen ausgehen. Eine ganz knappe Kiste könnte es hingegen in Emmerich werden. Der Niedrigwasserrekord liegt dort bei einem Pegelstand von 28 Zentimetern. Hier ist von einem Stand von circa 30 Zentimetern binnen der nächsten Tage auszugehen.
30 Zentimeter? Da fährt doch kein Schiff mehr?
Die 30 Zentimeter sind nicht die tatsächliche Wassertiefe, sondern die Höhe des Messpegels, der dann als Referenz genommen werden kann. Anders ausgedrückt: Der Punkt, an dem der Wasserstand mittels eines Pegelhäuschens, das am Ufer steht, gemessen wird, muss nicht die tiefste Stelle des Flussbettes sein.
Wenn die Rekorde nicht gebrochen werden, dann heißt das, dass es regnen wird?
Korrekt. Langfristig gesehen wird die Trockenheit zu Ende gehen. Denn von Westen her gibt's in den nächsten Tagen tatsächlich sogenannte abflussrelevante Regenmengen. Anfangs zuerst in den nördlichen und zentralen Landesteilen. In der nächsten Woche dann auch im Süden.
Wie sieht es denn am Wochenende wettertechnisch aus?
Am Samstag im Norden wechselhaft und windig mit Regengüssen. In der Mitte und im Osten sind die Schauer seltener und es kann durchaus mal längere heitere Abschnitte geben. Im Süden bleibt es nach letzten Tropfen an den Alpen trocken und freundlich. In der eingeflossenen, deutlich kühleren Luft werden nur noch 7 bis 12, in den Mittelgebirge um 5 Grad erreicht. Der Wind weht in der Nordhälfte mäßig bis frisch mit starken bis stürmischen Böen, an den Küsten und auf den Bergen teils stark mit Sturmböen aus Südwest bis West. Im Südwesten schwächt er sich dagegen deutlich ab.
Was bringt uns der Sonntag?
Nach einer teils stürmischen Nacht ziehen in der Nordhälfte Wolken mit zeitweise kräftigem Regen durch. Von der Mosel bis in die Alpen dagegen meist trocken und teils heiter. Dabei wird es wieder milder mit Höchstwerten von meist 10 bis 15 Grad, am Oberrhein sowie in Oberbayern örtlich etwas darüber.
Wann kommt denn der angekündigte Regen in den Süden?
Am Montag noch nicht. Denn dann geht es nur im Nordwesten wechselhafter mit Schauern in die neue Woche. Sonst gibt's die Wetterberuhigung und im Süden außerhalb einzelner zäher Nebelfelder ist es leicht bewölkt oder sonnig. Die Temperaturen legen nochmals zu, oft bei 11 bis 18 Grad. Einzig im Nebel kalte 8 Grad. Ab Dienstag wird es dann allgemein wechselhaft oder wolkig und teilweise nass.
Warmer oder kalter Regen?
Erst einmal mild mit Höchstwerten von 10 bis 15 Grad. Ab dem kommenden Wochenende könnte es dann aber spürbar kälter werden.