Panorama

Fluchtwagen und KokstaxisNutzen Berliner Clans Autovermietungen für Straftaten?

11.10.2022, 15:33 Uhr
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Auch das Geld für die Autos, ob gekauft oder geleast, stamme meist selbst aus illegalen Machenschaften, sagt ein leitender Ermittler. (Foto: Clara Margais/dpa/Symbolbild)

In Berlin sollen kriminelle Großfamilien Dutzende Mietwagenunternehmen kontrollieren. Laut Recherchen des RBB werden die Fahrzeuge für Straftaten genutzt. Die Firmen seien für das kriminelle Milieu der Hauptstadt systemrelevant, sagt ein Ermittler.

Rund 40 Autovermieter versorgen laut einem Medienbericht das kriminelle Clan-Milieu in Berlin mit Fahrzeugen, um Straftaten begehen zu können. Wie der RBB unter Berufung auf die Polizei meldet, werden die Autos als Fluchtfahrzeuge bei Einbrüchen, Raubtaten und für Drogenlieferungen - sogenannte Kokstaxis - genutzt. Auch bei illegalen Autorennen würden Luxusautos der Verleihfirmen auftauchen.

"Diese dubiosen Autovermietungen sind für das kriminelle Milieu in Berlin systemrelevant", wird ein leitender LKA-Ermittler von dem Sender zitiert. "Wir haben festgestellt, dass es zahlreiche Firmen gibt, die wir der Clan-Kriminalität zuordnen. Wo wir zum einen wissen, dass viele Personen, die wir der Clan-Kriminalität zurechnen, diese Fahrzeuge nutzen, und dass diese Personen auch dahinterstecken."

Die Vermietung der Fahrzeuge erfolge oftmals über bekannte Online-Handelsplätze, bezahlt werde in aller Regel in bar. Das Geld für die Autos, ob gekauft oder geleast, stamme meist selbst aus illegalen Machenschaften. Die daraus erzielten Gewinne werden unter anderem in teure Autos investiert, die wiederum dazu dienen, neue Straftaten zu begehen und neue Gewinne zu generieren, berichtet der Sender. Demnach steht auch der Verdacht der Geldwäsche im Raum.

Strohleute werden in Osteuropa rekrutiert

Den Kriminellen auf die Schliche zu kommen, ist der Recherche zufolge oftmals nicht leicht. Die Polizei hält die tatsächlichen Eigentümer der Mietwagenunternehmen für kriminelle Mitglieder arabischstämmiger Großfamilien. Strohleute, Schein-Adressen, fingierte Steuernummern und ständig wechselnde Firmenbezeichnungen würden die Ermittlungen allerdings erschweren.

Dabei werden die Strohleute scheinbar vor allem in Osteuropa rekrutiert. Der RBB machte eigenen Angaben zufolge einen 50-jährigen verarmten Mann im polnischen Legnica ausfindig, der als geschäftsführender Gesellschafter für eine Autovermietung in Berlin-Neukölln eingesetzt wurde. Außerdem war der Mann laut Handelsregister zeitgleich Geschäftsführer von sechs weiteren Firmen im gesamten Bundesgebiet, obwohl er weder Deutsch spricht noch versteht.

Quelle: ntv.de, jpe

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