Politik

Lagebild des BKA Organisierte Kriminalität reagiert schnell auf neue Gelegenheiten

Rauschgift, Waffen und Schmuck, 2021 in einem Fall Organisierter Kriminalität vom Landeskriminalamt Niedersachsen beschlagnahmt.

Rauschgift, Waffen und Schmuck, 2021 in einem Fall Organisierter Kriminalität vom Landeskriminalamt Niedersachsen beschlagnahmt.

(Foto: dpa)

Die italienische Mafia, Rockergruppen, kriminelle Clans: Die sogenannte Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und viele Geschäftsmodelle. Der BKA-Lagebericht zeigt, dass die Verbrecher sich schnell neue Felder erschließen und damit inzwischen Milliarden verdienen.

Der durch Organisierte Kriminalität verursachte wirtschaftliche Schaden hat sich in Deutschland mehr als verdoppelt. Er stieg von 837 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 2,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, wie aus dem in Berlin veröffentlichten sogenannten Bundeslagebild zur Organisierten Kriminalität des Bundeskriminalamts hervorgeht, das BKA-Präsident Holger Münch in Berlin zusammen mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser vorstellte. Dabei ging es um erbeutetes Vermögen im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte dessen Wert bei etwa eine Milliarde Euro gelegen.

Die steigenden Zahlen verdeutlichen laut BKA das finanzielle Potenzial von Gruppierungen der Organisierten Kriminalität und "die damit einhergehende Bedrohung verschiedenster Gesellschaftsbereiche", zum Beispiel durch Reinvestitionen des Gelds in legale und illegale Geschäftsmodelle oder Korruption.

Auch die Zahl der Ermittlungsverfahren nahm im vergangenen Jahr zu - um rund 17 Prozent auf 696. Hauptgrund für den Anstieg sind Informationen, die aus der 2020 entschlüsselten geheimen Kommunikation von Verbrechern über den Anbieter Encrochat stammen. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich war es 2020 gelungen, mehr als 20 Millionen geheimer Encrochat-Nachrichten abzuschöpfen. In der Folge wurden auch in Deutschland viele Drogenhändler verurteilt. Die meisten Verfahren gab es in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Niedersachsen und Bayern.

Immer öfter bewaffnet

Einen weiteren deutlichen Anstieg verzeichnete das Bundeslagebild zur Organisierten Kriminalität bei den Tatverdächtigen. Deren Gesamtzahl nahm um fast 15 Prozent auf rund 7500 zu. 559 davon waren bewaffnet. Deren Zahl stieg damit um fast 35 Prozent.

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Dass die Zahl der Betrugsdelikte im vergangenen Jahr stark zugenommen hat, zeigt laut BKA, wie schnell manche Verbrecherbanden auf neue Tatgelegenheiten reagieren. So hat sich die Zahl der Verfahren, in denen Bezüge zur Corona-Pandemie festgestellt wurden, in 2021 im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. "Dieser Anstieg ist in hohem Maße auf die unrechtmäßige Beantragung und Nutzung von Corona-Soforthilfen der Bundesregierung zurückzuführen", heißt es in dem Lagebild.

Die organisierten Banden waren den Angaben zufolge überwiegend im Drogenhandel und -schmuggel aktiv - fast die Hälfte aller Ermittlungsverfahren fällt in diesen Bereich. Dahinter folgen Wirtschaftsdelikte sowie die sogenannte Eigentumskriminalität, also unter anderem Einbrüche und Diebstähle. Insgesamt gehe von der Organisierten Kriminalität weiterhin "ein hohes Schadens- und Bedrohungspotenzial" für die Gesellschaft sowie Institutionen aus Wirtschaft und Staat aus, hieß es zusammenfassend im Bericht.

Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa

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