Mann für die Spiritualität Pater Anselm Grün wird 80 Jahre alt
12.01.2025, 16:27 Uhr Artikel anhören
Anselm Grün befürwortet das Priesteramt für Frauen und ist ständig im Austausch.
(Foto: IMAGO/HEN-FOTO)
Anselm Grün ist einer der bekanntesten Mönche Deutschlands. Der Benediktiner ist ein gefragter Redner und Autor spiritueller Bücher. Nun wird er 80 Jahre alt. Trotz der Krise der katholischen Kirche bleibt er optimistisch.
Dieser Pater ist gefragt wie fast kein anderer Kirchenmann in Deutschland: "Bitte beachten Sie die Vorlaufzeit für Vorträge von etwa 1,5 Jahren", heißt es bei der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, wenn es um ihren prominentesten Mönch Anselm Grün geht. Der Theologe mit dem markanten Bart wird 80 Jahre alt - dank Büchern und Internet ist er auch im Alter eine wichtige Stimme, der Krise der katholischen Kirche zum Trotz.
"Wer sich wandeln will, darf nie stehen bleiben", ist ein zentraler Satz von Grün aus der Einleitung zu seinem aktuellen Buch "Alles in allem - was letztlich zählt". Gerade weil er beständig in der Lebensform des Mönchs gelebt habe, habe er sich innerlich immer weiter wandeln können, ohne Angst zu haben, seinen Halt zu verlieren.
Bestseller-Autor mit Ehrendoktor
Es sind diese von eigener Erfahrung geprägten Sichtweisen auf das Leben, die Grün zur gefragtesten Stimme für die Spiritualität machten. Mehr als 14 Millionen Bücher verkaufte er weltweit, in mehr als 30 Sprachen wurden seine Werke übersetzt. Er ist mit mehr als 300 Büchern und einer geschätzten Auflage von 20 Millionen Exemplaren als meistgelesener christlicher Autor im deutschsprachigen Raum.
Im deutschsprachigen Raum ist Grün der erfolgreichste Autor spiritueller Bücher, aber das Ansehen ist auch international sehr groß. Im September etwa bekam Grün die Ehrendoktorwürde der brasilianischen Universität Pontifícia Universidade Católica do Rio Grande do Sul verliehen. Mehr als tausend Menschen kamen nach Angaben seiner Benediktinerabtei zu dem Fest, viele standen lange an, um sich vom Pater segnen zu lassen.
Zum Benediktiner berufen
Grün wurde am 14. Januar 1945 wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Unterfranken als Kaufmannssohn geboren. Er wuchs in Lochham bei München auf und ging schon mit 13 Jahren - damals noch als Wilhelm Grün - als Internatsschüler in die Abtei Münsterschwarzach, wo sein Onkel lebte.
Direkt nach dem Abitur begann er sein Noviziat - also die Vorbereitungszeit zum Mönch - und nahm nach dem Heiligen Anselm von Canterbury seinen neuen Vornamen an. Anselm von Canterbury war im 12. Jahrhundert ein einflussreicher, englischer Erzbischof, der als Begründer der Scholastik angesehen wird. Auch Grün erwies sich als kluger Kopf. Er promovierte in Theologie, studierte außerdem Betriebswirtschaftslehre.
Von der Krise verschont
Die umfassende Bildung über die Theologie hinaus setzte er in seinem Kloster ein, wo er ab 1977 insgesamt 36 Jahre lang auch die Verantwortung für die wirtschaftlichen Angelegenheiten übernahm. 1979 veröffentlichte er im klostereigenen Verlag sein erstes Buch "Gebet und Selbsterkenntnis", es folgten mehr als hunderte weitere Titel.
Der mit dem Bundesverdienstkreuz und dem bayerischen Verdienstorden ausgezeichnete Pater und sein Kloster blieben von den tiefen Krisen der katholischen Kirche verschont. Sein Kloster Münsterschwarzach wurde dafür gelobt, dass es bereits frühzeitig Präventionsangebote für Geistliche geschaffen hatte, um Missbrauch zu verhindern. Grün selbst steht für einen zutiefst liberalen Katholizismus, befürwortet etwa das Priesteramt für Frauen. "Denn es gibt keine theologischen Gründe gegen das Priestertum der Frau", ist er überzeugt.
Dass die katholische Kirche in Europa in der Krise ist, sieht auch der Benediktiner - er wolle aber nicht in das "ständige Jammern" einstimmen, schreibt er in seinem neuen Buch. "Ich sehe meine Aufgabe darin, in einer gegenwärtig eher depressiven Stimmung Hoffnung zu vermitteln."
Privataudienz bei Papst Franziskus
Papst Franziskus hatte den Bestseller-Autor und Benediktinerpater Anfang März 2024 in einer Privataudienz im Vatikan empfangen. "Papst Franziskus hat sich bedankt, dass ich mit meinen Büchern den Menschen helfe. Das sei sehr wichtig für die Menschen und auch für die Kirche", erzählte Anselm Grün in einem Interview mit dem Domradio.
Der Papst habe zu ihm gesagt: "Du bist ein Mönch, der keine Angst hat" und das tue den Menschen in der Kirche gut. "Ich schreibe so, dass ich den Menschen Mut mache, das spürt er", sagte Grün.
Quelle: ntv.de, gut/rwe/AFP