Kinder nach Singapur verkauft Polizei sprengt indonesischen Babyhändlerring
18.07.2025, 11:52 Uhr Artikel anhören
Mindestens 25 Babys verkaufte der Babyhändlerring in den letzten Jahren nach Singapur (Symbolbild).
(Foto: picture alliance / empics)
Das eigene Baby zu verkaufen, kann sich hierzulande vermutlich niemand vorstellen. In Indonesien ist das Geschäft mit den Ängsten verzweifelter Mütter traurige Realität. Der indonesischen Polizei gelingt nun ein Schlag gegen ein Babyhändlersyndikat, doch die Suche nach den verkauften Kindern und deren Adoptiveltern steht erst am Anfang.
In Indonesien hat die Polizei 13 Personen festgenommen, die in Verbindung mit einem Babyhändlerring stehen sollen. Wie die BBC berichtet, soll das international arbeitende Syndikat seit 2003 mindestens 25 Säuglinge an Käuferinnen und Käufer in Singapur vermittelt haben. Sechs Babys, die noch verkauft werden sollten, konnten bei der Festnahme gerettet werden.
Die Polizei vermutet, dass die Babyhändler sich gezielt Mütter oder Eltern ausgesucht haben, die ihr ungeborenes Baby offenbar nicht aufziehen wollten, sei es aus finanziellen Gründen oder weil das Kind beispielsweise aus einer Vergewaltigung entstanden ist. Über Facebook haben sie Kontakt mit den Eltern aufgenommen und diesen dann auf Whatsapp weitergeführt.
Zu den Mitgliedern des Rings gehörten laut Polizei Anwerber, die Babys für den Handel ausfindig machten, Menschen, die die Kinder unterbrachten, und andere, die für die Beschaffung der gefälschten Ausweise zuständig waren. "Einige Babys wurden sogar schon im Mutterleib reserviert", sagte der Leiter der allgemeinen Kriminalpolizei von West Java, Surawan, der BBC. "Nach der Geburt wurden die Kosten für die Entbindung übernommen, dann wurde eine Entschädigung gezahlt und das Baby mitgenommen."
Kinder werden für wenige hundert Euro verkauft
Nachdem die Babys ihren Müttern weggenommen worden waren, wurden die Neugeborenen der Polizei zufolge zwei bis drei Monate lang an Betreuer übergeben, bevor sie nach in die indonesische Hauptstadt Jakarta und dann nach Pontianak geschickt wurden, wo ihre Geburtsurkunden, Pässe und Dokumente vorbereitet wurden. Anschließend sollen sie an ihre Adoptiveltern in Singapur verkauft worden sein - für 11 bis 16 Millionen indonesische Rupiah (rund 580 bis 840 Euro) pro Stück. Wie teuer ein Baby ist, soll sich unter anderem nach dem Aussehen des Kindes gerichtet haben.
Die indonesische Polizei konzentriert sich nun darauf, die Adoptiveltern der verkauften Kinder ausfindig zu machen. "Wir werden die Daten mit den Babys abgleichen, die abgereist sind, damit wir genau wissen, wer abgereist ist, wer sie begleitet hat, wann sie abgereist sind und wer die Adoptiveltern dort sind", sagte Surawan. Weil die meisten Babys jetzt eine andere Nationalität hätten, sei dies kompliziert. Die Behörden seien noch immer auf der Suche nach den jeweiligen Pässen.
Surawan fügte hinzu, dass keines der Babys entführt worden sei, sondern die Kinder durch eine Vereinbarung zwischen den Menschenhändlern und den Eltern weggenommen wurden. Eltern, die ihr Kind als entführt meldeten, taten dies, weil der Vermittler sie nicht bezahlt hatte. Auch auf einige Eltern könnte nun eine Strafverfolgung zukommen. "Wenn nachgewiesen wird, dass es eine Vereinbarung zwischen den Eltern und den Tätern gab, können sie wegen Kinderschutzdelikten und Menschenhandel angeklagt werden." Um noch weitere Mitglieder des Syndikats zu finden, hat die indonesische Polizei um Unterstützung von Interpol sowie der Polizei in Singapur gebeten.
Syndikate geben sich als Helfer in der Not aus
Kinderhandelssyndikate haben es in der Regel auf Frauen in verzweifelten Situationen abgesehen, sagte Ai Rahmayanti, Beauftragte der indonesischen Kinderschutzkommission (KPAI), der BBC. "Sie wurden zum Beispiel aufgrund von sexueller Gewalt, Verlassen durch den Ehemann oder ungewollten Schwangerschaften aus Gelegenheitsbeziehungen schwanger." Eine Abtreibung kommt für diese Frauen in vielen Fällen nicht infrage. Sie ist in Indonesien grundsätzlich illegal und wird mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren bestraft. Gestattet ist sie nur in Ausnahmefällen wie zum Beispiel medizinischen Notfällen sowie bei Schwangerschaften infolge von Vergewaltigung.
Laut Ai Rahmayanti geben sich Syndikate für Baby- oder Kinderhandel oft als Entbindungskliniken, Waisenhäuser oder soziale Einrichtungen aus, die sich scheinbar um schutzbedürftige Frauen und Kinder kümmern. "Diese Kliniken oder Heime verwenden eine Sprache, die auf den ersten Blick mitfühlend klingt, aber in Wirklichkeit bieten sie Geld und übertragen illegal das Sorgerecht für das Baby", erklärte sie.
Auch wenn es keine offiziellen Daten über die Zahl der verkauften Babys in Indonesien gibt: Die Daten der indonesischen Kinderschutzkommission (KPAI) über Menschenhandelsverbrechen zeigen, dass der Trend anhaltend ist und zunimmt. So registrierte die KPAI im Jahr 2020 noch elf Fälle von Kindern, die Opfer einer illegalen Adoption wurden, im Jahr 2023 waren es bereits 59 Fälle.
Quelle: ntv.de, akr