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Verkauf der Kinder unterbunden Behörden heben "Babyfabrik" aus

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Armut und Stigmatisierung machen es den Menschenhändlern leicht.

Armut und Stigmatisierung machen es den Menschenhändlern leicht.

(Foto: REUTERS)

Aus einer Gemeinde im Südosten Nigerias bekommt die Polizei Hinweise auf eine illegale "Babyfabrik". Offenbar werden dort Frauen festgehalten, um Kinder zu bekommen, die dann verkauft werden. Frauen und Kinder werden befreit, das geschieht sonst eher selten.

Mehr als 20 schwangere Frauen und zwei Säuglinge sind im Südosten Nigerias aus einer sogenannten Babyfabrik gerettet worden. Dabei handelt es sich um illegale Einrichtungen zur Zeugung und zum Verkauf von Kindern. Das Militär des westafrikanischen Landes teilte mit, dass die Einrichtung am Sonntag durchsucht worden sei, nachdem es Hinweise über einen Verkauf von Kindern "an Kriminelle für rituelle Zwecke sowie für Kinderschmuggel" gegeben habe. 21 der 22 geretteten Frauen waren demnach schwanger. Die Besitzerin der Einrichtung in Ohafia im Bundesstaat Abia im Südosten des Landes sei bislang flüchtig, hieß es weiter.

Sogenannte Babyfabriken fliegen in Nigeria immer wieder auf. Meist sind es kleine Unternehmen, getarnt als private medizinische Kliniken, Waisenhäuser oder sogar Sozialheime als wohltätige Anlaufstellen für arme junge Frauen und Teil der umfassenderen Menschenhandelsindustrie. Hilfesuchende werden dann gegen ihren Willen festgehalten und vergewaltigt. Opfer sind häufig auch ungewollt schwangere Jugendliche, die von zu Hause weglaufen und denen Unterkunft versprochen wird. Die Säuglinge werden dann später an Banden verkauft. Einige Kinder werden mutmaßlich ins Ausland geschmuggelt, andere landen bei Käufern, die sie bei Opferritualen töten.

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Schon in einem UNESCO-Bericht aus dem Jahr 2006 wurde der Kinderhandel als drittgrößtes Geschäftsfeld der organisierten Kriminalität nach Drogenhandel und Finanzbetrug benannt. Mehrere Faktoren tragen zur Profitabilität dieses Geschäftsmodells bei. Einer ist die soziale Stigmatisierung von ungewollten Teenager-Schwangerschaften, die viele zwingt, ihre Babys aus finanziellen Gründen aufzugeben. Weil aber auch Unfruchtbarkeit stigmatisiert ist, gibt es eine hohe Nachfrage von Eltern nach Neugeborenen, die nicht mit Adoption oder Leihmutterschaft in Verbindung gebracht werden wollen.

Besonders armen Frauen wird Leihmutterschaft zudem als Möglichkeit angeboten, Geld zu verdienen. Das ist mit männlichen Kindern leichter als mit weiblichen, denn für einen Sohn wird in der patriarchalisch geprägten nigerianischen Gesellschaft mehr bezahlt als für ein Mädchen. Nichtregierungsorganisationen zufolge ist Menschenhandel ein Geschäft mit hohem Gewinn und geringem Strafrisiko. Das US-Außenministerium zählt in seinem Bericht zum Menschenhandel 2021 weltweit insgesamt nur 10.572 Strafverfolgungen (gegenüber 9876 im Jahr 2020) und 5260 Verurteilungen (gegenüber 5011 im Jahr 2020).

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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