Panorama

Netzwerk mit rassistischer Musik Rechtsrock-Verkäufer pochen auf Bewährungsstrafe

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Der Prozess zieht sich seit August 2024 hin.

Der Prozess zieht sich seit August 2024 hin.

(Foto: picture alliance/dpa)

Fünf Männer aus Deutschland bauen ein riesiges Netzwerk auf. Über Jahre verkaufen sie Tonträger mit rechter und verfassungsfeindlicher Musik. Die Verteidigung nennt eine Sammelleidenschaft als Begründung. Im Prozess fordert sie ein geringes Strafmaß.

Im Lüneburger Prozess um die Produktion und den Verkauf gewaltverherrlichender Rechtsrockmusik haben die beiden Verteidiger des Hauptangeklagten eine milde Strafe gefordert. Maximal zwei Jahre und acht Monate Freiheitsstrafe könne man sich vorstellen, sagte ein Anwalt vor dem Landgericht. Weil ihr Mandant bereits 16 Monate in Untersuchungshaft gesessen habe, sei eine mögliche Reststrafe zur Bewährung auszusetzen.

Beide Verteidiger verneinten eine Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, auch sei der 35-Jährige kein Rädelsführer: "Er wollte ausschließlich Geld verdienen." 2010 habe der Vorbestrafte aus Bardowick bei Lüneburg angefangen, sich mit Musik zu beschäftigen, es sei eine Sammelleidenschaft geworden. Der Rechtsrock-Anteil am Verkauf der Tonträger habe maximal bei fünf Prozent gelegen.

Zudem sei die soziale Lebenssituation zu berücksichtigen: Er lebe in einer Partnerschaft und arbeite in der Pflege. Dazu wurde ein exzellentes Zeugnis seiner Tätigkeit verlesen.

Volksverhetzender Inhalt

Die Generalstaatsanwaltschaft Celle hatte eine Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten für ihn gefordert. Er soll aus seiner Garage und einem Geschäft in Hamburg Tonträger mit volksverhetzendem Inhalt verkauft und produziert haben. In den Texten bekannter Bands würden der Holocaust geleugnet und Größen des NS-Regimes verherrlicht.

Der Prozess zieht sich seit August hin, erst im Februar äußerte sich der Lüneburger: "Ob es links oder rechts war, hat mich nicht so richtig interessiert." In seinem Schlusswort beklagte er sich über die lange Zeit in der Isolationshaft und Unterstellungen der Staatsanwaltschaft, die er eine Frechheit nannte.

Die Anwälte der vier Mitangeklagten hatten Freisprüche gefordert. Der Lüneburger soll sein Geschäft mit einem 55-Jährigen aus Hamburg und einem im schleswig-holsteinischen Escheburg lebenden 46 Jahre alten Sachsen betrieben haben.

Netzwerk wurde professionalisiert

Die Männer sollen laut Anklage mehr als 28.000 Tonträger verkauft und schätzungsweise mindestens 285.000 Euro erwirtschaftet haben. Für den Hamburger steht ein Strafmaß von drei Jahren und zwei Monaten im Raum, für den 46 Jahre alten Techniker zweieinhalb Jahre Haft. Das Trio soll demnach eine kriminelle Vereinigung gebildet haben. Von 2018 bis Oktober 2023 sei das Netzwerk immer größer geworden, der Vertrieb von nationalsozialistischer, antisemitischer und rassistischer Ideologie professionalisiert worden.

Mitgewirkt haben sollen beim Ankauf von Lizenzen und der Gestaltung der Cover von Schallplatten auch zwei weitere Männer - einer aus Berlin (48 Jahre alt) und einer aus Achstetten in Baden-Württemberg (40 Jahre alt), der gebürtig aus Sachsen-Anhalt kommt. Die Staatsanwaltschaft stellte Bewährungsstrafen in den Raum.

Weil wiederholt vor Prozessbeginn Pressevertreter gefilmt oder fotografiert wurden, richtete der Vorsitzende Richter Michael Herrmann mahnende Worte an die Angeklagten, dies zu unterlassen. Das Urteil soll am kommenden Dienstag (13 Uhr) verkündet werden.

Quelle: ntv.de, raf/dpa

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