Ewige Stadt sitzt im TrockenenRom geht (fast) das Wasser aus

Die Rationierung der Wasserversorgung vermeiden die römischen Behörden im letzten Moment. Die Notlage ist aber nicht nur dem Klimawandel und mangelnder Instandhaltung geschuldet, sondern auch einem politischen Kräftemessen.
Wer gerade in der Ewigen Stadt Urlaub macht, sollte sich nicht wundern, wenn aus vielen "Nasoni", wie die Römer ihre 2500 aus Eisen gegossenen Trinkwasserbrunnen liebevoll nennen, kein Tropfen mehr fließt.
Die momentane Trockenlegung wurde von der Stadtverwaltung angeordnet. Die Wasserversorgung in der Stadt wird knapp und nur im letzten Moment wurde die Rationierung der Versorgung vermieden. Hätten sich Region und Gemeinde nicht geeinigt, hätte am Montag für 1,5 Millionen Römer eine turnusmäßige Versorgung begonnen. Anders gesagt, aus den Wasserhähnen wäre abwechselnd für acht Stunden kein Tropfen Wasser geflossen. Allein diese Vorstellung hat laut dem Gewerbeverband Confcommercio zu zahlreichen Stornierungen in Hotels und Pensionen geführt.
Gerade die Stadt, über die der englische Dichter Shelley schrieb, allein ihre Brunnen wären eine Reise nach Rom wert, wäre im Trockenen gelegen. Wobei die berühmtesten unter diesen der Vierströmebrunnen in Piazza Navona und der Barcacciabrunnen in Piazza di Spagna gar nicht betroffen gewesen wären. Denn ihr Wasser fließt noch immer durch das aus dem Jahr 19. v. C. stammende Aquädukt Aqua Virgo - den Alten Römern sei Dank. Und die würden auch ganz schön Augen machen, wüssten sie um die Probleme, die ihre Stadt gerade quälen. Immerhin hatten sie diese schon 311 v. Chr. mit dem Aquädukt Aqua Appia versorgt, dem dann weitere zehn folgten.
Heißes Wetter, mangelnde Instandhaltung
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass wegen einer Wasserleitung, die gerade einmal 8 Prozent der Stadtversorgung ausmacht, die Gefahr bestand, die Wasserversorgung könnte gekappt werden?
Begonnen hatte die Zitterpartie vor einer Woche, als der Präsident der Region Latium, Nicola Zingaretti, verkündete, dass ab Freitag, 28. Juli das Wasserversorgungsunternehmen der Stadt Acea2 - dessen Hauptaktionär mit 51 Prozent die Gemeinde ist - kein Wasser mehr aus dem nördlich von Rom gelegenen Bracciano-See pumpen dürfe. Der Wasserstand des Sees habe sich so weit gesenkt, dass eine Umweltkatastrophe drohe, schrieb Zingaretti in der Verordnung.
Das Wetter spielt bei den Versorgungsproblemen eine wichtige Rolle. Seit Jahresbeginn hat es gerade einmal an 26 Tagen geregnet, im Vorjahr gab es bis Ende Juli schon 88 Regentage. Hinzu kommt die anhaltende Hitzewelle. Doch allein dem Wetter die Schuld zu geben, wäre nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Legambiente nur die halbe Wahrheit.
Die eigentliche Ursache liege in der mangelnden Instandhaltung der Leitungen, die in manchen Fällen schon über ein halbes Jahrhundert alt sind. Das ist auch der Grund dafür, dass immer wieder Wasser auch mitten in der Stadt einfach aus dem Boden sprudelt. Die Lecks entlang der Leitungen führen dazu, dass 45 Prozent des nach Rom weitergeleiteten Wassers auf der Strecke verloren gehen, in manchen Gemeinden um Rom sind es sogar 75,5 Prozent.
Politische Hintergründe?
Die Zeitung "La Repubblica" hatte allerdings von Anfang an bezweifelt, dass es zu einer Rationierung kommt: Die Region wird von dem Sozialdemokraten Nicola Zingaretti regiert, die Hauptstadt von der 5-Sterne-Bürgermeisterin Virginia Raggi. Im nächsten Jahr stehen neben den Parlamentswahlen auch Regionalwahlen im Latium an. Und da keiner von den beiden am Ende mit dem Schwarzen Peter dastehen möchte, werde es womöglich doch noch einen Kompromiss geben, schrieb die Zeitung und sollte Recht behalten. Übergangsweise werde man bis zum 1. September statt 1100 Liter Wasser täglich nur mehr 400 Liter aus dem Bracciano See pumpen. Danach soll aber endgültig Schluss sein.
Wenn Ennio Flaiano, Schriftsteller und Drehbuchautor von Federico Fellinis "Dolce Vita", zur Lage in Italien befragt wurde, antwortete er immer: "Sie ist kritisch aber nicht ernst". Und so ist es bis heute geblieben.