Panorama

Stadtkirche Wittenberg Schmährelief "Judensau" soll erhalten werden

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Das antijüdische Schmährelief an der Südostecke der Stadtkirche von Wittenberg befindet sich dort seit etwa 1290.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wie soll man mit antijüdischen Schmähplastiken an Kirchen umgehen? Im Falle der Wittenberger "Judensau" hat der Gemeindekirchenrat sich jetzt für den Erhalt ausgesprochen. Die Stätte der Mahnung solle als Ganzes erhalten bleiben.

In der Auseinandersetzung um das antijüdische Schmährelief an der Wittenberger Stadtkirche hat sich der Gemeindekirchenrat (GKR) für den Erhalt der Plastik ausgesprochen. Die Stätte der Mahnung solle als Ganzes erhalten bleiben, sagte Jörg Bielig, der Vorsitzende des GKR. Die Entscheidung in der Stadtkirchengemeinde sei "einmütig" gefallen, sagte Pfarrer Matthias Keilholz der dpa.

Das Relief, das laut Historikern im Mittelalter entstand, sorgt seit langem für Diskussion. Es zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein. Die Stätte des Schmähreliefs "Judensau" soll nun als Gesamtensemble vor Ort weiterentwickelt werden, mit einer "bleibenden Kontextualisierung" und einem pädagogischen Konzept, hieß es vom GKR.

Das heißt, man wolle intensiver mit den Menschen ins Gespräch kommen, Wissen vermitteln, die Historie erklären. Zudem soll der Erklärtext zum Relief neu gefasst werden. Kern ist die Bitte um Vergebung an das jüdische Volk. In der Stadtkirche hatte Martin Luther (1483-1546) gepredigt, sie gilt als "Mutterkirche der Reformation". Auch Luther steht wegen seiner antisemitischen Äußerungen in der Kritik.

Quelle: ntv.de, lar/dpa

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