Panorama

"Es war noch nie so schlimm"Seniorin koordiniert australische Feuerwehr

25.01.2020, 22:00 Uhr
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McKinney liebt den Teamgeist in ihrer Feuerwehrtruppe. (Foto: picture alliance/dpa)

Maggie McKinney stand schon mit Joe Cocker auf der Bühne. Heute verbringt die 70-Jährige verstärkt bei der freiwilligen Buschfeuerwehr ihre Zeit. In 30 Dienstjahren sei es "noch nie so schlimm" gewesen wie heute, sagt McKinney.

Maggie McKinney hat schon einige aufregende Dinge erlebt. Sie sang in mehreren Bands und begleitete die britische Rocklegende Joe Cocker auf der Bühne. Aufwühlender ist aber ihr heutiger Job: Die 70-Jährige koordiniert in Bermagui im australischen Bundesstaat New South Wales ehrenamtlich die Freiwillige Feuerwehr. In ihren 30 Dienstjahren war es "noch nie so schlimm" wie heute, sagt McKinney. Seit Monaten wüten die schwersten Wald- und Buschbrände in Australiens Geschichte. Und wie gefährlich der Kampf dagegen ist, zeigte am Donnerstag der tödliche Absturz eines Löschflugzeugs.

McKinney schließt sich jedes Frühjahr der Freiwilligen Buschfeuerwehr zum Schutz von Bermagui, einer Kleinstadt an der Südostküste Australiens, an. Aber noch nie zuvor hat die 70-Jährige so dramatische Brände wie in diesem Jahr erlebt, angeheizt von jahrelanger Dürre und Rekordtemperaturen infolge des Klimawandels. Seit die Feuer ungewöhnlich früh Anfang September begannen, verbrannten 100.000 Quadratkilometer Land - das ist mehr als die Fläche Portugals. 32 Menschen, mehr als 2000 Häuser und schätzungsweise eine Milliarde Tiere wurden Opfer der Flammen.

US-Einsatzkräfte kommen ums Leben

Die Küstenregionen des südlichen Staates New South Wales und des benachbarten Victoria erlebten Anfang Januar nie da gewesene Feuerstürme, die Tausende Bewohner und Urlauber zur Flucht zwangen. Dabei vereinigten sich vier verschiedene Brände zu einem großen Inferno, das ihre Stadt bedrohe, erzählt McKinney. Zwischen Gesprächen am Walkie-Talkie mit ihrer Crew vor Ort zeigt McKinney auf eine große Karte an der Wand: "Hier brennt es noch immer."

Wie gefährlich der Einsatz gegen die Flammen ist, zeigte der Absturz eines Löschflugzeuges südwestlich von Sydney, der Hauptstadt von New South Wales. Drei Feuerwehrleute aus den USA kamen dabei ums Leben.

Doch für McKinney gibt es einen Trost. Die frühere Sängerin sieht ihre Feuerwehrtruppe ähnlich wie ihre eingeschworene Musikgruppe damals als eng verbundene Einheit, die Nachbarhäuser zu retten versucht, während ihre eigenen von Flammen bedroht sind. "Es ist eigentlich eine wunderbare Sache, wie wir aufeinander eingespielt sind in dieser Brigade - ich liebe sie", sagt sie unter Tränen der Rührung und Erschöpfung nach 19 Tagen Arbeit am Stück.

Ärger über Australiens Regierung

Auf die Frage nach der Rolle des Klimawandels und der Untätigkeit der konservativen Regierung von Australiens Premierminister Scott Morrison reagiert McKinney ernsthaft besorgt: "Es war noch nie so schlimm", erklärt sie. "Die Leute sind wütend über den Mangel an Führung, der Premierminister scheint in einer Blase zu leben."

Als glühender Verteidiger der mächtigen klimaschädlichen Kohleindustrie wurde Morrison während seiner Besuche vor Ort mehrmals ausgebuht: Die Bürger sind wütend über die mangelnde Unterstützung des Bundes bei der Brandbekämpfung - aber auch wegen Morrisons Untätigkeit angesichts der Erderwärmung.

Freiwillige Feuerwehrleute wie McKinneys 18-köpfige Truppe sind seit 1896, als die erste freiwillige Wehr in New South Wales gegründet wurde, das Rückgrat der Brandbekämpfung in Australien. Der Dienst ist auf Amateure angewiesen, da die ganzjährige Anstellung von Berufsfeuerwehrleuten überall in dem riesigen Land finanziell untragbar und für die meiste Zeit des Jahres unnötig wäre.

Doch schrumpfende Landgemeinden, eine alternde Bevölkerung und längere und intensivere Einsatzzeiten belasten dieses ehrenamtliche Modell. Für die Bekämpfung der diesjährigen Brände befahl die Regierung schließlich die größte Einberufung von Reservisten in Friedenszeiten in der Geschichte Australiens: 3000 Männer und Frauen kamen so den Feuerwehren zu Hilfe. McKinney und ihre Truppen legen die Hände trotzdem nicht in den Schoß.

Quelle: Thomas Lowe, AFP

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